Dornteufel: Thriller (German Edition)
Unterstützung brauchen, die sich ihr möglicherweise bot. Und je mehr Leute von ihren Erlebnissen bei Serail Almond wussten, desto gefährlicher war es für ihre Verfolger, sie auszuschalten. Und daher sagte sie dem Mann am Telefon, dass sie kommen würde.
Rasch schob sie das Tablett beiseite, auf dem sich die Reste des von ihr georderten Frühstücks befanden; sie konnte sich immer noch nicht dafür erwärmen, in einem voll besetzten Frühstücksraum Platz zu nehmen. Sie eilte ins Bad, schaufelte sich kaltes Wasser ins Gesicht und zog sich an. Die Auswahl an Kleidungsstücken war immer noch begrenzt, aber sie hatte den Wasch- und Bügelservice des Hauses in Anspruch genommen und fand, dass sie auch in Jeans und T-Shirt halbwegs präsentabel aussah.
Ein paar Minuten später verließ Julia mit ihrer Tasche und ihren Aufzeichnungen das Hotelzimmer. Wie schon in den vorhergehenden Tagen blieb sie an der Tür stehen und spähte vorsichtig durch den langen Flur bis zu den Fahrstühlen, doch das Hotel war um diese Uhrzeit ruhig. Sie kam ohne Zwischenfälle unten an. In der Hotelhalle tummelten sich wie immer Touristen und Hotelangestellte. Julia schritt zielstrebig durch die weitläufige Halle, nickte einem der Portiers an der Rezeption zu und näherte sich der gläsernen Eingangstür. Draußen war gerade ein kleiner Reisebus angekommen, der ihr die Sicht versperrte. Julia überlegte, ob sie draußen warten sollte, da sah sie eine schwarze Limousine, einen Mercedes-Benz S-Klasse mit getönten Scheiben, langsam die Auffahrt hochrollen. Der Wagen hielt ein Stück hinter dem Reisebus an. Julia trat durch den Eingang und ging auf den Mercedes zu.
Am Steuer saß ein Inder in Uniform. Handelte es sich wirklich um den Wagen, der sie abholen sollte? Das Auto hatte kein deutsches Diplomatenkennzeichen, wie sie bemerkte. Ein x-beliebiger Wagen … Sie blickte sich um. Außer ihr und den Insassen des Reisebusses, die jetzt nach und nach im Hotel verschwanden, war niemand vor dem Taj Bengal zu sehen. Konnte sie sich überhaupt sicher sein, dass der Anruf tatsächlich aus dem Konsulat gekommen war? Die Beifahrertür der Limousine sprang auf, und ein Mann stieg aus. Sein Jackett zeigte unter der linken Achsel eine verdächtige Ausbeulung. Eine der hinteren Wagentüren öffnete sich ebenfalls; ein weiterer Mann saß dort, dessen Gesicht sie allerdings nicht erkennen konnte. Zwei Leute plus Fahrer, um sie abzuholen?
Julia wich zurück. Sie stolperte über ein paar Taschen, die man gerade aus dem Reisebus entladen hatte, fing sich wieder und schlüpfte mit dem letzten der gerade angekommenen Touristen durch die Glastür ins Innere des Hotels zurück. Sie ging eilig, und möglichst immer in der Nähe der herumstehenden Hotelgäste, durch die Halle in Richtung der Fahrstühle. Dabei blickte sie mehrmals kurz über ihre Schulter. Der Kerl mit dem Jackett trat gerade durch die Glastür, blieb dort stehen und schaute sich suchend um. Wo war der Mann, der hinten im Mercedes gesessen hatte? Sie bemerkte, dass die schwarze Limousine langsam an der Eingangstür vorbeifuhr. Hatten diese Männer es am Ende überhaupt nicht auf sie abgesehen? Verdammte Paranoia.
Julia hielt kurz inne und ging dann zum Empfangstresen, wobei sie den Mann am Eingang im Blick behielt. Sie erklärte einer der Angestellten, sie solle von einem Wagen des deutschen Generalkonsulats abgeholt werden, und fragte, ob sich schon jemand gemeldet hätte. Die Frau hinter dem Tresen verneinte das, versprach aber, ihr Bescheid zu sagen, wenn sich jemand vom Konsulat meldete. Der Verkehr auf der Belvedere und der Alipore Road sei um diese Uhrzeit höllisch, es würde sicherlich noch ein wenig dauern. Daraufhin bat Julia, sie auf ihrem Zimmer anzurufen, wenn es so weit wäre, und vorher die Herkunft des Wagens zu überprüfen, was ihr einen verständnislosen Blick einbrachte.
Sie glaubte nicht mehr daran, dass der Generalkonsul einen Wagen schickte. Julia wollte im Konsulat anrufen und es nachprüfen. Das hätte sie gleich tun sollen! Sie ärgerte sich, dass sie sich so leicht hatte austricksen lassen. Aber sie war noch im Halbschlaf gewesen, und die scheinbare Sicherheit des Luxus-Hotels hatte sie leichtsinnig werden lassen. Der Mann mit dem ausgebeulten Jackett war plötzlich nicht mehr zu sehen. Wenn sie nur wüsste, wie der Kerl aussah, der in dem Wagen gesessen hatte. Es könnte jeder in der Halle sein. Was sollte sie jetzt tun?
Sie zog, noch am Tresen stehend, ihr neues
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