Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
Vom Netzwerk:
Hauptraum durch Glaswände und Glastüren abgetrennt. Drinnen standen randvolle Bücherregale, hohe Aktenschränke, flache Kartenschränke und eine mit dicken, schwarzen Aktenordnern vollgestopfte Regalwand. Für jemanden, der Appetit auf Regionalgeschichte hatte, schien im Oak-Ridge-Raum ein wahres Festmahl aufgetischt zu sein. Ich zog am Griff einer Glastür. Sie klapperte, ging jedoch nicht auf. Ich zog am Griff der anderen Tür. Auch sie rührte sich nicht.
    »Versuchen Sie’s mal mit Drücken«, sagte eine weibliche Stimme hinter mir. Ich drückte. Immer noch nichts. »Oh. Dann funktioniert das Schloss ja doch«, sagte die Stimme. Ich drehte mich um und sah eine Frau mit schwarzem Haar und lachenden Augen. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich konnte nicht widerstehen. Sie haben so ernst ausgesehen.« Ich starrte sie an, und ihre Belustigung verwandelte sich in Besorgnis. »Es tut mir ehrlich leid«, sagte sie. »Ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich dachte nur …«
    »Nein, nein«, sagte ich rasch. »Es ist nicht wegen der Tür. Die Tür … die Sache mit der Tür war lustig. Sie haben mich nur für einen Moment an jemanden erinnert.« Die Bibliothekarin – Isabella Morgan, verriet ein Namensschildchen an ihrem Pullover – war die Frau, bei deren Anblick ich beim Verlassen der Kapelle gedacht hatte, ich hätte einen Geist gesehen. »Waren Sie nicht bei Dr. Novaks Beerdigung?«
    Sie wirkte verdutzt. »Ja«, sagte sie. Es gab eine Pause, und dann fügte sie verlegen, wie ich fand, hinzu: »Von wegen Regionalgeschichte.« Ich stellte mich vor und erzählte ihr, dass ich Novaks Leiche aus dem Eis des Swimmingpools gesägt hatte. »Oh, richtig«, sagte sie. »Ihr Foto war im Oak Ridger. Sie sind der mit der Kettensäge.«
    Ich lachte. »Genau genommen bin ich der ohne die Kettensäge, woran mich alle ständig erinnern. Wie auch immer, ich interessiere mich für die Geschichte der Stadt. Ich hatte gehofft, mich ein wenig im Oak-Ridge-Raum umsehen zu können.«
    Sie griff in eine Tasche ihres Pullovers und holte einen Schlüssel heraus. »Sehen Sie sich ruhig um«, sagte sie. »Kann ich Ihnen helfen, irgendetwas Bestimmtes herauszusuchen?«
    »Hm. Also, ein Mann oben im Museum hat gesagt, Sie hätten hier einen ganzen Haufen Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg. Die würde ich mir gern anschauen, falls sie leicht zugänglich sind.«
    Sie zeigte auf die Regale mit den dicken Aktenordnern. »Die sind sehr leicht zu finden«, sagte sie. »Und es ist tatsächlich eine beachtliche Sammlung.«
    »Was ich im Museum gesehen habe«, sagte ich, »deutet darauf hin, dass der Fotograf schon anfing, Fotos zu schießen, bevor die Armee überhaupt einen Fuß hierher setzte.«
    »So etwa«, sagte sie. »Fast als hätte er zeigen wollen, wie die Prophezeiung wahr wurde.«
    »Die Prophezeiung? Was für eine Prophezeiung?«
    »Sie haben noch nie von der Prophezeiung gehört?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich. »Was für eine Prophezeiung?«
    »Um 1900«, sagte sie, »hat ein ortsansässiger Mystiker die Schöpfung von Oak Ridge und die Rolle, die die Stadt im Zweiten Weltkrieg spielen würde, vorhergesagt.«
    »Irgend so ein Hinterwäldler vor hundert Jahren wusste etwas über Urananreicherung und Plutoniumproduktion? Also, da haben Fermi, Oppenheimer und Einstein die Idee her?«
    Sie lächelte. »Also, was Physik und Chemie betrifft, ist er nicht ins Detail gegangen«, sagte sie. »Er hieß John Hendrix, war Prediger und galt ein wenig als Spinner. Angeblich soll er auch getrunken haben.«
    »Da kommt einem die Predigt doch gleich viel flüssiger über die Lippen«, versetzte ich. »Und vielleicht weiß man als Trinker auch mehr über das Sündigen.«
    »Man erzählt sich«, fuhr sie fort, »dass John Hendrix von einer Stimme aufgefordert wurde, vierzig Tage und Nächte im Wald zu schlafen und zu beten.«
    »Demnach hätte er ja ganz schön viel gebetet«, meinte ich.
    Sie nickte. »Am einundvierzigsten Tag ist er wieder aufgetaucht und hat einigen Leuten in einer kleinen Gemischtwarenhandlung erzählt, er hätte eine Vision gehabt.« Sie nahm ein abgenutztes Buch aus dem Regal, Back of Oak Ridge, und schlug es recht weit vorne irgendwo auf. »Folgendes hat er gesagt: ›Eine Stadt wird errichtet auf dem Black Oak Ridge‹ – das ist der Bergrücken, auf dem während des Zweiten Weltkriegs die Wohnhäuser errichtet wurden – ›und das Zentrum der Macht wird auf einem Platz in der Mitte zwischen Sevier Tadlocks Farm und Joe Pyatts Haus

Weitere Kostenlose Bücher