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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Papiere.
    »Ich verhafte Sie, Dr. Erika Werner!« sagte er laut.
    »Bitte! Sie tun nur Ihre Pflicht.«
    »Aber was Sie tun, ist ein dummes, ein sinnloses Opfer! Ich werde es Ihnen beweisen«, schrie Kommissar Flecken. »Sie werden ins Zuchthaus kommen, Sie werden Ihre Approbation aberkannt bekommen, Sie werden aus der menschlichen Gesellschaft ausgestoßen werden! Nach drei oder fünf Jahren sind Sie ein Wrack … gerade Sie! Für was und für wen opfern Sie sich denn? Überlegen Sie es doch einmal nüchtern!«
    Erika Werner stand von dem Stuhl mitten im Zimmer auf. Sie sah über Flecken hinweg auf einen Punkt an der Wand.
    »Darf ich mir vor dem Abtransport die nötigsten Sachen zusammenpacken?«
    »Sie dürfen!« Die Stimme Fleckens vibrierte vor Ärger und Wut auf Dr. Bornholm.
    Mit erhobenem Haupt verließ Dr. Erika Werner das Vernehmungszimmer.
    Mit dem ersten erreichbaren Flugzeug flog Dozent Dr. Bornholm aus München zurück. Er traf am späten Abend in der Klinik ein, als Kommissar Flecken mit dem gerichtsmedizinischen Befund erneut im Zimmer Professor Rahtenaus saß. Der Pathologe Professor Burgner hatte gründlich gearbeitet. Einhundertsiebzig Fragen hatte er beantwortet. Todesursache, Todestag, Todesstunde, alles stand fest. Rahtenau las den Obduktionsbericht, als Dr. Bornholm in das Chefzimmer kam. Er blickte kurz auf und las dann weiter, wortlos, unnahbar. Dann legte er den Bericht zur Seite. Dr. Bornholm war an der Tür stehengeblieben.
    »Das ist ja ungeheuerlich, Schwiegervater!« sagte er. »Man wirft mir vor, daß ich …«
    Rahtenau erhob sich abrupt. Er übersah seinen Oberarzt und blickte auf Kommissar Flecken, der mit gefalteten Händen in einem tiefen Sessel vor dem Schreibtisch saß.
    »Ich überlasse es Ihnen, Herrn Bornholm zu fragen«, sagte er starr. »Ich habe keine Fragen mehr.«
    »Herr Professor!« Bornholm war bleich geworden. Die Haltung, die er bisher bewahrt hatte, schmolz dahin. Er trat einen Schritt auf Rahtenau zu, als wolle er ihm den Weg aus dem Zimmer versperren. Professor Rahtenau sah an ihm vorbei, blieb stehen und sagte fast hoheitsvoll:
    »Wollen Sie mich bitte vorbeilassen.«
    Bornholm trat zur Seite. Ohne ein weiteres Wort verließ Rahtenau sein Zimmer. Nur die Tür schlug hinter ihm zu, krachend, in den Angeln zitternd. Es war mehr als Worte. Es war ein endgültiges Zuschlagen. Bornholm verstand und wandte sich zu Kommissar Flecken.
    »Was wird mir vorgeworfen?« fragte er herrisch. Allein mit sich und dem unbekannten Kommissar, dem kleinen Beamten, wie Bornholm sich als innere Aufrichtung vorsagte, kehrte seine Haltung wieder. Theo Flecken lächelte ihn an. Es fiel ihm schwer, dieses breite Lächeln … aber er wußte, daß nichts unsicherer macht als ein lächelnder Mund, aus dem man Anklagen erwartet und keine Freundlichkeiten.
    »Zunächst eine falsche Obduktion. Sie haben Herzinsuffizienz geschrieben. Was die Todesursache war … brauchen wir uns noch darüber unterhalten?«
    »Nein!« Bornholms Backenmuskeln drückten sich durch die braune Gesichtshaut. »Ich wollte einer jungen, hoffnungsvollen Kollegin helfen. Das allein war es. Es ist meine Schuld. Ich gestehe es ein! Aber wem wäre damit gedient gewesen, wenn ich geschrieben hätte: Tod durch Verbluten wegen Abortus.«
    »Uns! Und dem Paragraphen zweihundertachtzehn! Sie haben eine strafbare Handlung gedeckt! Das wollten Sie doch sagen?«
    »Ja«, antwortete Bornholm gedehnt.
    »Mit anderen Worten: Sie sagen aus, daß Ihre junge Kollegin Doktor Erika Werner den verbotenen Eingriff allein ausgeführt hat!«
    Bornholm sah die Falle, die er sich und Erika gestellt hatte. Es gab kein Zurück mehr. Der Befund des Gerichtsmedizinischen Institutes lag vor. Er erkannte den Briefkopf sofort. Es war sinnlos, den Eingriff zu leugnen. Es gab nur noch einen wesentlichen Punkt, der klargestellt werden mußte: Wen traf die Schuld? Wer hatte den Eingriff unternommen?
    »Nun?« fragte Kommissar Flecken. Er lächelte wieder, aber nicht mehr freundlich, sondern böse, gefährlich. Wie ein Raubtier grinst, bevor es zuschlägt.
    »Ich habe erst gegen Mittag des folgenden Tages nach einem dringenden Anruf des Chefs die Klinik betreten und fand die Katastrophe vollendet vor«, sagte Bornholm elegant.
    »Und in der Nacht?«
    »Lag ich im Bett. Ich hatte schwer gearbeitet …«
    »Sie waren überhaupt nicht in der Klinik? Auch nicht in Ihrem Labor?«
    »Nein.«
    »Dann hat also Fräulein Dr. Werner allein …«
    »Das müssen Sie

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