Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
Schwarzmagier haben irgend eine ungewöhnliche Besonderheit. Dann ist außerdem nicht so klar, inwieweit sein Zaubermantel ebenfalls zu schwarzmagischen Praktiken befähigt. Immerhin kann er damit fliegen. Er hat ihn auch dazu eingesetzt, einen Doktortitel bei den normalen Menschen zu erwerben.“
„Ist er Arzt?“, fragte Karli.
„Nein, nein. Er hat den Doktor in seinem Studienfach Sport gemacht. Er hat in seiner Dissertation, also seiner Doktorarbeit, behauptet, dass man mit bestimmten Muskelbewegungen, kombiniert mit einem Spezialstoff, fliegen kann. Mit seinem Zaubermantel hat er das vorgemacht. Allen, die diese Flugmöglichkeit mit ihren eigenen, aus dem angeblichen Spezialstoff hergestellten Mänteln getestet haben, hat er seinen Mantel über Arme und Rücken gezaubert, so dass auch sie fliegen konnten. Sie hatten keine Ahnung davon und waren hellauf von seiner Forschung begeistert. So hat er seinen Doktortitel erworben – mit Lug und Trug oder sogar mit schwarzer Magie. Das spricht eben nicht gerade für ihn. Ich habe ihn deshalb auf unseren Hexen- und Zauberer ver samm lungen immer gemieden. Na ja, und seine Rolle bei den Menschen? Er ist halt nun mal Lehrer, wie es sich aus seinen Studienfächern Sport und Chemie ergeben hat. Jeder von uns Hexen und Zauberern hat irgendeinen bürgerlichen Beruf, damit wir auch ein bisschen Geld verdienen und ebenfalls die Errungenschaften der normalen Menschen nutzen können. Aber nur wenige sind Lehrer. Ich weiß nicht, warum das so ist. Vielleicht scheuen wir uns davor, weil Kinder noch so unverdorben und offen sind, dass sie uns auf die Schliche kommen könnten. Andererseits ist es egal, denn Erwach sene glauben sowieso nicht, was die Kinder ihnen sagen. Allerdings werden diese Kinder auch mal erwachsen. Wenn sie dann dieses Wissen um uns bewahren, können wir möglicherweise nicht mehr ungestört unser besonderes Leben leben. - So, jetzt wisst ihr auch Bescheid. Hoffentlich habe ich euch nicht zu viel erzählt!“
„Wir können schweigen“, versicherte Karli schnell.
Regine nickte. „Eigentlich hat er gar nicht so böse gewirkt, als wir ihn auf dem Eichenast gesehen haben“, meinte sie.
„Da kann man sich aber sehr täuschen“, schnurrte Katana und genoss sichtlich die weichen, inzwi schen wieder warmen Kinderhände. „Die Trennung seiner Eltern solltest du auch nicht vergessen, Zawarima. Hat nicht Poptlok Luktors Mutter seinen Vater deshalb verlassen, weil der sich den Schwarzmagiern zugewandt hatte? Und ist nicht Poptlok beim Vater geblieben? Das deutet doch unverkennbar darauf hin, dass er es auch schon mit den Schwarzmagiern hielt.“
„Nun, so ganz geklärt ist die Trennung seiner Eltern nicht“, korrigierte Zawarima. „Tatsache ist nur, dass Poptloks Vater Schwarzmagier geworden ist und später in deren Kreis sein Leben verloren hat. Wie Poptlok selbst zu diesen Magiern stand oder steht, war nie eindeutig.“
„Also, wenn der Sohn beim Vater bleibt und nicht mit der Mutter weggeht, ist es doch wohl logisch, dass ihm dessen Lebensart mehr zusagt, oder?“, beharrte Katana auf ihrer Theorie.
„Auf dem ersten Blick sieht das wirklich so aus. Und ich denke ja auch so wie du. Doch alles könnte auch ganz anders sein. Das muss man gerechtigkeitshalber betonen, zumal auch niemand weiß, was mit seiner Mutter passiert ist. Nachdem sie sich von Poptloks Vater getrennt hatte, ist sie spurlos aus der Gemeinschaft der Hexen und Zauberer verschwunden.“ Zawarima, die während des Gesprächs ihr Streicheln unterbrochen hatte, begann nun von neuem Wölfle hinter dem Ohr zu kraulen.
„Na gut. Jedenfalls stellt er dir nach. Du hast das schon bemerkt, und wir haben ihn heute auch ertappt. Was tust du dagegen? Wie willst du dich vor ihm und seinen bösen Machenschaften schützen?“, brachte Katana das Gespäch wieder auf das Eigentliche.
Die Kinder wunderten sich, wie klug diese Hexenkatze denken, Schlüsse ziehen und argumentieren konnte.
Zawarima zuckte mit den Schultern. „Ich weiß noch nicht recht. Wenn ich ihn das nächste Mal treffe, frage ich ihn einfach, was er will.“
„Er wird dir doch nie die Wahrheit sagen!“
„Hast du eine bessere Idee?“ Zawarima richtete ihren Oberkörper gerade, womit sie abermals das Streicheln stoppte. „Ich denke, hier in meinem Haus bin ich erst mal in Sicherheit. Du und Wölfle und auch Rabax auf dem Hausdach, ihr seid achtsam. Da merken wir sehr schnell, wenn Unheil droht. Dann kann ich immer noch
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