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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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herbeizauberte.

11
Saat des Schreckens
    Irene war von Zweifeln befallen. Zuerst befürchtete sie, daß sie während des Abstiegs und des ständigen Hin- und Herreichens den Samenbeutel verlieren würde; als dies nicht geschah, rechnete sie damit, daß sie den Halt verlieren und in die Tiefe stürzen würde. Dazwischen war sie nervös und dachte an den Eindruck, den sie wohl auf die anderen machen mußte, wie sie so in ihrer Bluse und ihrem grünen Höschen den Efeu hinabkletterte.
    Doch sie schafften es ohne Zwischenfälle. Unten warteten Xap und Chem und Zora, zusammen mit einigen der Musen.
    Sobald sie mit ihren Samen in Sicherheit war, ließ Irene eine Kleiderpflanze und ein neues Paar Frauenschuh wachsen, um sich wieder richtig anzuziehen. Doch damit tauschte sie nur eine Sorge gegen die andere. Wo war Ivy inzwischen? Hatte der Zyklop sie aufgefressen? Nein, natürlich nicht, denn die kleine Efeupflanze war immer noch gesund. Doch es würde immer noch ein bis zwei Tage dauern, bis sie zurückgekehrt war, es sei denn, es gelang ihr, eine neue Flugpflanze wachsen zu lassen und auf ihr zurückzufliegen. Doch dann würden weder Chem noch Zora Zombie mit ihr zurückkehren können, und sie brauchte diese Freundinnen. Außerdem würde keine ihrer Flugpflanzen die zusätzliche Last des Samenbeutels ertragen. Da war es besser, zurückzureiten, wie sie hergeritten war, auch wenn der Zeitverlust sie schmerzen mochte.
    Und was, wenn sie dem Python wieder begegnen sollten oder den Mänaden? Zwischen ihr und ihrem Kind lauerten zahllose Gefahren!
    Irene nahm sich zusammen und überprüfte ihren neuen großen Beutel voller Samen. Sie pickte ein paar vertraute Samen heraus sowie ein paar unvertraute, für alle Fälle. Sie hatte so viele von ihren gewöhnlichen Samen verbraucht, daß sie sich auf ihren ursprünglich mitgenommenen Vorrat allein nicht mehr verlassen konnte.
    Die Musen waren freundliche, zivilisierte, intelligente Frauen, und Irene hätte es normalerweise genossen, bei ihnen zu bleiben, doch hatte sie keine Zeit für Plaudereien. Jeder Verzug hätte Ivys Schicksal besiegeln können! Auch so war vielleicht nicht mehr genügend Zeit vorhanden. Alles war so unsicher! »Begeben wir uns auf den Weg!« schnappte sie.
    Die anderen schauten sie zwar schief an, wandten jedoch nichts dagegen ein. Hastig entboten sie den Musen Lebewohl und machten sich auf den Weg.
    Dennoch war Irene erregt. Was, wenn Chem stolperte und sich vielleicht dabei ein Bein brach? So vieles konnte noch schiefgehen!
    Grundy blickte zu ihr zurück. »Stimmt irgend etwas nicht, Irene?« fragte der Golem. »Ihr seht erschreckt aus.«
    »Halt’s Maul, du kleiner Lumpensack!« fauchte sie ihn an.
    »Aber er hat Euch doch nur gefragt, ob…« begann Chem.
    »Du auch, Pferdehintern!« sagte Irene.
    Verletzt schwieg die Zentaurin. Noch nie hatte Irene so mit ihr geredet, und schon gar nicht grundlos.
    »Die Samen!« rief Xavier. »Der große Vogel hat uns aufgetragen, immer daran zu denken, was sie bedeuten!«
    Plötzlich fiel alles ins Bild. »Zweifel, Zwietracht und Krieg!« rief Irene. »Seit ich sie bekommen habe, werde ich von Zweifeln geplagt!«
    »Und das ist keineswegs alles«, brummte Grundy mißmutig.
    Irene begriff, daß es nicht genügte, nur die Ursache ihres Problems zu erkennen. Sie mußte auch eine Möglichkeit finden, um die üblen Wirkungen der Samen zu neutralisieren.
    »Wir könnten sie ja abwechselnd bei uns tragen«, meinte Xavier hilfreich. »Dann ist es für den einzelnen nicht so schlimm.«
    Trotz ihres Zweifels, ihrer Reizbarkeit und ihrer wachsenden Neigung zur Gewalttätigkeit sah Irene ein, daß der Vorschlag durchaus seinen Wert hatte. Dieser Tölpel war eigentlich ganz schön schlau. Sie reichte Grundy den Samen des Zweifels, den Samen der Zwietracht an Xavier und den Samen des Krieges an Zora. Sie wollte nicht, daß die beiden Reittiere sie bekämen; sie waren für den Transport zu wichtig, und außerdem wäre Xavier wohl zu gefährlich geworden, hätte er etwa kriegerische Gelüste entwickelt.
    Kaum hatte sie den Samen abgegeben, fühlte Irene sich auch schon erleichtert. Nun kehrten Selbstsicherheit, Vertrauen und Ausgeglichenheit zu ihr zurück. Sie würden es schon schaffen.
    »Unterwegs lauern eine Menge schlimmer Dinge auf uns«, meinte Grundy. »Vielleicht sollten wir doch lieber eine andere Strecke wählen.«
    Das war der Samen des Zweifels. Es war hilfreich, darum zu wissen; sie konnte den Golem dadurch besser

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