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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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oder spielt er weiter seine Rolle? Macht Iridal
sich immer noch etwas vor? Haplo musterte sie aus den Augenwinkeln, aber ihr
verschlossenes Gesicht gab ihm keinen Hinweis.
    Sie haßte ihn, soviel stand fest. Haßte ihn,
weil er ihr das Kind weggenommen hatte; weil er sie dazu brachte, ihrem Sohn
zu mißtrauen.
    Sie wird mich noch mehr hassen, wenn sich herausstellt,
daß ich recht habe, dachte Haplo. Nicht, daß ich es ihr verdenken könnte. Wer
weiß, wie Gram sich entwickelt haben würde, wenn ich ihn bei ihr gelassen hätte.
Wer weiß, was aus ihm geworden wäre, ohne Einfluß seines ›Großvaters‹. Aber
dann hätten wir nie erfahren, wie das Allüberall funktioniert, wir hätten nie
den Androiden entdeckt. Merkwürdig, wie alles zusammenhängt.
    Und es hätte womöglich gar nichts geändert. Gram
ist und bleibt Sinistrads Sohn. Iridals Sohn auch, nicht zu vergessen. Ja, auch
Ihr hattet Anteil an seiner Erziehung – allein durch Eure vornehme
Zurückhaltung. Ihr hättet Eurem Gemahl Einhalt gebieten können. Den Kleinen
zurückholen. Aber das habt Ihr inzwischen eingesehen, oder nicht? Und
genaugenommen – vielleicht hättet Ihr doch nichts tun können. Vielleicht hattet
Ihr zuviel Angst.
    Angst, wie ich sie habe. Angst davor, ins
Labyrinth zurückzukehren, um meinem eigenen Kind zu helfen…
    »Ich glaube, wir sind gar nicht so verschieden,
Lady Iridal«, sagte er in Gedanken zu ihr. »Haßt mich ruhig, wenn Ihr Euch dann
besser fühlt. Andere zu hassen ist verdammt viel leichter, als sich selbst
hassen zu müssen.«
    »Was ist dies hier für ein Ort?« fragte er laut.
»Wo befinden wir uns?«
    »In der Kathedrale d’Albedo«, antwortete der
Hüter.
    Sie waren aus dem Stollen in einen hohen Raum getreten,
ein Gewölbe, an dessen Bestimmung es keinen Zweifel geben konnte. Haplo
betrachtete die Reihen der vollgestellten Bücherregale, seine besondere Aufmerksamkeit
erregten einige Bände mit goldgeprägten Sartanrunen auf dem Einbandrücken. Er
mußte an Alfred denken, und ihm fiel eine Frage ein, die er Iridal hatte
stellen wollen, aber das mußte warten bis später, wenn sie Gelegenheit hatten,
allein miteinander zu sprechen. Falls sie sich bereit fand, mit ihm zu
sprechen.
    »Die Kathedrale dAlbedo«, wiederholte Haplo nachdenklich.
Wo hatte er das schon gehört? Dann erinnerte er sich. Das gekaperte Elfenschiff
auf Drevlin, der tödlich verwundete Kapitän, ein Magier, der ihm eine kleine
Schatulle an die Lippen hielt. Das Bannen einer Seele im Diesseits. Allmählich
ergab einiges von dem, was die Kenkari erzählten, wenigstens halbwegs einen
Sinn. Oder es lag daran, daß der Schmerz in seinem Kopf nachließ.
    »Hier bewahrt ihr Elfen die Seelen eurer Toten«,
sagte Haplo. »Ihr glaubt, sie stärken eure Magie.«
    »Ja, das ist unser Glaube.«
    Sie waren die Treppe aus den unteren Stockwerken
hinaufgestiegen und standen jetzt in der eigentlichen Kathedrale, durch deren
kristallene Mauern man das Temenos im Sonnenschein liegen sah. Alles war friedvoll,
feierlich, ruhig. Andere Kenkari huschten auf weichbeschuhten Füßen vorbei und
neigten im Vorübergehen ehrerbietig den Kopf vor den drei Hütern.
    »Da wir von Seelen sprechen«, meinte Haplos
Begleiter. »Wo ist Eure?«
    »Wo ist mein was!« Haplo glaubte nicht
recht gehört zu haben. »Eure Seele. Wir wissen, daß Ihr eine habt«, fügte der
Hüter hinzu, weil er Haplos ungläubige Miene als Ausdruck der Indignation
mißverstand.
    »Ja? Na, dann wißt ihr mehr als ich«, brummte
Haplo.
    Er massierte sich den schmerzenden Schädel. Gar
nichts ergab einen Sinn. Die seltsamen Nichtigen – und ein kurioseres Völkchen
war ihm noch nicht untergekommen – hatten recht. Er mußte sich die Zeit nehmen,
seine Verletzungen auszukurieren.
    Und sobald er wieder bei Kräften war, mußte er
versuchen, auf die eine oder andere Weise ein Schiff zu stehlen…
    »Hier könnt Ihr Euch ausruhen.«
    Die Kenkari öffneten die Tür zu einem kleinen
Gelaß, eine Kapelle offenbar. Ein Fenster erlaubte den Blick in einen wunderschönen,
üppigen Garten. Haplo sah nur flüchtig hin, uninteressiert. Ihm war daran
gelegen, den Heilungsprozeß zu vollenden und seiner Wege zu gehen.
    Bruder Seele deutete mit einer höflichen Gebärde
auf zwei gepolsterte Stühle. »Soll man Euch etwas bringen? Essen? Getränke?«
    »Ja. Ein Drachenschiff«, knurrte Haplo.
    Iridal sank auf einen Stuhl, schloß die Augen
und schüttelte den

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