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Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Titel: Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Ziegenmeyer
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revanchieren?“
    Auguste stocherte in der Glut herum und legte ein paar neue Zweige auf.
    „Ich weiß nicht, wie weit wir damit kommen würden. Zumindest bei der einfachen und direkten Methode habe ich so meine Zweifel.“
    William schnalzte ärgerlich mit der Zunge und warf ihr einen verächtlichen Blick zu, doch Auguste fing ihn auf. Für einen Moment legte sich eine gewisse Spannung über den Platz.
    Auch über William und Lilly hatte es dereinst einen Druden-Eintrag gegeben. Sogar einen ziemlich ausführlichen. Neben einem langen Sündenregister, das unter anderem einige schmerzlich vermisste Juwelen des Erzbischofs von Canterbury betraf, fanden sich darin zwei kleine Portraits – sowie der dringliche Hinweis, man solle ihnen lieber aus dem Weg gehen, wenn man auf die Vollständigkeit seiner Glieder Wert legte.
    Leider umfasste die Personenbeschreibung auch einige äußerst schmähliche Wörter. Kurze Zeit später statteten die beiden der Redaktion daher einen Besuch ab. In den folgenden Auflagen fand sich lediglich der Vermerk, William und Lilly McAnger seien Zeitgenossen von ausgesuchter Höflichkeit, die allerdings auf einen ihnen gegenüber verübten Bruch der Etikette mit gewisser Heftigkeit reagierten. Doch auch dies war nun schon einige Jahrhunderte und ein paar einschneidende Erlebnisse her.
    Nachdem die Spannung noch ein, zwei Augenblicke angehalten hatte, schlug der Kobold schließlich die Augen nieder und stopfte weiter an seiner Pfeife.
    „Na schön, was hast du vor?“
    „Ich bezweifle, dass es uns viel Erfolg einbringt, einfach nur herumzulaufen und jedem einzelnen von ihnen das zu geben, was er verdient. Dafür sind es zu viele. Unsere einzige Chance ist es, sie dort zu packen, wo es wirklich wehtut.“
    „Sprich weiter.“
    Mit gerafften Worten berichtete Auguste von ihrer Begegnung mit Eulalia.
    „Es besteht also die Möglichkeit, dass sie so etwas wie ein Hauptlager haben.“
    „Weißt du, wie man dorthin gelangt?“
    Auguste nickte.
    „Es ist kein Katzensprung, aber wenn wir mit der Morgendämmerung aufbrechen, sollte uns genügend Zeit bleiben.“
    Leise brummte William vor sich hin.
    „Ihr Hauptlager. Soso. Ein Ort, von dem alles ausgeht und wo sie vermutlich am zahlreichsten sind.“
    Langsam nahm der Kobold einen Stein vom Boden auf und ließ ihn mit verhaltenem Lächeln von Hand zu Hand springen.
    „Werte Mitstreiter, ich sehe mich zu der Feststellung gezwungen, dass dieses Unterfangen kein leichtes wird.“
    „Dann“, führte Lilly den Gedanken zu Ende, „brauchen wir eben einen Plan.“

Plötzlich fuhr Rasputin Borkenschreck aus dem Schlaf. Der kleine Wolpertinger neigte ohnehin zu einer nervösen Gemütsverfassung, doch seit er im hinteren Teil einer Bratwurstbude zu sich kam und von der Besitzerin mit einer Grillgabel verfolgt wurde, war es noch schlimmer geworden.
    Verschlafen blickte er sich um. Gespenstische Schatten tanzten über die Wände des Steinbruchs. Sie gingen von einer flackernden Lichtquelle aus, die sich nur wenige Schritte vor ihm befand. Dort stand die Hexe neben einem neuerlichen Feuer und machte sich an einem kleinen, verrußten Kessel zu schaffen.
    Wo dieser herkam, war Rasputin ein Rätsel. Hätte der Wolpertinger einen Druden zur Hand gehabt, hätte er allerdings erfahren, dass es einige Dinge gab, die so typisch für Hexen waren, dass sie diese jederzeit aus dem Nichts beschwören konnten. Dazu zählten neben kleinen, verrußten Kesseln auch spitze Hüte und Warzen.
    Tief bückte sich Auguste hinab, während sie eine merkwürdige Melodie vor sich hin summte und mit einem Ast kreisende Bewegungen vollführte. Besorgt richtete sich der Wolpertinger auf. Die Hexe schien ihn nicht zu bemerken. Langsam machte sie einige Beutel von ihrem Gürtel los, ließ etwas von ihrem Inhalt herausrieseln und fuhr dann mit dem Rühren fort. Dampfschwaden waberten über den Rand des Kessels hinweg und wallten an dessen Seiten hinab. In Inneren sah Rasputin einen trüben, grünlichen Sud. Ein mattes Leuchten ging von ihm aus, und seine Oberfläche warf zähe Blasen.
    „Was tust du da?“
    Scharf hallten seine Worte durch die Stille.
    Auguste schrak zusammen, doch dann wandte sie sich ihm lächelnd zu, zog den Rührstock heraus und klopfte mit ihm gegen die Kesselwand. Am Horizont zeigte sich der erste Silberstreif.
    „Frühstück ist fertig!“

„Was, zum Donner, hat das zu bedeuten?“
    Der unordentliche Sitz seiner Kutte und die tiefen Augenringe besagten, dass

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