Drachengasse 13, Band 04
nicht, dass sein Vater den Elf und nicht ihn in Kriegskunst unterrichtete.
„Mein … Vater“,keuchteer,alsSandounderdenElferreichthattenundendlichzumStehenkamen.„Ister … da?“DabeistütztesichTomrinamTorab,weilerfürchtete,vorlauterErschöpfungumzukippen.
„Wir müssen ihn dringend sprechen“, ergänzte Sando.
Isjander, dessen Miene ohnehin nicht gerade freundlich gewesen war, hob eine Braue und sah die beiden voller Misstrauen an.
Vermutlich ärgert er sich, weil Vater ihn zur Torwache abgestellt hat , folgerte Tomrin. Aber warum? Wenn er nach mir sucht, kann er doch seinen Knappen nicht entbehren. Irgendetwas stimmte hier nicht.
„Wollt ihr mich auf den Arm nehmen?“, fragte Isjander. „Glaubt ihr, nur weil ich hier sinnlos Wache halten muss, anstatt mich wichtigeren Aufgaben zu widmen, dürft ihr euch einen Spaß mit mir erlauben?“
Tomrin stutzte. „Spaß? Nein, wir müssen wirklich dringend mit meinem Vater sprechen. Es geht um … “
Ein Wink von Sando ließ ihn innehalten. Er hatte recht: Je weniger Unbeteiligte von den Ereignissen rund um den rätselhaften Spiegel wussten, desto besser.
„Und was wollt ihr dann hier ?“, fuhr Isjander Tomrin an, als dieser nicht weitersprach. „Die Schmuddelkinder, mit denen du dich da herumtreibst, haben einen schlechten Einfluss auf dich, Tomrin.“ Dabei glitt sein Blick missbilligend über Sando.
Der Straßenjunge blieb gelassen. „Ritter Ronans Sohn hat dich etwas gefragt, Elf“, sagte er in einem unterkühlten Ton, wie ihn für gewöhlich Zwerge und Elfen füreinander übrig hatten.
„Und ich antworte nicht auf Unsinnsfragen. Tomrin weiß so gut wie ich, dass mein Ritter nicht hier ist. Schließlich ist er doch vorhin selbst mit ihm aufgebrochen.“
Tomrin blinzelte. „Was? Wann?“
„Na, gerade eben. Vor nicht einmal einer halben Stunde. Du hast irgendwas von wichtigen Aufgaben gefaselt und darauf bestanden, dass er dich sofort begleitet.“
Sando war blass geworden. „Ich hab’s geahnt … “
Hinter Tomrins Stirn überschlugen sich die Gedanken. Das Spiegelbild aus dem Keller der Drachengasse 13 war also in die Festung gegangen? Kein Wunder, dass ihn hier niemand vermisste!
Wir kommen zu spät. Was immer die Spiegler mit Bondingors Mächtigen vorhaben, es hat längst angefangen.
„Wo sind sie … sind wir hingegangen?“, fragte er den Elf. „Was war unser Ziel?“
Isjander sah ihn an, als habe er den Verstand verloren. „Ist das etwa ein Test? Will Ritter Ronan so meine Fähigkeiten auf die Probe stellen?“
„Wohin?“, wiederholte Sando drängend.
Der Elf zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Er trug mir nur auf, bis zu seiner Rückkehr Wachdienst zu schieben. Wie du ja weißt, Tomrin.“
Tomrins Gedanken wirbelten in seinem Kopf herum. „Na schön“, sagte er. „Danke. Weitermachen.“ Er packte Sando am Ärmel und zog ihn wieder den Torweg hinunter.
„Kleine Blödmänner“, murmelte Isjander ihnen nach.
Als sie außer Hörweite waren, blieben Tomrin und Sando stehen, und Tomrin sah seinen Freund entsetzt an. „Was jetzt? Dieses unheimliche Ding hat meinen Vater getäuscht. Womöglich schwebt er in großer Gefahr. Wir müssen etwas unternehmen!“
Sando nickte ernst. „Laufen wir zurück zur Drachengasse? Klar könnten Ronan und dein Doppelgänger auch überall sonst sein, aber solange wir keine bessere Idee haben, würde ich beim Spiegel zu suchen beginnen.“
Tomrin seufzte leise. „Also gut.“ Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Aber innerlich war ihm, als schlösse sich eine eisige Hand um sein Herz und wolle nie mehr loslassen.
„Nissa?“ Sando schlug die Plane beiseite, die den sichtbaren Teil der Hauswand vor neugierigen Blicken verbarg, und spähte ins Innere der Drachengasse 13. „Ritter Ronan?“
Jenseits des Fensters rührte sich nichts. Das Wohnzimmer sah aus, wie sie es verlassen hatten.
„Niemand da?“, fragte Tomrin leise. Er hielt Sandos Dolch kampfbereit in der Hand.
„Niemand da.“
Tomrin stemmte sich auf die Fensterbank und schwang sich ins Haus. Sando folgte ihm, nahm einen Schürhaken aus dem kalten Kamin und reichte ihn als Waffe an Tomrin weiter. Im Gegenzug erhielt er seinen Dolch zurück.
Schweigend schlichen die beiden Freunde durch den Raum, immer bemüht, keine Geräusche zu machen. Erst jetzt fiel ihr Blick auf die Luke zum Keller. Sie stand sperrangelweit offen!
„Wir haben die doch zugemacht, richtig?“, raunte Sando.
Tomrin
Weitere Kostenlose Bücher