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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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gebeten.«
    »Soll das jetzt die nächsten Stunden so weitergehen?«, mischte sich Johannes ein und warf übertrieben deutlich einen langen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich habe nämlich übermorgen einen Termin, den ich nicht verschieben kann.«
    »Nein«, beruhigte ich ihn. Und dann erzählte ich die ganze Geschichte, vom Holzdieb, der mir entwischt war, von Gretas Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom und meinen Anhaltspunkten dafür sowie von meinem Angreifer in Dänemark. Harry unterbrach mich kein einziges Mal, nicht einmal, als ich Thomas’ mögliche Rolle in dem Drama weit, weit herunterspielte.
    »Ach Gott, Greta wirkt aber doch so normal«, meinte Marga einigermaßen ratlos, nachdem ich geendet hatte. »Gerade heute Morgen habe ich noch einen Kaffee mit ihr getrunken. Sie hat nichts Merkwürdiges getan oder gesagt, sondern mir nur erzählt, dass sie sich letztens zusammen mit dem Bebensee Lübeck angeschaut hat. Weil sie Ablenkung nötig hätte, habe er gemeint. Und das stimmt ja auch. Na ja, und dass es ein schöner Tag gewesen sei, hat sie auch noch gesagt. Ich finde, das klingt wirklich völlig normal.«
    Harry häufte ihr schweigend einen Pilz und zwei Würstchen auf den Teller und schob ihn ihr hin.
    »Bist du dir ganz sicher, Hanna? Und kannst du das beweisen?«, fragte Johannes schließlich kauend. »Ich meine, für so eine Diagnose braucht man doch eigentlich einen Psychiater, nicht?«
    »Ja«, gab ich ihm recht. »Das ist bereits in die Wege geleitet. Morgen habe ich einen Termin.«
    Ich hatte nämlich mit Axel Vondram telefoniert und ihm mein Anliegen sehr sachlich und sehr knapp geschildert.
    Er war begeistert gewesen. »Natürlich, kein Problem, Hanna, Komm doch am besten so gegen neunzehn Uhr bei mir vorbei. Ich koche uns etwas Schönes. Dabei redet es sich besser. Ich freue mich!« Es hatte nicht so geklungen, als fasse er meinen Anruf rein geschäftlich auf. Doch das ging niemanden etwas an. Das war ganz allein mein Problem.
    »Woher kennst du denn so einen Seelenklempner?«, entfuhr es Harry, der sonst bekanntlich für praktische Verbindungen aller Art zuständig war, verblüfft.
    »Ach, man hat so seine Kontakte«, gab ich lässig mit einem Lächeln zurück.
    »Nun komm schon, Hemlokk!«, schnauzte er reichlich humorlos.
    »Nicht aus der Schule«, informierte ich ihn, um dann gnädig fortzufahren, dass der Psychospezialist Mitglied in meiner »Feuer und Flamme«-Gruppe sei. Denn es war einfach kindisch, hier zu mauern.
    »Er kocht?«, fragte Harry sicherheitshalber noch einmal nach. Offenbar war er irgendwie in seiner wie auch immer gearteten Ehre gekränkt. Aber Himmelherrgott noch mal, ich konnte doch auch einmal einen nützlichen Umgang pflegen, das war doch kein Verbrechen!
    »Er kocht«, bestätigte ich.
    »Aha.« Harry gab sich geschlagen.
    »Ich will mich ganz einfach informieren und die Sache einmal mit Axel durchsprechen, bevor ich direkt mit Greta rede.«
    »Da sei man bloß vorsichtig«, murmelte Marga. Sie hatte ihr Essen nicht angerührt.
    »Und dann will ich auch noch einmal ihre Mutter befragen«, fuhr ich nickend fort. »Vielleicht komme ich auf diese Art weiter, denn die Frau ist meiner Meinung nach brandgefährlich.«
    »Tja …«, meinte Johannes zweifelnd.
    »Doch«, sagte ich bestimmt. »Deshalb habe ich euch hergebeten: um euch zu warnen. Ich habe keine Ahnung, zu was Greta noch alles fähig ist, wenn jemand sich nicht so verhält, wie sie es will.«
    »Und dabei kam sie so harmlos daher. Sie hat sich sehr für die Tischlerei interessiert, als Marga letztens einmal mit ihr hereinschaute.« Johannes war augenscheinlich nicht überzeugt. Aber er war nun einmal ein Lieber, der nirgends Böses argwöhnte und allen Menschen nur gute Absichten unterstellte. »Sie wirkte so gar nicht durchtrieben, falsch oder unecht.«
    »Wie deine Verdoehls?«, rutschte es mir Obertrottel heraus, woraufhin das Verhängnis natürlich unweigerlich seinen Lauf nahm.
    »Was macht denn die Wanze, Hemlokk?«, erkundigte sich Harry freundlich und in aller Unschuld. »Tut sie’s noch, oder hast du sie schon abgebaut?«
    Marga hüstelte warnend, doch es war schon zu spät. Johannes hatte bereits Lunte gerochen. »Was zum Teufel –«
    »Die Lackanalyse, Harry«, unterbrach ich ihn hastig, »was hat die eigentlich gebracht? Das Ergebnis müsste doch mittlerweile vorliegen.« Mich interessierte das natürlich wirklich, durch die ganze Aufregung mit Greta hatte ich bloß vergessen, danach zu

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