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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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über das Salz im Essen, die Ängste der alten Frau und die Männer in Gretas Leben. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie meinen Verdacht, was das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom anging, letztlich bestätigen würde. Und möglicherweise erhielt ich ja tatsächlich von ihr einen Hinweis darauf, wer ihrem Kind derart nahestand, dass er andere Leute für sie verdrosch.
    Es war Marga, die meinen schönen Plan wie ein Kartenhaus zusammenfallen ließ. Ich hatte mich soeben in mein Schlafgewand gequält, als ich ihre unverkennbaren, nicht eben leichtfüßigen Schritte auf dem Weg hörte. Dann quietschte auch schon meine Gartenpforte. Ich öffnete die Tür.
    »Greta hat eben einen Anruf erhalten«, stieß sie keuchend hervor. »Aus dem Heim. Ihre Mutter ist heute am frühen Abend völlig überraschend gestorben.«

XVI
     
    An Schlaf war nun natürlich nicht mehr zu denken. Almuth Pomerenke war tot. »Plötzlich und unerwartet verschieden«, unmittelbar nachdem ich ihre Tochter mit meinen Erkenntnissen über deren Krankheit und den Mord an Hauke konfrontiert hatte. Zufall?
    Never, um es mit Frieda zu sagen. Gretas Mutter war nicht herzkrank gewesen oder hatte an sonst einer heimtückischen Krankheit gelitten, die wie der Blitz zum Tod führt. Das hätte das liebende Töchterlein mir sicherlich erzählt. Und besonders schwächlich war mir die noch gar nicht so alte Frau bei meinen Besuchen ebenfalls nicht vorgekommen, sondern ausgesprochen agil und neugierig. Nein, die gute Almuth war noch lange nicht fertig gewesen mit dem Leben; sie hatte sich bis heute Abend mittendrin befunden.
    Nachdem Marga verschwunden war, taute ich meine Notration an Probsteier Katenschinken auf und bereitete mir zwei anständige Stullen zu. Dazu kredenzte ich mir ein eisgekühltes Bier. Es denkt sich einfach schlecht mit einer zweifellos äußerst bekömmlichen Mischung aus Milch und Reis im Bauch, zumal ich mir diese köstliche Speise schon vor längerer Zeit zugeführt hatte.
    Als Erstes musste ich natürlich herausbekommen, überlegte ich kauend, wann genau Almuth Pomerenke gestorben war. Hatte Greta zu dem Zeitpunkt noch hier auf meiner Couch gesessen – dann sah die Sache naturgemäß anders aus –, oder konnte sie ihre Mutter eigenhändig ermordet haben? Ich vermutete allerdings eher, dass sie erneut ihren geheimnisvollen Helfershelfer gedungen hatte, kaum dass sie ungestört telefonieren konnte, denn die Dame machte sich ihre porzellanweißen Fingerchen bestimmt nicht gern selbst schmutzig, wenn es nicht den erwünschten Mitleidseffekt brachte. Sie hatte ihrem Handlanger brühwarm berichtet, was ich vermutete und dass ich plante, Almuth zu befragen – und schwupps war er losgezogen und hatte der alten Frau ein Kissen aufs Gesicht gedrückt. Oder ihr kalt lächelnd etwas in den Cognac geschüttet, das auf der Stelle zum Herzstillstand führte. Ein derartiges Vorgehen war bestimmt relativ ungefährlich, denn wer kam schon auf die Idee, bei einer Pflegeheiminsassin eine Obduktion anzuordnen? Die war erstens teuer, und zweitens setzte das voraus, dass jemand überhaupt Verdacht schöpfte. In so ein Etablissement wurde man jedoch zum Sterben eingeliefert, um es einmal schnörkellos auszusprechen. Der Tod gehörte dort quasi zum Leben wie die Butter zum Brot, woraus wiederum folgte, dass unter diesen Umständen schon massivste Anzeichen darauf hinweisen mussten, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war.
    Ich trank den letzten Schluck Bier. Mittlerweile war es richtig dunkel geworden, und der Wind hatte sich vollständig gelegt, sodass man nicht einmal mehr das Rascheln der Blätter an den Bäumen hörte. Ich lauschte. Nichts, tatsächlich, was völlig ungewöhnlich für unsere Breitengrade ist. Ich fand es schön.
    Nein, die Sache war sonnenklar: Gleich Morgen würde ich mich um Almuth Pomerenke kümmern, Bauer Plattmanns Buche musste warten. Mord ist schließlich ein anderes Kaliber. Es wurde wirklich höchste Zeit, dass jemand Greta das Handwerk legte. Krank hin oder her. Mittlerweile hatte diese Frau schließlich aller Wahrscheinlichkeit nach bereits zwei Leute auf dem Gewissen. Wenn sie denn überhaupt eines besaß.
    Es war um die Mittagszeit, als ich im Louisenheim eintrudelte. Im gesamten Haus roch es durchdringend nach Essen, und die Eingangshalle war leer.
    Ich hatte beschlossen, mich doof zu stellen und nichts von Almuth Pomerenkes plötzlichem Tod zu wissen. Das erschien mir in diesem Fall der aussichtsreichste

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