DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
stur und skeptisch wären, wie Mia es einmal gesagt hatte.
Als der schmale, vereiste Pfad scharf nach links bog, wäre Jack fast vor Überraschung in den tiefen Abgrund neben ihnen gerutscht. Er fluchte.
„Ah, hier schon wieder ein Stück abgebrochen. Mist. Seath und Mia, Vorsicht!“
Eric fragte sich, wie oft Jack diesen Platz in seinen Träumen Besucht haben mochte. Er schien jedenfalls die Umgebung bestens zu kennen. Hinter der Biegung verbarg sich der Eingang zu einer Höhle, ein schwarzes Loch in der vereisten Steilwand. Davor ein kleiner Vorsprung, der gerade genug Platz bot, um zu viert darauf zu stehen. Jack bat Eric einen Blick hinein zu werfen.
„Können du was sehen?“
Eric nickte.
„Ja, kann ich. Aber ich kenn mich hier nicht aus. Können wir nicht unsere Gedanken zu Licht machen?“
Jack griff sich an die Stirn. Ja richtig, das hatte er vergessen. Ihre Gedanken. Er konzentrierte sich auf die bevorstehenden Begegnungen und ein schwaches Licht ging von ihm aus. Eric half ihm ein Wenig, indem er das Feuer in sich wachrief und vor Hitze flimmernd, hell glühend einen Schritt in die Höhle machte. Das Eis des Vorsprungs wurde dünner. Jack, Mia und Seath beeilten sich hinterher zu kommen um nicht mit samt dem Eisklumpen, der da wie eine Klette an der Steilwand hing, einfach in die Tiefe zu stürzen. Ein lautes Knacken ertönte als ein Riss sie von dem Vorsprung und der Höhle trennte, das Eis schmolz weiter und der Klumpen löste sich mit einem weiteren Knacken schlagartig von der Steilwand, fiel lautlos in die Schlucht. Es dauerte lange, bis sie ihn zersplittern hörten. Das Echo verhallte schnell, gedämpft von dem vielen Schnee in der Umgebung.
Eric bat Jack, voranzugehen und der beeilte sich an seinem Freund vorbei zu kommen. Die Hitze versengte ihm fast die Augenbrauen. Eric liebte sie, erfreute sich immer daran, wenn das Feuer ihn so richtig durchwärmte. Als Drache störte ihn das genauso wenig, selbst, wenn ein Stück Papier in seinen Händen sofort Feuer gefangen hätte. Mia und Seath öffneten die Jacken. Eric dachte an den oder die Verfolger. Sie würden nun schwerlich hinterherkommen, es sei denn sie hätten Flügel.
Die Höhle war von innen nicht von einer dicken Eisschicht bedeckt. Ein langer Gang aus rauem Stein führte sie abwärts, an den Wänden wuchsen Kristalle. Sie Glitzerten in ihrem Licht und sahen dabei wie unzählige, kleine Glühbirnen aus. Jacks Gedanken kreisten um eine geräumige Ebene, mitten im Berginneren. Kaum hatte Eric sie in den Gedanken seines Freundes entdeckt, weitete sich der Gang und sie standen im Eingang zu einer riesigen Kalksteinhöhle, voller Stalagmiten und Stalaktiten. Einige waren etwa auf halber Höhe zu dicken Säulen zusammengewachsen, andere hingen in meterlangen, spitzen Zapfen von der Decke oder wuchsen wie Baumstümpfe auf dem Boden. Der Stein war voller bunter Farben, Ablagerungen der im Wasser gelösten Stoffe. Es sah wie ein angemaltes, steinernes Chaos aus.
Es ging steil Bergab, wirkte wie eine künstlich erschaffene Kletterumgebung. Der Geruch von uralter Feuchtigkeit war durchdringend vernehmbar, das hallende Aufschlagen kleiner Wassertröpfchen auf Stein verlieh der Umgebung etwas Geisterhaftes. Schlagartig überfiel Eric ein Gefühl der Zeitlosigkeit, als könnte er der Höhle beim Wachsen zusehen und spüren, wie jeder noch so kleine Tropfen sie veränderte. Doch er widerstand dem merkwürdigen Eindruck, konzentrierte sich wieder auf das eigentliche Problem. Der Abstieg würde sicher nicht ganz einfach. Seath stellte den schweren Rucksack ab und rieb sich den Hinterkopf. Sie besah sich den Weg nach unten, schien darüber nachzudenken, wo sie am besten anfangen sollten. Jack hatte sich von ihnen entfernt und stand einige Schritte weiter rechts. Er deutete mit einem Lächeln im Gesicht nach unten.
„Hier es einfach, fast wie Treppe. Kommen her!“
Mia warf ihm einen erfreuten Blick zu und sie gingen zu ihm. Eric folgte seinem Blick. Vor ihnen wand sich ein schmaler Weg nach unten, er sah aus wie ein Trampelpfad aus Kalk. Hier und da waren die Spuren von Krallen zu erkennen, die sich halt suchend im weichen Stein verankert hatten. Jack warf Eric einen belustigten Blick zu, als der in die Hocke ging und sich die Spuren interessiert genauer ansah. Als Eric sich wieder aufrichten wollte, stieß er mit dem Hinterkopf gegen die Nase des Tigers, der da fröhlich hinter ihm aufgetaucht war. Jack schnappte sich den schweren Rucksack mit
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