DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
eilte zurück, konzentrierte sich und schon nach kürzester Zeit saßen Jack und Mia wieder festgeschnallt und durchgewärmt oben. Gerade, als sich Eric in die Lüfte erheben wollte, meinte Mia:
„Wie sollen wir jetzt deine Spuren wegbekommen?“
Eric faltete die Flügel wieder zusammen und betrachtete seine tiefen Abdrücke im Sand. Dann blickte er aufs Meer. Mia las seine Gedanken und lächelte.
„Wenn du das schaffst, gleich zwei Drittel der Erdoberfläche zu bewegen…oder wenigstens genug, um die Spuren wegzuwaschen…“
Eric sah sich die Wellen an. Er hielt sie fest, speicherte ihre Bewegungen in seinem Inneren. Dann schloss er die Augen. Die Kraft des Wassers brachte ihn leicht zum Schwanken, er konzentrierte sich auf eine Flutwelle, die er mal im Fernsehen gesehen hatte. Er stellte sich ein Seebeben vor, einen Kilometer vor dieser Küste. Unvermittelt und wuchtig krachte es weit hinter ihnen, irgendwo unter der Meeresoberfläche. Der Donner war als dumpfes Grollen zu hören, wanderte sogar durch den Sandboden und kribbelte Eric in den Klauen. Eric stellte sich die heran rollende Flutwelle als sehr klein vor, gerade so groß, dass sie den Strand überrollen könnte. Dann, im letzten Moment, stieß er sich ab und rauschte nach oben. Sie sahen unter sich eine riesige Welle direkt über den vielen, tiefen Fußabdrücken brechen und den gesamten Strand überschwemmen, Sand und Steine mit sich reißend. Schon waren die drei langen Linien von Spuren im Sand verschwunden. Das Wasser floss unbeeindruckt zurück, Mia klatschte.
„Ja, nicht schlecht…Aber etwas kleiner hätte auch gereicht! Ich dachte schon, du willst den ganzen Landstreifen absaufen lassen…“
Mit einem zufriedenen Seufzer ließ sie sich in die kurze Lehne ihres Sattels zurückfallen und stellte sich eine Landkarte vor. Eric sah sie einen roten Strich zeichnen und dann einen Roten Punkt und ein Kreuz. Dann fragte sie ihn in Gedanken:
„Hast du dir das Bild gemerkt?“
„Ja, hab ich, war nicht schwer!“
„Der rote Punkt, das sind wir, und das Kreuz ist unser Ziel. Also los, du bestimmst das Tempo, aber ich denke, dass du keine Lust zum schleichen hast. Wir werden unterwegs vielleicht auf ein Paar Schiffe treffen. Falls du ein wenig üben willst, dann lösche die Erinnerungen an uns aus den Gedächtnissen der Reisenden! Die werden den Anblick so oder so nicht vertragen.“
Eric nickte und sah sich daraufhin flüchtig Jacks Gedanken an. Der schlief wieder. Schräg rechts neben ihnen, weit am Horizont, glitzerten die ersten, purpurnen Sonnenstrahlen auf dem Meer. Eric spürte das Magnetfeld der Erde. Er wunderte sich schon wieder, wo er dieses Bewusstsein hergenommen hatte. Die Lösung war einfach. Er hatte es immer besessen, bloß nie bewusst benutzt. Trotz ihrer ständigen Veränderung gaben sie ihm zu jeder Zeit ein Gefühl für ihre Höhe, Richtung und sogar die Tiefe des Wassers und den Meeresgrund. Die Magnetfelder leiteten ihn so sensibel, er hätte mit geschlossenen Augen fliegen können. Warum eigentlich nicht? Er wusste, dass zum Beispiel Delfine immer nur mit einer Hälfte ihres Gehirns schliefen, um mit Hilfe der anderen immer wieder an die Oberfläche zu schwimmen und Luft zu holen. Vielleicht klappte das ja auch bei ihm? Er dachte so fest er konnte an das Bild seines Geistes. Dann stellte er sich sein Gehirn vor und bei dem unförmigen Klumpen, er brachte keine Bessere Vorstellung zustande, musste er sich ein Lachen verkneifen. Dann schloss er die Augen und stellte sich eine Schalttafel vor, mit zwei Schaltern. Der eine stand für die rechte, der andere für die linke Hälfte. Beide symbolisierten die Aktivität jener Hälften. Nach kurzer Überlegung legte er den linken Schalter um. Seine Gedanken entspannten sich, in Seinem Kopf halbierten sich fast alle Gedanken, alles wurde irgendwie weicher und ruhiger. Nur die Aufmerksamkeit auf das Fliegen blieb übrig. Wohltuender Halbschlaf stellte sich ein und das Bild von Mia erschien in seinem Bewusstsein.
„Gute Idee, schön, dass du eine Lösung gefunden hast…aber sei vorsichtig. Gute Nacht, ich werde auch schlafen.“
Kapitel 12
Manou und seine Krieger huschten durch den Wald. Kein Ast bewegte sich unter ihren Füßen, kein Vogel rührte sich. Der Himmel war schon lange nicht mehr hell, obwohl es gerade erst Nachmittag war. Der Herrscher war wirklich mächtig…
Dieser Teil des Ewigen Waldes war unbeschreiblich groß, er erstreckte sich über mehrere tausend Meilen
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