Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
gebietender Anblick sein, wenn sich hier die Weyrherren mit ihren Geschwaderführern zu Besprechungen trafen.
    Dann ging es ein Stück weit hinunter in die muffigen Gewölbe, in denen die schriftlichen Aufzeichnungen des Weyrs lagerten.
    »In unseren Archiven stinkt es genauso«, sagte Robinton, der froh war, die Behausung der Drachenkönigin hinter sich gelassen zu haben. Als er mit dem Finger über einen Buchdeckel strich, rieb sich das Leder ab. Hastig säuberte er den Finger und hoffte, man würde die raue Stelle am Einband nicht sehen. Der Weyr sollte sich wirklich besser um die Pflege der alten Berichte kümmern. Die Bücher befanden sich in einem desolateren Zustand als die abgewetzten Foli-anten in der Harfnerhalle, die Meister Ogolly als seine Sorgenkinder betrachtete.
    Falloner hatte den kleinen Vorfall beobachtet und schnob durch die Nase. »Das ist noch etwas, das mir in Benden so gut gefällt. Sie halten ihre Bibliothek gut in Schuss. Dort kann man ein Buch in die Hand nehmen, ohne dass es gleich zu Staub zerfällt.«
    Rob musste ihm Recht geben. In Benden war ein
    Mann ausschließlich damit beschäftigt, die Ledereinbände der Wälzer zu reinigen und mit Öl einzureihen, damit sie geschmeidig blieben und nicht von Insekten aufgefressen wurden. Seine Mutter hatte ihm ein paar der ältesten Schwarten gezeigt. Die Tinte wirkte so frisch, als sei sie erst kürzlich aufgetragen worden, obschon die Bücher mehrere hundert Planetenumläufe alt waren.
    Sie gingen denselben Weg zurück und durchquerten noch einmal das Quartier der Weyrherrin. Draußen atmete Robinton erleichtert auf. Er fragte sich, wieso Falloner sich in die private Unterkunft hinauf wagte.
    Wollte er sich dadurch vielleicht an Carola rächen, 167
    weil er sich von ihr ungerecht behandelt fühlte? Robinton fand es ein bisschen kindisch, es jemandem auf diese miese Weise heimzuzahlen, doch er war froh, dass er die Ratskammer des Weyrs besichtigen durfte.
    Er stellte sich bildlich vor, wie sich hier die Drachenreiter vor einem Fädenfall versammelten. Aber der Zustand der Bücher … Brauchte man sie denn nicht, um sich Informationen einzuholen, sein Wissen über den Kampf gegen die Fäden aufzufrischen? Doch um in ihnen stöbern zu können, mussten sie erst einmal fachkundig restauriert werden.
    Während sie schnellen Schrittes über den von der Sonne aufgeheizten Sand des Kraterkessels marschier-ten, nahm Robinton an, sie würden sich in die Haupt-wohnquartiere des Weyrs zurückbegeben. Aber Falloner grinste maliziös und lotste ihn hinauf auf den höchsten Kraterrand.
    »Ich zeige dir etwas, das nicht einmal alle Weyrleute kennen«, flüsterte er. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand sie beobachtete, huschte er in geduckter Haltung um einen großen Felsblock herum.
    Als Robinton zögerte, zerrte er ihn am Ärmel hinterher.
    Obwohl es draußen immer noch hell war, herrschte an diesem Ort ein Halbdunkel. Der schmale Felsspalt, durch den sich Falloner zwängte, war kaum auszumachen. Aber kurz darauf ging ein Licht an, und Robinton machte sich auf die nächste Überraschung gefasst, die Falloner ihm bescherte.
    Falloner hielt einen kleinen Leuchtkorb hoch. Das matte Glühen, das er verströmte, reichte gerade aus, um Schatten an die Wände dieser engen Kluft zu werfen.
    »Hier darfst du nur flüstern«, wisperte Falloner Robinton ins Ohr. »Was hier oben gesprochen wird, kann man drunten am Boden ganz genau hören. Das liegt an der Akustik in dieser Höhle.«
    168
    Robinton nickte kräftig mit dem Kopf. Er wollte
    nicht, dass seine Mutter durch einen dummen Zufall er-führe, was er hier mit Falloner anstellte. Denn vermutlich war der Aufenthalt an diesem Ort verboten, wenn nicht gar gefährlich. Falloner führte ihn einen engen, sich in vielen Windungen durch den Fels schlängelnden Gang entlang. Ein ausgewachsener Mann hätte den
    Kopf einziehen müssen, um nicht an der Decke anzustoßen, und gelegentlich mussten selbst die schlanken Knaben den Bauch einziehen, um besonders schmale Durchgänge zu passieren.
    Plötzlich schimmerte vor ihnen ein schwacher Licht-fleck, und sie gelangten auf eine Galerie, die einen un-gehinderten Blick auf die Brutstätte gewährte.
    »Hierher kommen wir, um uns die Eier anzuschauen, während sich die Schalen noch härten«, zischelte Falloner. »Einmal kletterte ich hinunter und fasste eines an.«
    »Das hast du dich getraut?« Robinton staunte über Falloners Wagemut. »Hat man dich dabei

Weitere Kostenlose Bücher