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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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sich um und ging mit schwerfälligen Schritten davon. Heute war nicht mehr an Fischen zu denken und auch an vielen kommenden Tagen nicht, bis Netze und Leinen wieder in Ordnung waren. Die Männer gingen zurück in ihre engen Unterkünfte oder in die Schenken von Kap Bage.
    Tamark atmete schwer, wie um die dunkle Luft zu vertreiben, von der er sich umgeben fühlte. Er war unzufrieden gewesen mit seinem Schicksal, obwohl es ihm besser ging als den meisten in Fandora. Nun gut, dachte er wehmütig, vielleicht würde es ihm jetzt aus der Hand genommen. Etwas hing drohend über seiner Zukunft, dessen war er sich sicher. Er war nicht begierig zu erfahren, was es war.
    Als er seine Wohnung hinter der Bäckerei betrat, fand er eine kurze Mitteilung vor, die ihn zu einem Treffen der Ältesten in Tamberly einberief. Tamark las sie ruhig durch. Er hatte sich eine Gelegenheit gewünscht, etwas für seinen Heimatort zu tun, einen Beitrag zu leisten, ähnlich dem seines Großvaters vor vielen Jahren. Vielleicht ist dies jetzt die Chance, dachte er. Er hatte ein Gefühl für das Dramatische, und die Ankunft des Briefes und die schreckliche Erfahrung auf den Klippen an ein und demselben Tag hatten mit Sicherheit eine besondere Bedeutung.
    Er setzte sich auf sein Bett und legte Pergament auf den Hocker vor sich. Er hatte vor Jahren während seiner Reisen die hoch geschätzte Fähigkeit zu schreiben erworben, und jetzt notierte er mühsam Anweisungen, die seine Männer während seiner Abwesenheit befolgen sollten. Dann erhob er sich, nahm zwei oder drei kleine Münzen örtlicher Währung von seinem Hocker und zog an einer kleinen Glocke am Fenster, um einen Boten an seine Tür zu rufen.
    Aber nachdem der Junge die Mitteilung abgeholt hatte, fand Tamark es immer noch schwer, das Gefühl einer inneren Unruhe zu verbannen. Trotz all seiner Träume sah er der Versammlung nur ungern entgegen.

5
     

     
    In ganz Tamberly schwirrten die Stimmen durcheinander, und auf dem Marktplatz herrschte eine Aufregung wie schon lange nicht mehr. Die Menschen in der Stadt waren inzwischen so angespannt, dass sie von Zeit zu Zeit die Köpfe nach oben reckten, als kreise womöglich schon ein simbalesisches Windschiff über der Stadt.
    »Ich habe gehört, dass die Sim wahre Teufel sind«, sagte die Edle Sarness zu ihrer Schwester. »Sie sollen im Nu jede beliebige Form oder Gestalt annehmen können, sich etwa in Bienen oder Spinnen verwandeln, um in dein Haus zu schleichen und dich im Bett zu erdrosseln!« Sie führte es so anschaulich vor, dass ihre Schwester vor Angst weinerlich aufschrie und nach Hause lief, wo sie dann einen Nachmittag lang ihr Haus energisch von allem Getier befreite.
    »O ja, Zauberei«, sagte der Barbier bedeutungsvoll zum Fleischer. »Sie brauchen nur eine Haarlocke von dir oder ein Stück von einem Fingernagel, und sie bringen dich dazu, Dinge zu tun, die du dir in deinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen kannst!«
    »Wenn sie mir zu nahe kommen, werde ich ihnen nicht nur eine Haarlocke absäbeln«, versprach der Fleischer und fuhr mit seinem schwieligen Daumen prüfend über sein Hackmesser.
    »Glaub den Geschichten nicht, die du hörst«, meinte Agron beruhigend zu seiner Frau. »Die Simbalesen sind auch nur Menschen wie wir, und die Vorstellung, es könnte Krieg geben, macht ihnen sicher genauso Angst.«
    »Es sind ja nicht diejenigen, die Angst haben, um die ich mir Sorgen mache«, sagte seine Frau. »Das sind die Vernünftigen. Aber diejenigen, die Krieg wollen – vor denen habe ich Furcht.«
    Auf den Alleen und Straßen spielten kleine Kinder Krieg. Sie kämpften mit Schwertern aus Distelstängeln und verwandelten mit kindlicher Zauberei Wagen und Körbe in Windschiffe.
     
    Es war eine Woche vergangen, seit Jondalrun die Ältesten aus den benachbarten Städten zusammengerufen hatte. Da der Aufruf von Tamberly ausging, hatte die Stadt auch die Rolle des Gastgebers, und so rüstete man sich an einem ungewöhnlich frischen und klaren Frühlingsabend, zwanzig Älteste aus Fandora zu begrüßen.
    Die Spannung der vergangenen Woche schien durch den festlichen Anlass gemildert. Die ganze Stadt gemeinsam hatte ein Festessen wie für gekrönte Häupter auf dem Marktplatz vorbereitet. Von den Fenstern der höheren Gebäude hingen Fahnen herunter, Kinder sahen aufgeregt zu, wie Laternen über den Straßen angebracht wurden, und junge Leute boten Pantomimen und Tänze dar.
    Die angereisten Ältesten waren beeindruckt. Lagow aus

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