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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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Ohne dich werden sie Erfolg haben.
    Daß Zhantse in seinen Visionen nicht die ganze Zukunft erkennen konnte, kündete von nichts Gutem. Shima spürte die erste Angst, seit er gehört hatte, daß diejenige, die in der Prophezeiung erwähnt wurde, auf dem Weg war.
    Aber wenn das Land überleben wollte, mußte er es wagen.
    Er betete. Shashannu, Herrin des Himmels, hilf uns.
    Ein Sturm des Widerspruchs brach von Ravens Lippen. Es gab keine Zeit zum Übersetzen. Nicht, daß Zhantse das erwartete; wieder ließ er den Zorn des jüngeren Mannes über sich hinweg und um sich herum brausen, ohne sich davon aus dem Konzept bringen zu lassen.
    Aber nun war eine andere davon berührt. Denn nun riß sieh Maurynna aus ihrer früheren Zurückgezogenheit; ihre unterschiedlich gefärbten Augen blitzten. Shima wappnete sich gegen einen Kampf, der der Götter würdig gewesen wäre. Selbst Zhantse schien ein wenig unruhig geworden zu sein.
    Aber ihre Stimme war ruhig – gefährlich ruhig –, als sie schließlich sprach. »Raven.« Das war alles; nur ein Wort, nicht lauter als das Flattern eines Spatzen in der Dämmerung.
    Dennoch, Raven hielt inne. Er sah sie an, die geballten Fäuste fest an die Seiten gedrückt.
    »Zwing mich nicht dazu, es auszusprechen, Raven«, sagte Maurynna. Ihrem Tonfall nach zu schließen, hätte das eine beiläufige Bemerkung über das Wetter sein können.
    Was auszusprechen? fragte sich Shima.
    Raven warf den Kopf zurück. Die Knöchel seiner geballten Fäuste wurden noch weißer. »Das ist die einzige Möglichkeit, mich aufzuhalten, Maurynna«, sagte er. Und dann herausfordernd: »Bist du sicher, daß du das willst?«
    Um was geht es hier eigentlich? hätte Shima am liebsten gerufen.
    »Nein, ich will es nicht. Das weißt du«, widersprach sie leise, und sie sah aus, als hätten die Worte ihr weh getan.
    »Dann werde ich mitgehen.«
    Der Schmerz wich dem Kummer, und der Kummer wiederum strenger Majestät. Shima hielt den Atem an.
    »Du wirst nicht mitgehen, Raven.« Ein kurzes Zögern, und dann: »Befehl eines Drachenlords.«
    Die Worte bedeuteten Shima wenig, aber Raven offensichtlich sehr viel. Denn das Gesicht des anderen Mannes wurde kreidebleich; er zitterte, als hätte er Fieber. Aber als er schließlich sprach, war seine Stimme so ruhig wie die Maurynnas.
    »Wie Ihr wünscht … Drachenlord.« Und Raven ging nach draußen, in schrecklichem, eisigem Schweigen.
    Maurynna legte den Kopf an die Knie und weinte.
    Erst am Abend gelang es Shima, seine Mutter allein zu sprechen, ohne daß einer der Gäste aus dem Norden oder ein anderes Stammesmitglied anwesend gewesen wäre. Er fand sie im Vorratsraum, wo sie sich das getrocknete Gras und die Riedbänder zum Korbflechten anschaute. Zumindest schien es so, als täte sie das. Aber als er ihren Blick sah, bemerkte Shima, daß Lerche im Geist weit entfernt war. Erst als er sich ein zweites Mal räusperte, kam sie in die Gegenwart zurück.
    »Oh … es tut mir leid, Shima. Ich … ich habe dich nicht bemerkt Aber ich war dabei, die Farben für einen neuen Korb auszuwählen.« Es war allerdings nicht Unschlüssigkeit, die in ihrem Blick stand.
    »Du hast dir Gedanken gemacht«, sagte Shima schlicht. »Wegen dem, was Zhantse heute früh gesagt hat.«
    »Ja«, gab sie zu und wandte dann den Blick ab. »Ich …« Sie schüttelte den Kopf und wollte nicht weitersprechen.
    Aber Shima wußte, was sie nicht sagen wollte. »Du hast Angst? Ich auch. Aber es muß sein. Das weißt du.«
    »Ich weiß. Aber ich bin eine Mutter, und du bist mein Kind. Es ist mein Recht und meine Last, um meine Kinder zu fürchten.« Wieder begegnete sie seinem Blick; ihre Augen flehten: Laß uns von anderen Dingen sprechen.
    Shima gab nur zu gerne nach. »Was Maurynna zu Raven gesagt hat – ›auf Befehl eines Drachenlords‹ … Ist sie jemand, dem man gehorchen muß, wie die Jehangli ihrem Kaiser gehorchen?«
    Ein Lächeln zuckte um die vor Angst schmalen Lippen seiner Mutter. »Nicht ganz; ich habe nie gehört, daß jemand für Ungehorsam gegenüber einem Drachenlord zum Tode verurteilt wurde – aber ich habe auch nie gehört, daß jemand nicht gehorchte.« Das Lächeln wurde intensiver. »Ich denke, die meisten Leute halten es für sehr … unklug, jemanden zu erzürnen, der sich in einen Drachen verwandeln und sich auf einen setzen kann.«
    »Autsch«, erwiderte Shima, unfähig, sein Lächeln zu unterdrücken, als er sich plötzlich erinnerte. Er wußte, wie es sich anfühlte, wenn

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