Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
>Faß!< zu einem Hund.
»Gleichwohl«, fuhr Carolinus fort, »spielte Artus eine wichtige Rolle in den Händen der Geschichte und des Zufalls - vor allem in denen der Geschichte. Worauf ich hinauswill, mein lieber Junge, ist folgendes: Wenn es darum geht, Essen vom Teller zu kratzen, gibt es immer welche, die vom Messer aufgespießt werden. Artus war einer davon. Es mag durchaus sein, daß Ihr aufgrund Eurer recht bemerkenswerten Herkunft aus einer zukünftigen Welt ebenfalls aufgespießt worden seid. Wenn dem so ist, könnt Ihr ebensowenig etwas daran ändern wie ich oder irgend jemand sonst. Geschichte und Zufall haben vielleicht beschlossen, daß Ihr in eine Auseinandersetzung mit den Dunklen Mächten nach der anderen verwickelt werdet. Ich hoffe, dem ist nicht so. Aber möglich wäre es schon.«
»Danke«, sagte Jim. »Ihr muntert mich wirklich auf.«
»Ich sage Euch bloß die Wahrheit, mein Junge«, meinte Carolinus. »Habt Ihr auch alles verstanden?«
»Nein«, antwortete Jim.
»In diesem Fall«, erklärte Carolinus, »müßt Ihr mir einfach glauben. Euch bleibt sowieso keine andere Wahl.«
»Nun, wenn es so ist«, sagte Jim, »daß ich dazu bestimmt bin, mit den Dunklen Mächten eine Schlacht nach der anderen zu schlagen, hätte ich dann nicht ein wenig Beistand verdient? Ihr seid doch angeblich mein Lehrer. Doch abgesehen davon, daß Ihr mir beigebracht habt, mich von einem Drachen in einen Menschen zu verwandeln und umgekehrt, habt Ihr mich einfach losgeschickt und mich mit meinen Problemen allein gelassen. Ihr habt mir lediglich magischen Kredit gewährt.«
»Und Ihr wart erfolgreich«, sagte Carolinus, »obwohl ich Euch nicht geholfen habe.«
»Ja, mit viel Glück«, erwiderte Jim.
»Vielleicht ist das Glück auf Seiten derer, denen nicht geholfen wird«, meinte Carolinus. »Erinnert Euch, Ihr kommt von einem anderen Ort, Ihr seht die Dinge anders und nehmt folglich Gelegenheiten wahr, die jemandem, der in dieser Welt geboren wurde und darin aufgewachsen ist, verborgen bleiben würden. Vielleicht ist das Euer Glück.«
»Trotzdem glaube ich, daß ich Euren Beistand gebrauchen könnte«, wandte Jim eigensinnig ein. »Ihr könntet mir wenigstens einen Rat geben.«
»Einen Rat...« Carolinus stellte die Kerze auf den bereits übervollen Tisch, und zwar ausgerechnet auf einen Stapel Papiere, den sie unweigerlich in Brand gesetzt hätte, wäre sie denn umgefallen. Nicht daß eine Kerze von Carolinus jemals umgekippt wäre, dachte Jim. Das hätte sie niemals gewagt. »Dazu bin ich stets gern bereit - wenn es denn sein muß. Also fragt mich, was Ihr wissen möchtet.«
»Also gut«, sagte Jim, »was hat es mit den Hohlmenschen auf sich?«
»Ach«, Carolinus winkte ab, »Ihr meint die Schatten zurückgewiesener Seelen am alten Römerwall, der auf Geheiß des Kaisers Hadrian erbaut wurde und der in etwa der Grenze zwischen dem heutigen England und Schottland folgt? Die sind mehr oder weniger harmlos.«
»Offenbar doch nicht«, widersprach Jim. »Sie haben ein Gebiet südlich der Cheviot-Hügel in ihre Gewalt gebracht und rauben nun die Einheimischen und Durchreisende aus. Auf dem Weg zur Burg de Mer wären wir beinahe fünf von ihnen zum Opfer gefallen - übrigens ist Giles am Leben.«
»Das wußte ich«, meinte Carolinus frostig, »auch daß er seine menschliche Gestalt zurückerhalten hat. Ihr solltet Eurer Großmutter nicht erklären wollen, wie man Brötchen backt. Was die Hohlmenschen angeht, so gelten sie im allgemeinen lediglich als Plage. Allerdings als >Plage< nach den Maßstäben dieses Jahrhunderts, was etwas Ernsteres ist als etwa der Schaden, den in Eurer Zeit der Hund des Nachbarn auf dem Rasen vor dem Haus anrichten mag. Aber gleichwohl als Plage.«
»Aber was wäre, wenn sich die Dunklen Mächte diese Plage zunutze machen würden, um England von Schottland aus anzugreifen? Ein solcher Angriff könnte zur Folge haben, daß Schottland wenigstens einen Teil von Northumberland in seine Gewalt bringt und dadurch in die Lage versetzt wird, im Norden Englands eine zweite Front zu eröffnen, falls König Jean im Süden landen und England mit französischen Truppen angreifen sollte.«
»Hmmm«, machte Carolinus und zupfte sich am Bart, »das wäre theoretisch möglich. Mehr als das, es wäre unter Umständen eine durchaus ernstzunehmende Möglichkeit. Aber eine französische Invasion - pah!«
»Es gibt solche Gerüchte - auch eine schottische Invasion Northumberlands betreffend«, sagte Jim,
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