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Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Titel: Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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und Giles an, die ihm gegenüber saßen und gerade aus ihren Bechern tranken. Giles hatte in etwa der Hälfte der Zeit doppelt soviel gegessen wie Jim.
    »So!« rief Jim.
    »Jetzt fühlt Ihr Euch wieder besser, wie?« meinte Brian. »Ein Mann sollte etwas im Magen haben, ehe man von ihm erwarten kann, daß er der Welt ein freundliches Gesicht zeigt.«
    Jim mußte Brian recht geben; allerdings fiel ihm in dem Moment ein, daß Brian ihn wachgerüttelt hatte und daß er ihm deshalb keine Erklärung schuldig war. Jedenfalls war er jetzt wach.
    »Ich glaube, da habt Ihr recht«, stimmte er Brian zu. »Jedenfalls fühle ich mich jetzt prächtig. Der Tag kann beginnen.«
    »Gut!« platzte Giles heraus. »Heute morgen ist nämlich jemand eingetroffen, mit dem ich Euch bekannt machen möchte. Meine Schwester.«
    Er blickte sich im Palas um.
    »Wo steckt das Mädel denn jetzt schon wieder?« Als er die Stimme hob, stellte Jim fest, daß er sich beinahe ebenso gut vernehmbar machen konnte wie seine Brüder. »Liseth! Liseth! Wo steckst du? Sir James ist jetzt da. LISETH! «
    »Ich komme!« antwortete das weibliche Gegenstück der De-Mer-Stimme vom oberen Stockwerk. Jim fand es schon erstaunlich, wie gut sich die Angehörigen dieser Familie trotz einer Lärmkulisse, in der jede andere Stimme untergegangen wäre, sowohl horizontal wie vertikal vernehmbar machen konnten.
    »Nach Christopher ist sie die Jüngste«, sagte Giles entschuldigend zu Jim. »Sie kann nicht einen Moment stillsitzen. Aber sie sollte gleich hier sein. Ich habe ihr gesagt, Ihr wolltet sie kennenlernen. Auch Vater meinte, sie solle sich so rasch wie möglich mit Euch bekannt machen - mit Euch, Dafydd und Brian, wenngleich sie Brian bereits kennengelernt hat.«
    »Ich verstehe.« Jim wappnete sich für die bevorstehende Begegnung und fragte sich, wie wohl das weibliche Gegenstück der de-Merschen Physiognomie mit der typischen Hakennase aussehen mochte.
    »Hier bin ich«, flötete unmittelbar hinter ihm eine junge Frauenstimme.
    Er wollte sich gerade umdrehen, doch da war sie bereits neben seinen Hocker getreten, so daß er lediglich den Kopf zu wenden brauchte.
    Er starrte sie an. Sie war ganz anders, als er erwartet hatte.
    Im Gegensatz zu ihren Brüdern war sie zart gebaut, so daß sie neben ihnen geradezu schmächtig wirkte. Allerdings hatte sie die gleichen tiefliegenden seehundbraunen Augen, und ihr Haar war flachsfarben wie das von Giles. Doch davon einmal abgesehen, war alles an ihr anders.
    In den zwei Jahren, die er nun schon in dieser Welt lebte, hatte er sich angewöhnt, Rang und Stellung eines Menschen anhand seiner Kleidung einzuschätzen. Diese junge Frau trug ein bodenlanges, rostbraunes Gewand mit einem hochgeschlossenen runden Kragen. Das Haar hatte sie zu zwei dicken Zöpfen geflochten, die ihr auf die recht zarten, vom Gewand bedeckten Schulterblätter hinunterfielen.
    Wie die meisten Gewänder des vierzehnten Jahrhunderts war auch dieses bis zur Taille eng geschnitten und weitete sich dann. Die einzige Besonderheit, die Jims mittlerweile erfahrenem Auge auffiel, war, daß das Gewand an der Sitzfläche ein wenig abgenutzt wirkte, was darauf hindeuten mochte, daß die junge Frau des öfteren oder gar regelmäßig Ausritte unternahm.
    Das Gewand war aus schwerem, dichtgewebtem Wollstoff geschneidert. Damals wurden Kleider vor allem unter dem Gesichtspunkt hergestellt, die Winterkälte abzuhalten. Daß man im Sommer ein wenig schwitzte, nahm man in Kauf. In Burgen wie dieser war es, außer gegen Ende des Sommers, wenn sich das Gemäuer erwärmt hatte, das ganze Jahr über recht kalt.
    Ihre Füße steckten in Schuhen, die eher Pantoffeln waren. Sie ähnelten den Lackschuhen, wie sie im zwanzigsten Jahrhundert von kleinen Mädchen getragen wurden, und waren mit einer Schnalle und einem Knopf verschlossen, die aus Knochen gemacht schienen.
    Am auffallendsten aber war der recht breite Ledergürtel, der ihre schlanke Hüfte umschloß und von dem zahlreiche Schlüssel sowie mehrere andere Gegenstände herunterhingen, die wohl im Hause nützlich sein mochten, deren Zweck Jim allerdings unbekannt war. Der Gürtel konnte nur bedeuten, daß sie die Kastellanin der Burg war - daß man ihr trotz ihrer offenkundigen Jugend die Rolle der Hausherrin zugewiesen und ihr das ganze Gesinde der Burg und der Vorgebäude mit Ausnahme der Ställe unterstellt hatte.
    Jim war beeindruckt. Das zarte Mädchen, das da vor ihm stand, erweckte kaum den Eindruck, daß es

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