Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
wegwerfenden Handbewegung.
Jim tat wie geheißen. Tatsächlich haftete der Verband aufgrund des geronnenen Bluts fest an der Wunde. Abgesehen von einem Zucken der Mundwinkel zeigte Brian keine Regung, als Jim das Tuch von der Schnittwunde losriß. Augenblicklich begann die Wunde wieder zu bluten. Jim hatte einmal gehört, dies sei ein gutes Zeichen und man solle die Wunde eine Weile bluten lassen, damit Fremdkörper oder Keime, die vom ersten Verband übertragen worden waren, ausgeschwemmt wurden.
Folglich wartete er noch und wischte derweil das frische Blut vom Wundrand ab. Der alte Verband bot mit dem geronnenen roten und schwarzen Blut einen gräßlichen Anblick.
Jim betrachtete die offene, blutende Wunde voller Unbehagen. Am Rand war sie leicht gerötet, machte bei genauerem Hinsehen allerdings nicht den Eindruck, als habe sie sich entzündet.
Als Jim in die Runde blickte, sah er sein Unbehagen in den Gesichtern der anderen keineswegs gespiegelt. Brian betrachtete das Blut auf dem Verband geradezu mit Stolz, Liseths Augen funkelten, und auch die Bediensteten beugten sich interessiert vor, um einen Blick auf die Wunde zu werfen.
Jim reichte den Verband Liseth, die ihn sogleich an den nächsten Bediensteten weiterreichte.
»Ihr habt mir genau zugeschaut«, wandte Jim sich mit großem Nachdruck an Liseth. »So sieht die richtige magische Behandlung einer Wunde aus, und falls ich die Burg für einige Tage verlassen muß, so ist es Eure Aufgabe, die Prozedur genau zu wiederholen.«
»Ihr wollt die Burg verlassen?« fragte Brian interessiert. »Aber hoffentlich doch erst in ein paar Tagen. Bis dahin bin ich wieder auf den Beinen und kann Euch begleiten.«
»Es tut mir leid, Brian«, sagte Jim, »aber es handelt sich um eine Geheimmission, und es wäre besser, wenn Ihr hier zurückbleibt, um notfalls nach dem Rechten zu sehen.«
»Verdammt noch mal!« rief Brian. »Was habe ich denn hier bei der Familie de Mer zu schaffen?«
»Ich werde einige Familienmitglieder mitnehmen«, sagte Jim. »Auf jeden Fall aber Sir Herrac, falls er sich uns anschließen möchte. Dann seid Ihr hier der einzige Ritter in reiferem Alter, der über die nötige Erfahrung verfügt.«
»Wohl wahr«, meinte Brian, der gleichwohl niedergeschlagen wirkte.
»Ihr habt mir noch gar nicht gesagt, daß Ihr fortgehen wollt«, meinte Liseth, die Jim unverwandt musterte.
»Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür«, entgegnete Jim mit einem bedeutungsvollen Blick zu den Bediensteten - nicht ohne Schuldbewußtsein, denn im Moment benutzte er sie lediglich als Ausrede.
»Ah. Ich verstehe«, sagte Liseth. »Und deshalb wollt Ihr, daß ich mich in Eurer Abwesenheit um Brian kümmere?«
»Ja, Mylady«, antwortete Jim. »Wenn Ihr die Freundlichkeit hättet.«
»Aber das versteht sich doch von selbst!« War es nun Zufall oder Absicht, jedenfalls bewegte sie sich in dem Moment so, daß die Schlüssel an ihrem Gürtel klirrten. »Also habt Ihr mich weniger deshalb mitgenommen, damit ich Euch helfe, sondern vielmehr, damit ich lerne, wie es gemacht wird. Allerdings habt Ihr mich noch nicht die Zaubersprüche für das Bier gelehrt.«
»Dazu hatte ich bislang noch keine Zeit. Ich werde Euch aber noch einweisen, bevor ich aufbreche.« Jim nahm sich insgeheim vor, ihr ein paar geheimnisvolle Worte beizubringen, die den Eindruck erwecken würden, er lege einen magischen Bann auf das Bier.
»Und das gilt auch für die anderen Zaubersprüche«, hakte Liseth sogleich nach.
»Ein Großteil der Magie besteht in der Durchführung der richtigen Handgriffe«, meinte Jim. »Wie beim Gebrauch von Wasser und Seife. Aber ich verspreche, Euch vollständig einzuweihen, bevor ich aufbreche. Jetzt müssen wir Brian noch einen frischen Verband anlegen.«
Er wählte einen der langen Streifen aus, die auf dem Leinen lagen, das er auf dem Bett ausgebreitet hatte. Das eine Ende des Streifens drückte er Liseth in die Hand.
»Das könnte auch einer von uns beiden mit zwei Händen tun, aber es ist wirkungsvoller, wenn wir unser jeweiliges Ende gleichzeitig niederlegen. Seid Ihr bereit?«
»Bereit, Mylord.« Liseth betrachtete das Ende des Streifens mit gerunzelter Stirn. Sie hielt es über das eine Ende der Wunde.
»Gut. Jetzt zähle ich von eins bis drei und sage dann >los<«, meinte Jim. »Fertig? Eins, zwei, drei - los!«
Sie legten den Verband auf die Wunde, und dann zeigte Jim Liseth, wie sie ihn mit den Stoffstreifen, die er um Brians Brust herumführte,
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