Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
von diesen englischen Bogenschützen, diesen Teufelskerlen, die vor nicht allzu langer Zeit solche Verheerungen unter den französischen Armeen angerichtet haben!«
Das tröstliche Lächeln verschwand von Dafydds Lippen.
»Wales, >aus Wales<, Herr Schiffskapitän!« Er hatte die Stimme nicht erhoben, sprach aber mit einer Schärfe, die seine Freunde bei ihm noch nie gehört hatten. »Habe ich nicht deutlich genug >walisisch< gesagt, um mich verständlich zu machen?«
»Aber warum...« Edouard geriet buchstäblich ins Stottern, »... ist das nicht fast dasselbe? Ich meinte ...«
»Aus Wales«, sagte Dafydd immer noch leise, aber unerbittlich. »Ich bin ein walisischer Bogenschütze und entstamme jener Rasse, die Pfeile dorthin schoß, wohin sie zielte, während die Briten noch immer mit Stöcken und Sehnen herumfummelten und versuchten, einen Kurzbogen zu bedienen. Aus Wales! Ich bin ein Meister meiner Zunft und ein größerer Meister als Ihr in Eurer seid, Matrose. Aus Wales!«
Dafydd war ohnehin von großem Wuchs, aber jetzt schien er sie alle zu überragen, vor allem aber Edouard, der selbst im Vergleich zu Giles und Brian klein, wenn auch breitschultrig und offensichtlich tüchtig war.
»Aus Wales«, pflichtete Edouard ihm unterwürfig bei. »Ich erbitte Eure Vergebung, Herr Bogenschütze. Wenn das, was Ihr sagt, der Wahrheit entspricht, dann besteht an diesem Tag tatsächlich noch Hoffnung für uns alle. Aber es ist selbst im besten Falle nur eine schwache Hoffnung; denn wir haben weder am Bug noch am Heck Kampfdecks, von denen aus Ihr Eure Pfeile abschießen könntet. Aber wir werden unser Bestes tun, um in der Zeit, die uns vor dem Angriff Bloody Boots noch bleibt, irgendeinen Schutz für Euch zu errichten.«
Er wandte sich an Jim und die beiden anderen Ritter.
»Und was Euch betrifft, meine Herren«, sagte er, »möchte ich vorschlagen, daß Ihr unter dem Vorderdeck, wo man Euch nicht sehen kann, Eure Rüstung anlegt und alles tut, was sonst noch vonnöten ist. Es ist nicht nötig, sie unsere Stärke wissen zu lassen, bevor sie uns erreicht haben.«
»Bleibt!« rief Brian stirnrunzelnd. »Es geht nicht an, daß gegürtete Ritter sich hinter einem Bogenschützen verstecken; nicht einmal einem Bogenschützen, wie Dafydd einer ist. Wir werden uns an Deck umziehen.«
Edouard sah ihn mit wilder Wut an.
»Tut das, Herr Ritter«, sagte er, »und wir werfen den halben Vorteil, den Ihr, Eure Rüstung und Eure Tüchtigkeit mit den Waffen uns einbringen, über Bord.«
»Dennoch...«, begann Brian, als Jim befand, daß er besser keine Zeit mehr verlor, die Sache in die Hand zu nehmen.
»Brian, Giles«, unterbrach er seinen Gefährten, »vielleicht sollten wir uns für einen Augenblick abseits der anderen besprechen. Und vielleicht wäre das Vorschiff kein schlechter Platz, dies zu tun. Zum einen wäre die Sache mit Secoh zu klären. In der Zwischenzeit müßt Ihr, Herr Schiffskapitän, Euch überlegen, wie wir unsere Pferde verbergen können. Vielleicht hättet Ihr so dies und das an Bord, was Ihr um sie herum auftürmen könntet. Auf diese Weise wird man sie, falls sie nicht wiehern, nicht an Bord vermuten, bevor das andere Schiff so nahe ist, daß es keinen Unterschied mehr machen wird.«
Es war ein wenig, dachte Jim im Anschluß an seine Worte bei sich, wie der Trick eines Löwenbändigers, dem Löwen die vier Beine eines Stuhls zu zeigen. Ob es stimmte oder nicht, konnte er nicht sagen, aber man hatte ihm erzählt, daß die Stuhlbeine den Löwen deshalb verwirrten, weil sie ihn vor ein Rätsel stellten. Die Frage war, welches der vier ihn bedrohenden Beine er zuerst angreifen sollte, und während er noch zögerte, konnte man damit rechnen, daß sein Kampfesmut sich verflüchtigte und dem Wunsch Platz machte, zu fliehen - oder sich zumindest zurückzuziehen.
Jim hatte Brian und die anderen gleich mit drei Dingen konfrontiert, die erledigt werden mußten; und während sie noch überlegten, gegen welches der drei Dinge sie protestieren sollten, marschierte Jim bereits auf den Eingang des Vorderdecks zu, und es sah fast so aus, als triebe er die beiden anderen Ritter und Secoh vor sich her.
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D AS GRÖSSTE P ROBLEM bestand darin, Secoh die Treppe hinunterzubekommen. Selbst mit zusammengefalteten Flügeln erwies sich die Tür doch als sehr eng für ihn; und obwohl er sich als Drache in dunklen und engen Räumen durchaus zu Hause fühlte, ließ ihn die Tatsache, daß er zuerst die Treppe hinunter
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