Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
zu Lebzeiten wohl zu sehen bekommen wird. Das erklärt, warum er ausgerechnet unser Schiff angreift. Verzeiht mir, wenn ich Euch nicht verraten kann, warum wir diese Juwelen bei uns haben.«
»Deshalb braucht Ihr uns doch nicht um Verzeihung zu bitten, James«, sagte Brian. »Aber glaubt Ihr, Bloody Boots könnte davon wissen?«
»Ich muß das als ernstzunehmende Möglichkeit in Betracht ziehen, Brian«, sagte Jim.
»Und wie«, sagte Giles, »soll Secoh uns dann helfen können? Dieses Schiff wird uns doch gewiß in nicht viel mehr als einer Stunde erreicht haben, trotz Dafydds Geschick mit Pfeil und Bogen.«
»Wir sind der Südküste Englands jetzt sehr nah«, sagte Jim. »Malencontri und Cliffside sind nur ungefähr dreißig Meilen von hier entfernt, und ein Drache kann sehr schnell fliegen, vor allem mit Rückenwind -und wir haben anscheinend auflandigen Wind. An einem Tag wie diesem würde ich auch in größeren Höhen auflandige Winde vermuten.«
Er brach seine Erklärungen ab und wandte sich nun an Secoh.
»Secoh«, sagte er, »ich möchte, daß Ihr zwei Dinge tut. Erstens möchte ich, daß Ihr wieder an Deck geht und von diesem Schiff wegfliegt. Ich möchte, daß Ihr Euch ganz dicht über den Wellen haltet und dafür sorgt, daß dieses Schiff immer zwischen Euch und dem Schiff von Bloody Boots bleibt. Wenn unser Schiff Euch nicht länger vor seinen Blicken verbergen kann, müßtet Ihr eigentlich weit genug entfernt sein, um die Piraten nicht mehr auf Euch aufmerksam zu machen. Sobald Ihr diesen Eindruck habt, steigt Ihr sofort höher, so daß Ihr für uns hier auf der Oberfläche des Meeres nur wie ein Punkt am Himmel ausseht. Könnt Ihr das tun?«
»Aber gewiß, Mylord«, sagte Secoh, »nur - wie wird Euch das helfen?«
»Sobald Ihr in der Luft seid, werdet Ihr kehrtmachen und zur englischen Küste und nach Malencontri fliegen. Wenn Carolinus dort ist, sagt ihm, was wir herausgefunden haben. Die französische Invasion soll, vorausgesetzt das Wetter hält sich, in fünf Tagen stattfinden. Wenn Carolinus nicht da ist, verschwendet keine Zeit, nach ihm zu suchen.«
»Aber...« Secoh brach ab und geriet ein wenig ins Stottern, »Mylord, dann werde ich zu der Zeit, da ich Euch in der Schlacht gegen die Georgpiraten helfen könnte, mindestens eine halbe Flugstunde von Euch entfernt sein. Seid Ihr sicher, daß ich Euch verlassen soll?«
»Ja«, antwortete }im, »denn so könnt Ihr uns Hilfe beschaffen. Ich möchte, daß Ihr sofort zu den Höhlen der Drachen von Cliffside fliegt und wenigstens ein halbes Dutzend Drachen, besser noch mehr, dazu bewegt, hierherzukommen und uns zu helfen.«
»Sie werden wahrscheinlich nicht so ohne weiteres mitkommen, nur weil ich sie darum bitte«, meinte Secoh zweifelnd. »Ihr kennt diese fetten Höhlenbewohner doch ebensogut wie ich, Mylord. Sie wollen nicht kämpfen, außer um ihr eigenes Leben zu retten. Wenn es wirklich zu dieser Invasion von Seeschlangen kommt, werden sie natürlich kämpfen; aber nichts Geringeres als dies könnte...«
»Ah«, sagte Jim, »ich möchte, daß Ihr ein paar von Euren Freunden unter den jungen Drachen ansprecht. Und ich habe nicht die Absicht, sie in den Kampf zu schicken!«
Secoh erfreute sich in letzter Zeit, wie Jim sehr wohl wußte, bei den jüngeren Drachen in Cliffside großer Beliebtheit. Ein Drache galt als Kind, wenn er nicht wenigstens fünfzig Jahre gelebt hatte, und danach als Grünschnabel, bis er hundert war oder älter. Jüngere Drachen wurden daher von den älteren für gewöhnlich herumgeschubst. Die meisten Älteren behandelten sie, als seien sie nicht nur nutzlos, sondern stünden ihnen den größten Teil der Zeit auch noch im Weg.
Secoh war wegen seiner Sumpfdrachenherkunft und des Mangels an Nahrung in den Sümpfen in seiner Jugend selbst im Alter von zweihundertundzehn Jahren kaum größer als die meisten fünfzigjährigen Drachen und kleiner als einige der nur um eine Spur älteren jungen Cliffsider. Darüber hinaus übte er auf die jungen Drachen eine gewisse Faszination aus.
Er war nicht nur tapfer genug, um es mit jedem anderen Drachen der Cliffsidegesellschaft aufzunehmen, ganz gleich, wie groß dieser sein mochte; er hatte anscheinend vor gar nichts Angst. Darüber hinaus kannte er Geschichten, vor allem die von dem Kampf am Verhaßten Turm, wo er zusammen mit Jim, Brian, Dafydd und Smrgol, dem Großonkel von Gorbash, gekämpft hatte - jenem Drachen, dessen Körper Jim damals unabsichtlich bewohnt hatte.
Und
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