Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
weiß, Ihr habt keins. Ich weiß, Ihr wißt nicht mal, was eins ist. Egal. Was Ihr mir aber wahrscheinlich beschaffen könnt, ist ein Vergrößerungsglas. Habe ich recht?«
»Ein Vergrößerungsglas?« wiederholte Carolinus. Seine alten blauen Augen zeigten einen geistesabwesenden Ausdruck. »Ich glaube, so etwas gibt es. Ja. Das ist es doch, was Ihr meint, oder?«
Etwas, das starke Ähnlichkeit mit einem übergroßen Monokel hatte, war in Carolinus' rechter Hand aufgetaucht. Es war ein rundes Stück Glas, das - ausgerechnet! - in einen sorgfältig hergestellten, quadratischen Holzrahmen eingepaßt worden war. Der Rahmen war so breit, daß man ihn anfassen konnte, ohne auf der durchsichtigen Glasfläche Fingerabdrücke zurückzulassen.
Jim benutzte das Vergrößerungsglas nun, um den Stoff seines Ärmels zu untersuchen. Das Glas vergrößerte nicht besonders, seiner Schätzung nach vielleicht zwei- bis dreimal. Hinzu kam, daß alles, was man dadurch betrachtete, zu schwanken oder sich an Stellen zu krümmen schien, an denen es das in Wirklichkeit nicht tat.
»Ich brauche später noch so eins«, sagte Jim und hielt Carolinus das Vergrößerungsglas hin. »Außerdem sollten wir beide, Ihr und ich, in den Korridor hinaustreten. Wir werden uns über Magie unterhalten müssen, und ich könnte mir denken, daß irgend jemand mithören kann.«
Carolinus' weiße Augenbrauen fuhren in die Höhe. Aber er folgte Jim ohne ein Wort durch das Zimmer und hinaus in den Flur. Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, drehte Jim sich mit dem gerahmten Glasstück in der Hand zu ihm um.
»Ich will Euch meinen Plan in so wenig Worten wie möglich schildern«, sagte Jim. »Wenn wir Dafydd retten wollen, gibt es nur eins, was wir tun können: Wir müssen seine Adern mit mehr Blut füllen. Im übrigen können wir dieses Blut nur auf magischem Wege aus den Adern von einem von uns in Dafydds Adern überführen. Könnt Ihr mir bisher folgen?«
»Ich müßte ein Idiot sein, wenn ich es nicht könnte!« rief Carolinus. »Das ist ein Stückchen Magie, das ich noch nie zuvor gemacht habe, aber ich sehe keinen Grund, warum ich es nicht tun sollte.«
Er wollte wieder in das Zimmer zurückkehren.
»Wartet!« sagte Jim. »Das ist das letzte, was wir tun werden, und das einfachste. Zuerst müssen wir sicherstellen, daß das Blut, das wir ihm geben, ihn nicht umbringen wird.«
»Ihn umbringen?« fragte Carolinus. »Blut ist Blut. Wie sollte es ihn umbringen können?«
»Genau das ist der Punkt, in dem Ihr - verzeiht mir, wenn ich das sage, Magier - irrt«, sagte Jim so taktvoll er konnte. Carolinus fuhr zu ihm herum.
»Ich? Mich irren?«
»Da, wo ich herkomme«, sagte Jim so sanft und so klar er dies vermochte, »haben wir in meiner Zeit und Welt herausgefunden, daß Menschen verschiedene Arten von Blut haben. Es gibt nur wenige verschiedene Sorten dieses Blutes, aber wenn man die falschen Sorten miteinander mischt, bringt man denjenigen, der diese Mischung erhält, unweigerlich um. Bitte, Magier, nehmt einfach mein Wort darauf.«
Carolinus funkelte ihn noch eine Sekunde lang wütend an. Dann entspannten seine Züge sich.
»Nun, nun«, sagte er mit plötzlicher Müdigkeit. »Ich werde langsam alt. Ich werde Euch zuhören, Jim. Sprecht.«
»Vielen Dank«, sagte Jim erleichtert. »Also, wir haben entdeckt, daß es vier Hauptgruppen gibt. In Wirklichkeit gibt es noch mehr, aber zwischen denen zu unterscheiden haben wir keine Möglichkeit. Andererseits ist es durchaus möglich, daß mir mit Hilfe dieses Instruments namens Mikroskop jemanden finden können, dessen Blut man gefahrlos in Dafydds Venen geben kann. Das heißt, wenn wir das Mikroskop herstellen können und ein paar Stückchen Glas, auf die wir einen Tropfen Blut von jedem in dem Zimmer dort geben werden, auch von Euch und von mir. Die verschiedenen Blutgruppen heißen A, B, AB und Null. Jemand mit AB kann jede andere Blutgruppe vertragen. Dafydd könnte AB haben. Wenn ja, haben wir Glück -aber ich wüßte von keiner Möglichkeit, wie wir uns davon überzeugen können, daß er tatsächlich diese Blutgruppe hat. Jeder, der die Blutgruppe Null hat, kann jedem anderen sein Blut spenden.«
»Ich verstehe«, sagte Carolinus. »Und um herauszufinden, wessen Blut sich gefahrlos verwenden läßt, braucht Ihr dieses - wie nanntet Ihr es doch gleich ->Mikroskop<. Und so etwas kann ich Euch auf keinen Fall beschaffen. Ich habe Euch gewiß erklärt - und wenn ich es nicht getan
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