Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
darauf zu besinnen, was er von Orten und Landschaften wußte. Schließlich sah er die Gebiete, über die Secoh redete, vor sich, auch wenn das Bild kein allzu verläßliches war.
»Zwischen und unterhalb dieser beiden Gebiete«, fuhr der Sumpfdrache fort, »liegt das Territorium des dritten Drachen, den Ihr vor Euch seht, hier direkt neben mir. Sie ist Artalleg, die für das Land zwischen den beiden anderen spricht, die ich Euch gerade vorgestellt habe. Gleich zu meiner Linken sitzt Chorak, der vierte Drache vor Euch, der für alle Drachen nördlich der Cheviot Hills spricht. Und neben ihm sitzt der fünfte Drache, den Euch vorzustellen ich die Ehre habe, und der das ganze Land im Süden bis zum Meer repräsentiert, von den Kanalgewässern bis zum Irischen Meer. Sein Name ist Lanchorech.«
Secoh verstummte. Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, während Jim nach einer geziemenden Antwort auf diese Vorstellung suchte.
»Ich grüße Euch alle, Ihr Drachen«, sagte er schließlich. »Ihr ehrt mit Eurem Kommen das Haus, in dem ich lebe.«
Die fünf Drachen nickten abermals; seine Worte hatten ihnen anscheinend nicht schlecht geschmeichelt.
»Wie wir bereits sagten, kurz bevor Ihr kamt...«, unterbrach Brian. Dieser hatte in seiner gewohnten Ungeduld allen Dingen gegenüber, die nicht unmittelbar mit Taten verbunden waren, während der Vorstellung mit den Fingern auf die Tischfläche getrommelt. »Wir und diese braven Drachen hier haben darüber nachgedacht...«
»Ich habe bei meinem Eintritt gehört, worüber Ihr nachdachtet«, fiel Jim ihm ins Wort. Statt sich angesichts dieser Schroffheit beleidigt zu zeigen, schien Brian vielmehr erleichtert. »Ihr habt versucht zu entscheiden, welches der geeignetetste Ort sowohl für die Georgarmee als auch für die Drachen wäre, um zusammenzukommen und gegen die Seeschlangen zu kämpfen, die bald an Land kommen werden, wenn sie nicht bereits hier sind. Nun, ich habe über eine andere Möglichkeit nachgedacht. Eine Möglichkeit, die Seeschlangen loszuwerden, vielleicht ohne überhaupt gegen sie kämpfen zu müssen - und gleichzeitig eine Möglichkeit, auch die Franzosen ohne einen Kampf loszuwerden.«
Diesen Worten folgte ein Augenblick der Stille, die schließlich durch Chandos' ruhige Stimme unterbrochen wurde.
»Was Ihr da sagt, klingt überaus interessant, Mylord«, bemerkte er. »Bitte, verratet uns mehr.«
Es war Jim keineswegs entgangen, daß Chandos seinen feudalen Rang unterstrichen hatte, indem er ihn >Mylord< nannte statt einfach >Sir James< - und das, obwohl Chandos selbst nicht nur der ältere Ritter war, sondern auch einen größeren Ruf als Kämpfer für sich in Anspruch nehmen durfte. Jim beschloß, die Autorität seines Adelsranges zu nutzen, um Zeit zu schinden, während er seinen Plan weiterentwickelte.
Die Idee verfügte immer noch über eine ganze Reihe von Unstimmigkeiten, die bei den anderen Fragen aufwerfen konnten. Er wollte seinen Vorschlag erst in eine Form bringen, die sowohl für die Ritter ihren Reiz hatte, die genauso bereitwillig in eine Schlacht ziehen würden, als auch für die Drachen, die es wahrscheinlich vorzogen, nicht zu kämpfen, aber im Notfall durchaus dazu bereit waren. Glücklicherweise hatte er mit dem Hilfsangebot der französischen Drachen ein mächtiges Argument in der Hand.
Aber das wollte er sich für den richtigen Augenblick aufheben.
»Zuerst«, sagte er, »möchte ich mehr über die gegenwärtige Situation wissen. Ihr alle wißt, daß ich fast zwei Tage lang geschlafen habe, und in dieser Zeit müssen sich einige Dinge ereignet haben. Ich möchte mich entschuldigen, aber ich habe einfach versäumt, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, mich wecken zu lassen.«
»Er braucht sich nicht zu entschuldigen«, mischte sich Angie, die neben ihm saß, mit entschlossener Stimme ein. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und hatte so viel Ähnlichkeit mit dem Felsen von Gibraltar, wie das einer ziemlich kleinen, attraktiven, schwarzhaarigen Frau überhaupt möglich sein konnte. »Es war meine Entscheidung, ihn schlafen zu lassen. Und jetzt, da er geschlafen hat, sollte man nicht noch lange darüber reden, denn wenn ich mich nicht irre, ist die Zeit ohnehin knapp.«
Artalleg öffnete den Mund, schloß ihn aber wieder, weil der Drache zu ihrer Rechten sie in die Rippen gestoßen hatte.
»Nun, um fortzufahren...« Jim brach plötzlich ab. »Da fällt mir ein, wo ist eigentlich Rrrnlf? Ich weiß, er konnte
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