Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
unmöglich in diese Halle kommen, aber ...«
»Rrrnlf«, meldete Angies klare Stimme sich abermals zu Wort, »ist anderweitig beschäftigt. Sobald er hörte, daß Essessili herkommen würde und daß er lediglich auf ihn zu warten brauchte, hat er alles andere uns überlassen. Er hat sich einfach neben seiner Seeschlange zusammengerollt, die so gefesselt ist, daß sie sich nicht von der Stelle rühren kann, und ist eingeschlafen. Abgesehen von der Tatsache, daß sie beide ziemlich viel Platz auf dem Burghof beanspruchen, könnte Rrrnlf genausogut überhaupt nicht da sein.«
»Ich verstehe«, sagte Jim und hüstelte verlegen. »Nun, dann kann mich sicher einer von euch anderen ins Bild setzen. Wie haben sich die Dinge mit den Seeschlangen weiterentwickelt? Sind inzwischen mehr von ihnen in der Nähe der Burg aufgetaucht? Haben wir irgendeine Vorstellung, ob bereits viele weitere Schlangen an Land gekommen sind ...?«
»Diese Frage kann ich beantworten«, sagte Secoh. »Ich bin drei Mal ausgeflogen, um einen Blick auf die Küste zu werfen, nicht weit vom Verhaßten Turm entfernt. Ich habe mich immer hoch in der Luft gehalten, damit mich niemand als Drache erkannte. Jeder, der aufblickte, konnte zwar etwas sehen, wird es aber wahrscheinlich für einen Vogel gehalten haben. Allerdings scheinen die Seeschlangen ohnehin nicht aufzublicken.«
»Habt Ihr feststellen können, ob weitere Seeschlangen an Land kommen?« fragte Jim.
»Sie kommen nicht, sie sind schon gekommen«, sagte Secoh. »Zu Tausenden. Sie sind überall längs der Küste aufgetaucht, zwischen den Sümpfen und dem Verhaßten Turm. Dann haben sich einige von ihnen in diese Richtung bewegt, aber nicht alle. Als ich das letzte Mal nachsah, schienen die meisten sich zu Gruppen zusammenzuschließen.«
Jim wandte sich an Carolinus.
»Was meint Ihr dazu?« fragte er. »Seid Ihr immer noch der Meinung, daß die Dunklen Mächte nichts mit der Sache zu tun haben?«
»Seltsamerweise«, sagte Carolinus, »scheinen die Dunklen Mächte diesmal ausnahmsweise wirklich nichts damit zu tun zu haben. Es ist lediglich ein zufälliges Zusammentreffen, daß sie gerade dort gelandet sind. Und natürlich das Werk des unbekannten, der Magie kundigen Drahtziehers. Ich habe immer noch keine Ahnung, wer er sein könnte.«
»Darüber«, entgegnete Jim, »können wir uns später noch den Kopf zerbrechen. Das wichtigste scheint zur Zeit die Frage zu sein, wie wir mit den Seeschlangen verfahren wollen.«
Er sah die fünf Drachen an.
»Wie bald könnt Ihr Eure Drachen hierherbringen?«
Lanchorech meldete sich zu Wort.
»Wir haben in der Höhle der Cliffsider darüber gesprochen«, sagte er. »Von dem Zeitpunkt, da wir hier aufbrechen, um ihnen die Nachricht zu übermitteln, daß sie hierherkommen sollen, bis zu dem Augenblick, da Ihr sie über Eurer Burg sehen werdet, werden mindestens sechs Stunden vergehen, selbst wenn alle bereit sind und nur darauf warten abzufliegen.«
»Ihr bekommt vielleicht Hilfe«, sagte Jim, »von den französischen Drachen. Wißt Ihr das?«
»Falls sie kommen«, bemerkte Lanchorech düster.
»Das werden sie«, sagte Jim so zuversichtlich wie nur möglich. »Vergeßt nicht, ich habe ihre Juwelen als Sicherheit. Das heißt, wenigstens hatte ich sie ...«
Secoh fiel ihm unerwartet ins Wort.
»Ihr habt sie immer noch, Mylord!« sagte er. »Ich war vorsichtig genug, sie aus ihrem Versteck zu holen, als diese Drachenvertreter Cliffside verließen, um zu Eurer Burg zu fliegen. Um genau zu sein, habe ich sie hier bei mir unter dem Tisch. Immerhin wart Ihr es, dem man sie anvertraut hat!«
»In diesem Fall«, sagte Jim, »könntet Ihr sie mir einfach herüberreichen.«
Secohs Kopf tauchte für einen Augenblick unter dem Tisch unter, dann kam er mit einem prallgefüllten Sack wieder zum Vorschein. Den Sack reichte er Jim an die hohe Tafel hinauf. Jim nahm ihn entgegen, öffnete den Lederriemen und ergoß einen Teil des Inhalts auf den Tisch vor sich. Die Wirkung auf die fünf Drachenvertreter kam wie von selbst, auch wenn sie die Edelsteine schon zuvor einmal gesehen haben mußten.
»Juwelen - solche Juwelen!« entfuhr es Egnoth. »Noch nie habe ich solche Juwelen gesehen!«
Das war der Augenblick, um sein As auszuspielen.
»Sie sind den französischen Drachen sehr kostbar«, sagte Jim. »Nun, sie haben sich nicht verpflichtet, an unserer Seite zu kämpfen. Aber sie sagten, sie würden kommen, und Ihr habt eine gewisse Vorstellung, wie viele Drachen
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