Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
verstanden habe, ihr Ziel.«
»Das wäre also ungefähr der Zeitpunkt, zu dem Essessili und die Schlangen in seinem Gefolge Malencontri erreichen würden«, sagte Jim grimmig. »Secoh, können unsere Drachen sich bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls versammeln?«
»Das können sie gewiß«, sagte Secoh.
»Auch unsere französischen Drachen«, warf Iren ein, »stehen ganz in der Nähe bereit, an einem Ort, an dem die Schlangen sie nicht sehen. Sie können in einer guten Stunde bei Eurer Burg sein.«
»Gut«, sagte Jim, der hoffte, daß es so weit nicht kommen mußte.
»Ich wollte selbst nach Brest fliegen, um mir die französischen Schiffe anzusehen, aber das ist jetzt nicht mehr notwendig«, fügte er hinzu. »Ich glaube, statt dessen werden Secoh und ich einen Ausflug nach Nordosten machen, dorthin, wo sich die Armee unserer englischen Georgs versammelt hat. Auch sie werden sich, so hoffe ich, in Kürze in dieser Richtung auf den Weg machen.«
»Gut!« sagte Iren. »Ich komme mit. Je mehr wir über die Angelegenheiten hier wissen, um so besser. Laßt mich nur der nächsten Wache ein Signal senden.«
Augenblicklich fing Iren an, höher zu steigen, und ließ die beiden anderen Drachen unter sich. Nachdem er einige hundert Fuß zurückgelegt hatte, drehte er sich um, schoß im Sturzflug die Hälfte der Strecke wieder zu ihnen hinunter, bremste plötzlich mitten in der Luft, vollführte einen kleinen engen Kreis, schoß dann abermals hinab und fing sich direkt neben ihnen wieder auf.
»Was war das?« fragte Jim. »War dies Euer Signal, das Ihr der nächsten Wache schicken wolltet?«
»Habt Ihr so wenig Vertrauen in uns, daß Ihr das nicht erraten könnt?« fragte Iren. »Ich habe es Euch doch gesagt. Wir halten nun schon seit einigen Tagen an der Südküste Eurer Insel Wache.«
»Es ist ein langer Flug von Brest hierher«, sagte Jim. »Nicht, daß Ihr dazu nicht in der Lage wäret...«
»Ihr unterschätzt uns«, sagte Iren. »Ich bin nur einer von fünf Drachen, die ständig unterwegs sind. Der nächste in der Luft, der südlich von uns weiter draußen über dem Meer kreist, kann mich sehen, und er wird mein Signal bemerkt haben. Ich habe ihm gesagt, daß alle Wachen sich eine Position weiterbewegen sollen. Kurz, diese Wache, die die Nachricht bekommen hat, wird das Signal an die nächste in der Reihe weitergeben und dann meine Position hier einnehmen. Auf diese Weise kann er mich ersetzen und sich sogar bereithalten, wenn nötig dem Zug der Seeschlangen landeinwärts zu folgen.«
»Aber trotzdem ...«, sagte Jim zweifelnd. Iren unterbrach ihn.
»Ihr habt mich nicht ausreden lassen«, bemerkte er. »Ich sagte, es gäbe fünf Wachen. Wenn die, die am weitesten von uns entfernt ist, ihre Position dort, wo unsere Drachen sich gesammelt haben, verläßt, erhebt sich ein neuer in die Lüfte, um an ihre Stelle zu treten. Auf diese Weise halten immer fünf von uns Wache. Jede Wache dauert zwei Stunden, es sei denn, ein Drache hätte das Gefühl, seinen Posten aus irgendeinem Grund vorzeitig verlassen zu müssen. Dann rücken alle übrigen eine Position weiter. Habt Ihr das Prinzip verstanden?«
»Ja«, antwortete Jim, »es ist ein sehr gutes Arrangement.«
»Jeder Drache in der Reihe sieht den anderen«, fuhr Iren fort, »und auf diese Weise können Nachrichten wie die, die ich gerade ausgesandt habe, weitergegeben werden. Direkt vor Eurer Ankunft hatte ich ein Signal geschickt, daß die Seeschlangen beginnen, sich von der Küste aus landeinwärts zu bewegen. Jetzt bin ich frei, mit Euch zur Armee der englischen Georgs zu fliegen.«
»Der Flug wird uns ein ganzes Stück weit nach Norden bringen«, meinte Jim. »Für mich und Secoh ist das natürlich kein Problem, da wir ohnehin nicht weit von zu Hause entfernt sind, aber Euer Rückflug nach Frankreich wird auf diese Weise sehr lang werden.«
»Ihr habt unser Wort, und Ihr habt unsere Juwelen«, sagte Iren. »Haltet Ihr so wenig von den französischen Drachen, daß Ihr glaubt, wir würden in diesem Falle nicht die äußersten Anstrengungen auf uns nehmen? Nun gut, es mag ein langer Flug sein. Aber wie Ihr selbst wißt, sind wir Drachen in der Lage, uns tagelang in der Luft zu halten und große Entfernungen zurückzulegen, obwohl es nicht leicht sein mag.«
Jim verspürte eine kleine unerwartete Woge von Stolz und Wärme, weil Iren ihn in die Gemeinschaft der Drachen eingeschlossen hatte. Es glich ungefähr dem Gefühl, das sich seiner bemächtigt hatte, als
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