Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
wahrscheinlich bereits wieder auf dem Rückweg nach Malencontri. Der Seeteufel machte bereits die Hälfte der Strecke zurückgelegt haben, wenn man seine Besorgnis wegen seiner Dame in Rechnung stellte, die Essessili, wie Jim zu seinem Unglück gerade bemerkt hatte, überhaupt nicht bei sich trug. Ein weiterer Quell für mögliche Schwierigkeiten bei der Burg.
»Was tun die Georgs hier?« fragte Iren plötzlich. »Sollten sie nicht ans Meeresufer ziehen, um gegen unsere Georgs zu kämpfen, sobald diese landen?«
»Wenn mich nicht alles täuscht«, antwortete Jim, »müßten sie bald aufbrechen. Aber ich möchte nicht, daß sie zur Meeresküste ziehen, sondern am einen Ort zwischen den Seeschlangen und dem Meer. Auf diese Weise wird es so aussehen, als versperrten sie den Schlangen den Fluchtweg.«
»Fluchtweg?« hakte Iren mit scharfem Tonfall nach. »Was bringt Euch auf den Gedanken, daß die Seekriecher fliehen wollen? Das letzte, was wir von ihnen zu sehen bekommen haben, sah ganz gewiß nicht nach Flucht aus.«
»Das stimmt«, sagte Jim. »Aber ich hoffe, daß sich an ihrer Einstellung noch etwas ändern wird.«
Iren sah ihn merkwürdig an.
»Magie, wißt Ihr«, sagte Jim lahm und ergriff Zuflucht zu seiner zweckdienlichsten Ausrede. Aber Iren schien im Gegensatz zu vielen anderen Drachen - und den meisten Menschen - nicht weiter beeindruckt zu sein.
Während des ganzen Fluges vom Meer hierher hatte Jim überlegt, ob er Iren und die anderen französischen Drachen ins Vertrauen ziehen sollte. Jetzt entschied er sich, dies zu tun.
»Im Augenblick beraten die wichtigsten Georgs in unserer Armee«, erklärte er Iren, »was sie tun sollen. Aber wir haben einen sehr wichtigen Georg, der für uns eintreten wird. Sein Name ist Sir John Chandos. Wenn er Erfolg hat, wird er die Armee zu dem Ort schaffen, von dem ich Euch gerade berichtet habe.«
»Aber Ihr habt mir nicht erzählt, warum die Georgs das tun sollten«, sagte Iren.
»Meine Hoffnung«, erklärte Jim, »gründet sich darauf, daß die Schlangen den Mauern von Burg Malencontri nichts anhaben können. Wenn ihnen das tatsächlich nicht gelingt, müssen sie langsam an ihrer Fähigkeit, mich zu besiegen, zweifeln; offensichtlich halten sie mich für den Anführer aller englischen Drachen.«
»Nun, das seid Ihr doch auch!« warf Secoh unerwartet ein.
»Vielen Dank, Secoh«, sagte Jim und streifte den Sumpfdrachen mit einem Blick voller Zuneigung, »aber ich glaube, Sie halten mich für tüchtiger und mächtiger, als ich bin. Jedenfalls ...«
Er wandte sich wieder an Iren, der neben Secoh in der Luft kreiste.
»Jedenfalls«, fuhr Jim fort, »wenn die Schlangen erst einmal bezweifeln, daß sie mich zu fassen bekommen werden, wollen wir diesem Zweifel zusätzliche Nahrung geben. Sobald die meisten Seeschlangen vor Malencontri liegen, rufen wir die englischen Drachen herbei, die ungefähr halb so hoch wie wir jetzt über ihnen kreisen werden, so daß es so aussieht, als füllten sie den nördlichen Teil des Himmels. Glücklicherweise können die Schlangen nicht weit über die Baumgipfel hinaus sehen, weil sie sich aufgrund ihres Körperbaus so nah am Boden befinden. Wenn dann Ihr und Eure französischen Mitdrachen, die Ihr außerhalb der Sichtweite der Schlangen gewartet habt, auf mein Signal herbeikommt, um die südliche Hälfte des Himmels auszufüllen, dann werden die Seeschlangen den ganzen Himmel über sich von Drachen ausgefüllt sehen und dazu einer Burg gegenüberstehen, die sie nicht einnehmen können.«
Er hielt inne, aber Iren schwieg. Wahrscheinlich dachte der französische Drache darüber nach.
»Meine Hoffnung«, sagte Jim, »ist ferner, die Seeschlangen zu vertreiben, ohne gegen sie kämpfen zu müssen. Unser Vorteil besteht dann mit Hilfe von euch französischen Drachen darin, daß wir ihnen scheinbar zahlenmäßig überlegen sein werden. Außerdem wissen die meisten von ihnen, ob sie es zugeben oder nicht, daß einstmals eine Seeschlange im Zweikampf von einem Drachen namens Gleingul besiegt wurde. Das ist jetzt ungefähr hundert Jahre her und hat sich an einem Ort namens Grauer Sand zugetragen. Daher müssen zumindest die meisten von ihnen wissen, daß die Gefahr besteht, daß die Drachen sie im Zweikampf vernichten können. Nun habe ich Euch französische Drachen zwar um nicht mehr gebeten, als aufzutauchen und uns dabei zu helfen, die Schlangen zu erschrecken, aber...«
»Wenn Drachen gegen Schlangen kämpfen und französische Drachen
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