Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
fangen«, wandte Jim ängstlich ein.
»Das befürchte ich nicht«, sagte Chandos. »Ich habe schon kälteres Öl Feuer fangen sehen, wenn die Fackeln nur gut brannten, dich mit Pech eingestrichen und stramm gebunden waren. Die kleineren Zweige werden schnell Feuer fangen.«
Jim sah Angie an; sie nickte. Dann wandte er sich wieder an die Diener, die das Feuer schürten. Sechs von ihnen standen bereits auf der Plattform, und wenn nötig war noch Platz für einige weitere Männer.
»Na gut«, sagte Jim. »Kippt das Öl auf sie hinunter!«
Die Männer sahen ihn an und zögerten. Ein oder zwei bewegten sich zaghaft auf dem erhitzten Topf zu, aber die meisten standen einfach nur reglos da.
»Ihr Idioten!« fauchte Jim. »Benutzt Stangen! Was meint Ihr, wozu diese Ösen da sind?«
Die Ösen, auf die er sich bezog, waren je zwei Flanschen zu beiden Seiten des oberen Topfrandes mit je etwa vier Zoll großen Löchern darin. Jim verlor bei der Dienerschaft so gut wie nie die Beherrschung. Daß er es nun als Ergebnis seiner aufgestauten Anspannung doch tat, ließ die Männer furchtsam zu ihm aufblicken, bevor sie hastig die Treppe hinunterliefen. Er mochte ja vergessen, daß er dem Gesetz nach das Recht hatte, sie zu hängen oder Schlimmeres mit ihnen zu tun, einfach weil ihn die Laune dazu ankam - aber sie vergaßen es nie.
Wenige Sekunden später waren sie wieder da, diesmal mit zwei Stangen, wie sie die Bauern als Waffe benutzten.
Die Sache verzögerte sich noch weiter, während Jim vor sich hin wütete und die Enden der Stangen zugespitzt werden mußten, damit sie in die Löcher paßten. Jim schien es, als brauchten die Männer mit ihren Messern eine halbe Stunde für diese Arbeit. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren es keine fünf Minuten.
In der Zwischenzeit hatte er noch einmal einen Blick über die Ringmauer geworfen. Die Kiefer der Schlange, die gegenwärtig versuchte, den oberen Rand der hochgezogenen Zugbrücke zu erreichen, waren jetzt nur noch vier Fuß davon entfernt.
»Fertig!« jubilierte Angie hinter ihm. Jim fuhr gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wie die Stäbe eingehängt wurden und die Männer ihr ganzes Gewicht dagegenstemmten.
Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde der Topf sich nicht schräg legen. Er war vermutlich schon seit einigen Jahren nicht mehr bewegt worden und in Wind und Regen festgerostet. Dann knirschte der obere Rand. Schließlich neigte er sich ein wenig vor, dann noch ein wenig - und dann, mit einer jähen Bewegung, bei der die beiden ersten Männer an den Stangen um ein Haar in die immer noch lodernde Feuergrube gefallen wären, neigte er sich vollends vornüber. Das erhitzte Öl ergoß sich auf den Damm und die Schlangen, die sich darauf befanden.
Brian stieß einen Freudenschrei aus.
»Das wird ihnen nicht besonders gefallen!« rief er. »Sie haben sich allesamt ineinander verknotet und versuchen jetzt, sich schnell umzudrehen und von dem Damm wegzukommen, ohne in den Graben zu fallen!«
»Die Fackeln!« rief Jim. »Männer, habt ihr sie noch nicht angezündet? Dann tut das sofort!«
»Ja, entzündet die Fackeln«, sagte Chandos ungerührt. »Aber werft sie erst hinunter, wenn all die Schlangen, die sich jetzt zurückziehen, entweder durch andere ersetzt worden sind oder selbst wieder auf den Damm kommen. Sie werden bald herausfinden, daß das Öl allein zwar unangenehm für sie ist, ihnen aber nicht wirklich Schaden zufügt. Unser Ziel muß darin bestehen, ihnen eine Lektion zu erteilen; und das wird uns am besten gelingen, wenn wir den Damm und mehrere Schlangen gleichzeitig in Brand setzen.«
»Das Öl könnte sich aber restlos verlaufen haben, bis sie zurückkommen«, sagte Jim zweifelnd.
»Keine Bange«, erwiderte Chandos. »Es wird noch genug Öl auf dem trockenen Holz übrig sein, um die Flammen augenblicklich auflodern zu lassen, und das wird genügen, um alles andere in Brand zu setzen. Wartet es ab.«
Sie warteten ab. Und genau wie Chandos es vorhergesehen hatte, wagten sich die Schlangen nach ungefähr einer Viertelstunde wieder auf den Damm, der ihnen zwar ein wenig schlüpfrig erschien, sich ansonsten aber nicht verändert hatte.
Zuerst zaghaft und dann immer eiliger bewegten sie sich über den Damm, während andere Schlangen nachdrängten, bis sich sechs von den Geschöpfen auf dem Damm befanden - im Grunde also schon zu viele. Jim und alle anderen, die nun mit ihm über die Mauer blickten, sahen, wie eine der Schlangen versuchte, auf
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