Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
ist ein Unternehmen, das sehr viele Menschen sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft abgeschreckt hat beziehungsweise abschrecken wird.«
Er sah Jim düster an.
»Ihr habt Kenntnis von Versuchen, die man nach unserer Zeit unternommen hat, in der Welt, aus der Ihr kommt.«
»Das stimmt«, sagte Jim. »Die Deutschen hatten im Zweiten Weltkrieg eine Invasion über den Kanal geplant. Es ist aber nie dazu gekommen.«
»Und König Jean wäre nicht so zuversichtlich, wenn er keine Hilfe hätte. Und diese notwendige Hilfe kann nur vom Meer selbst kommen«, sagte Carolinus. »Ich habe herausgefunden, daß König Jean über Ecotti eine unheilige Allianz mit dem Stamm der Seeschlangen eingegangen ist, die alle Meere bevölkern. Und unter den Schlangen hat sich eine zum Anführer aufgeschwungen, die die übrigen zu gemeinsamem Handeln bringen kann. Normalerweise wollen sie, sobald sie ausgewachsen sind, nicht mehr viel miteinander zu tun haben. Wißt Ihr irgend etwas über Seeschlangen, Jim?«
»Nur eins«, meinte Jim nachdenklich, »daß der Drache Smrgol mich kurz vor unserem Kampf am Verhaßten Turm daran erinnert hat, daß ein Vorfahr von Gorbash einer Seeschlange im Zweikampf gegenübergetreten sei und gesiegt habe. Es ist offensichtlich selten, daß einem Drachen so etwas gelingt.«
Carolinus schnaubte.
»Und ob!« rief Carolinus. »Als Drache bist du groß, Jim. Aber eine gewöhnliche Seeschlange ist gleich zwei Mal so schwer und mindestens doppelt so lang. Sie ist einfach viel größer und stärker als du. Die Seeschlangen haben es immer für selbstverständlich genommen, daß ein Drache es mit keiner von ihnen aufnehmen konnte. Im übrigen erinnere ich mich sehr gut an den Kampf, von dem Ihr da sprecht. Dieses Ereignis nagt seither an sämtlichen Seeschlangen. Möglicherweise ist das der Grund, warum sie sich so schnell bereit gefunden haben, die Invasion zu unterstützen. Das Land interessiert sie nicht, aber die Drachen auf dem Land sehr wohl. Sie wollen Rache - ganz zu schweigen von der Tatsache, daß jede Seeschlange, genau wie jeder Drache, einen Hort hat. Die Gelegenheit, Drachenhorte zu plündern, erscheint ihnen höchst verlockend. Zu diesem Zweck werden sie versuchen, jeden einzelnen Drachen in England zu töten.«
Er leerte seine Tasse und warf einen wütenden Seitenblick auf den Kessel.
»Nachfüllen!« befahl er knapp.
Der Kessel schwebte durch die Luft auf ihn zu und schenkte etwas in seine Tasse ein, das Wasser zu sein schien, aber dunkle Teefarbe annahm, sobald es in dem Porzellangefäß ankam. Carolinus bedachte nun die Tasse selbst mit einem zornigen Blick.
»Milch und Zucker«, befahl er.
Die Flüssigkeit wurde sofort milchig. Er nippte daran. »Diesmal stimmt die Temperatur«, bemerkte er.
»Ecotti«, murmelte Jim stirnrunzelnd. »Das ist ein ungewöhnlicher Name.«
»Keineswegs!« brummte Carolinus. »Es ist ein gewöhnlicher Name in den italienischen Bergen, aus denen er kommt. Die Leute dort haben eine Art Dünkel entwickelt, weil sie im Laufe der Jahrhunderte so viele Hexenmeister und Hexen hervorgebracht haben. Für jemanden wie mich ist Ecotti kein ernstzunehmender Gegner, wie ich schon sagte; aber als Hexenmeister ist er fähig, sehr fähig. Ich würde ihn der allerersten Klasse von Hexern zurechnen - weit über Eurem Niveau, Jim. Behaltet das im Gedächtnis. Und behaltet auch im Gedächtnis, daß, soweit es die Seeschlangen betrifft, diese Invasion bereits im Gange ist. Wahrscheinlich befinden sich schon jetzt einige von ihnen in England.«
»England!« sagte Jim und zuckte zusammen. »Natürlich! Das würde erklären, was dem armen Amyth zugestoßen ist. Und Huberts Kühen! Das heißt, die Schlangen sind nicht nur vor der englischen Küste, sondern schon viel näher.«
»Amyth? Hubert? Was ist mit Amyth und Hubert?« erkundigte Angie sich scharf.
»Es könnte durchaus möglich sein, daß eine Seeschlange Huberts Kühe gefressen und sich Amyth geholt hat«, sagte Jim. »Ich nehme an, sie hat ihn so, wie er war, in einem Stück heruntergeschluckt. Das ist noch etwas, das ich gerne mit Euch besprechen würde, Carolinus...«
»Ihr sagt, eine Seeschlange hätte Amyth geholt!« fiel ihm Carolinus ins Wort. »Hier?«
»Ich glaube schon. Aber hört mich erst einmal an«, sagte Jim. »Ich habe ihn meine Fackeln tragen lassen, gestern nacht, als ich das Tuch für Aragh aufgehängt habe. Es war ziemlich dunkel, daher konnten wir außerhalb des Fackelscheins nichts sehen.
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