Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
tun, als auf der Burg zu warten, bis Ihr kamt, und Euch dann meine Nachricht zu übermitteln. Glücklicherweise seid Ihr, nachdem Ihr Euren Spaziergang endlich beendet hattet, tatsächlich gekommen und habt mich geholt.«
»Natürlich!« sagten Jim und Angie wie aus einem Mund.
»Es war ein Sonderfall, das versteht Ihr gewiß«, sagte Carolinus schroff. »Für gewöhnlich brauche ich kaum die Hilfe von Euresgleichen. Ich mag Euch recht gern, das stimmt; aber das heißt nicht, daß ich die Augen vor der Tatsache verschließe, daß hier Zwerge einem Riesen geholfen haben.«
»Apropos«, sagte Jim, der die Gelegenheit beim Schöpf packte. »Genau darüber wollte ich mit Euch sprechen. Als ich für Angie ein paar Blumen pflückte, ist mir etwas sehr Seltsames widerfahren ...«
»Wenn Ihr nichts dagegen habt«, fuhr Carolinus ihn an, »bleiben wir bitte beim Thema. Der Punkt ist, daß ich sterben sollte, damit die französische Invasion bei ihrem Zug durch England nicht auf starken magischen Widerstand trifft. Glaubt mir, diesmal wäre die Invasion gelungen - sogar ohne die Hilfe der Schotten, die König Jean übrigens zu unterwerfen plant, sobald er England erobert hat.«
»Ah!« sagte Jim.
»>Ah< zu plärren ist nicht nötig«, gab Carolinus zurück. »Das kann sich schließlich jedes Kind denken. Aber zurück zu wichtigeren Dingen. Der Punkt ist, ich habe überlebt. Aber ich bin nach wie vor behindert.«
Er sah Jim zornig an.
»Die Schwierigkeit besteht darin«, sagte er, »daß echte Magie - die Magie, die wir benutzen - per definitionem nicht strafend ist. Ich kann sie benutzen, um zu verteidigen, so wie ich daheim Haus und Grund mit Schutzzaubern belegt habe; aber ich kann sie nicht zum Angreifen benutzen, ohne einen sehr klaren und offensichtlichen Grund zu haben - wie zum Beispiel den, daß ich, wenn ich jetzt nicht selbst angreife, unausweichlich meinerseits angegriffen würde.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Jim.
»Aber ich«, meldete sich Angie hinter ihm zu Wort. »Er meint er kann diesen - wen auch immer - nicht angreifen, ohne einen klaren Beweis dafür zu haben, daß >wer auch immer< ihn angreifen wird. Aber Carolinus ...«
Sie sah den Magier direkt an.
»...wer auch immer es war, hat doch versucht, Euch zu töten!« fuhr sie fort. »Auch wenn er dafür einen Umweg gewählt hat. Genügt das nicht, um zu rechtfertigen, daß Ihr Euch irgendwie zur Wehr setzt?«
»Nicht, wenn ich überlebt habe, was ja der Fall ist«, sagte Carolinus. »Es sei denn, es läge ein Beweis dafür vor, daß man es wieder versuchen wird.«
»Nun, wenn die Franzosen in England einfallen, würdet Ihr dann nicht höchstwahrscheinlich getötet werden?« fragte Angie.
»Ja - und nein«, erwiderte Carolinus. »Sie würden, ganz gleich, wie groß ihre Armee wäre, magische Hilfe benötigen, um hinter meiner magischen Verteidigung an mich heranzukommen. Ihr beide und die anderen Adeligen hier in der Nähe würdet nicht so viel Glück haben.«
»Nun denn«, sagte Jim, »was läßt sich da tun?«
»Ich sage Euch, was sich tun läßt!« versetzte Carolinus. »Ich muß herausfinden, wer die wirkliche Macht hinter Ecotti ist. Wer die Verschwörungen gegen mich anzettelt. Gegenmagie allein würde schon genügen, um meinen Kessel zu verseuchen, aber nicht ohne ein wenig echte Magie, um mich davon abzuhalten, es sofort zu bemerken - sonst ließe sich das nicht bewerkstelligen, ohne daß ich die Verschwörung sogleich aufdecken würde. Das läßt darauf schließen, daß ein echter Magier am Werk gewesen ist und Ecotti geholfen hat. Aber die Revisionsabteilung versichert mir, daß niemand etwas damit zu tun hatte.«
»Ich verstehe«, sagte Jim.
»Das will ich auch hoffen, und zwar um Euretwillen«, sagte Carolinus. »Denn wer auch immer hinter dieser Sache steckt, treibt auch die Invasion voran. Das alles geht natürlich weit über Euer magisches Niveau hinaus, Jim; aber ich bin fest davon überzeugt, daß hinter dem Ganzen im Verborgenen ein genialer Kopf steckt. Auf sich gestellt ist Ecotti ein Nichts. Er muß einen oder mehrere Verbündete gefunden haben, die die Invasion erst ermöglichen. Eine Überquerung des Kanals ist schon bei bestem Wetter ein großes Risiko. Es besteht immer die Gefahr, daß man Dutzende von Schiffen mit Soldaten verliert und daß noch mehr vom Kurs abgetrieben werden. Dann erfolgt die Landung unweigerlich verstreut und ohne ausreichende Verbindung zwischen den Truppenteilen. Eine Invasion Englands
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