Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
sagte er.
»Sehr gut.« Carolinus nahm einen Schluck Tee. Er warf dem Kessel einen finsteren Blick zu.
»Nicht heiß genug!« tadelte er.
Der Kessel stieß einen kurzen, entschuldigenden Pfiff aus.
»Diesmal will ich das noch durchgehen lassen«, sagte Carolinus. »Ich habe ihn selbst aufgewärmt und dafür gesorgt, daß er Milch und Zucker im richtigen Verhältnis enthält. Aber achte bitte in Zukunft auf die Temperatur. Nun, Jim...«
Jim schenkte dem älteren Magier seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
»Ich fürchte, ich mußte Euch in die Irre führen«, sagte er. »Aber zu der Zeit, da ich zum ersten Mal von dieser Sache zu Euch sprach, hattet Ihr noch nicht wirklich mit Magie zu tun - ich muß sagen, selbst heute habt Ihr kaum mehr damit zu tun, aber Ihr müßt trotzdem lernen, Euch ihrer zu bedienen. Ich habe Euch gesagt, es gäbe keine Hexenmeister, sondern nur Magier, die auf Abwege geraten wären. Ihr habt seither einen derartigen Fall kennengelernt; ich spreche von dem französischen Magier Malvinne. Und Ihr erinnert Euch ja, was für ein Ende es mit diesem Magier der Klasse eins genommen hat.«
Jim erinnerte sich. Ihn schauderte. Er erinnerte sich an einen erschlafften Malvinne, der wie eine Stoffpuppe an einem Faden zu den großen Schattengestalten des Königs und der Königin des Todes hinaufgezogen wurde.
»Jetzt habe ich keine Wahl mehr«, fuhr Carolinus fort. »Ihr müßt ins Bild gesetzt werden. Jim, es gibt Hexenmeister.«
»Ach?« meinte Jim.
»Ach?« schnaubte Carolinus. »Ist das alles, was Ihr dazu zu sagen habt? Ich enthülle Euch ein Geheimnis, das die Welt erschüttert, und alles, was Ihr dazu sagt, ist - >ach »Ich bin - ich bin sprachlos«, sagte Jim.
»Nun, das ist gut«, fuhr Carolinus fort. »Wie dem auch sei, es gibt also Hexer. In gewisser Hinsicht scheinen sie wie Magier zu sein. Aber sie sind keine. Sie haben keine Revisionsabteilung, die ihre Unterlagen in Ordnung hält, sie sind strikt auf sich gestellt, und sie beginnen ihre Laufbahn, indem sie sich als Gegenleistung für das Erlernen der Magie an die Dunklen Mächte verkaufen. Und sie lernen tatsächlich eine Art von Magie; aber das ist nicht die Art, die Ihr kennt und die ich kenne. Es ist eine Magie, die nur zu bösen Zwecken benutzt werden kann.«
Jim spürte, wie ihm ein Schauder den Rücken hinunterlief. Zum ersten Mal dämmerten ihm die möglichen Konsequenzen dessen, was Carolinus ihm da erzählte. Fest stand, daß Carolinus diese Hexenmeister nicht einfach leichthin abtat. Und wenn Carolinus sie nicht leichthin abtat - was mußten sie dann für jemanden wie ihn bedeuten, einen Magier, der lediglich der Klasse drei zuzuordnen war? Dies also war der eigentliche Grund, warum Carolinus ihn in die Sache einweihte.
»Die Art von Magie, die diese Zauberer lernen, wird Gegenmagie genannt«, setzte Carolinus seine Erklärungen fort. »Um sie von der Magie zu unterscheiden, die wir benutzen, Ihr und ich. Unsere Magie ist geschaffen und bestimmt, nur für gute Zwecke eingesetzt zu werden. Man kann sie nicht zum Bösen benutzen oder um Gewinne zu machen, jedenfalls nicht persönliche Gewinne - Euch ist doch bewußt, daß es Euch nicht gestattet ist, Eure magischen Dienste zu verkaufen, bevor Ihr nicht mindestens einen der Ränge der ersten Klasse bekleidet?«
»Nein«, antwortete Jim, »das habt Ihr mir bisher nie gesagt.«
»Merkwürdig«, erwiderte Carolinus stirnrunzelnd. »Ich hatte ganz stark den Eindruck, Euch darauf hingewiesen zu haben. Aber egal, jetzt wißt Ihr ja Bescheid. Offiziell geltet Ihr, bis Ihr einen der Ränge der ersten Klasse bekleidet, als Lehrling. Aber nun zurück zu unserem eigentlichen Thema. Ein erfahrener Magier, der mindestens einen Rang der ersten Klasse bekleidet, kann ein Honorar für seine Zauberdienste in Anspruch nehmen, um sich ein Dach über dem Kopf zu verschaffen und Essen auf seinen Tisch zu bekommen und dergleichen, aber alles darüber hinaus wird, wie in Malvinnes Fall, für sehr fraglich gehalten.«
Jim wurde nun selbst einiges fraglich. Bei seiner ersten Begegnung mit Carolinus hatte er sich im Körper eines Drachen befunden. Und sein Drachengroßonkel Smrgol mußte Carolinus damals von fünfzehn Pfund Gold auf vier Pfund Gold, ein Pfund Silber und einen großen fehlerhaften Smaragd herunterhandeln - und das Ganze lediglich für ein paar Informationen.
»Was macht Ihr denn mit dem Gold und den Juwelen, die Ihr als Honorar erhaltet?« fragte Jim mit jäher Neugier; denn
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