Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
Aber er hatte Angst, einer magischen Handlung zu nahe zu kommen - und ich habe einen Schutzzauber um den Pfosten und das Tuch gelegt, damit kein anderes Tier und keine andere Person das Tuch herunternehmen konnte. Nur Angie, ich oder Aragh. Nun, wie dem auch sei, Amyth ist ein Stück zurückgegangen. Ich hatte ihm den Rücken zugewendet. Ich hörte ihn schreien ...«
Bei der Erinnerung an diesen Vorfall brach er plötzlich ab.
»Als ich später nachsah«, sagte er, »konnte ich nur noch sein Schwert finden. Sonst nichts. Ich habe das Schwert versteckt.«
»Jim!« rief Angie. »Oh, der arme Amyth.«
»Er war nicht unbedingt ein netter Mensch, weißt du«, sagte Jim zu ihr. »Das sind die wenigsten unserer Bewaffneten.«
»Das ist mir egal«, sagte Angie. »Es ist schrecklich, wenn jemand einfach so verschlungen wird!«
»In der Tat, was Ihr da getan habt, war sehr töricht, Jim«, sagte Carolinus. »Einfach loszulaufen und gewissermaßen in das Maul einer Seeschlange zu schauen. Was, wenn sie immer noch da ist?«
»Wie konnte es töricht von mir sein, wo ich doch gar nicht wußte, daß Seeschlangen in der Gegend waren?« gab Jim mit einigem Nachdruck zurück. »Soweit ich zu diesem Zeitpunkt wußte, waren die größten Geschöpfe hier in der Nähe die Drachen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Drache Amyth geholt haben soll. Zum einen kann ein Drache keinen ausgewachsenen Mann oder eine ausgewachsene Frau einfach verschlucken und davonfliegen. Er könnte einen Erwachsenen nicht einmal mit sich in die Höhe nehmen. Außerdem fliegen Drachen nicht gerne bei Nacht. Ich bin meines Wissens da die einzige Ausnahme. Ich wußte es nicht - und genau danach wollte ich Euch schon die ganze Zeit fragen! Es geht nämlich auch um diesen Riesen ...«
»Wollt Ihr endlich aufhören, mir mit Eurem Riesen in den Ohren zu liegen!« brauste Carolinus auf. »Wir haben hier über ernstere Dinge zu reden.«
»ICH HÖRE NICHT AUF!« brüllte Jim plötzlich.
Carolinus war, wie er mit Freuden bemerkte, erschrocken. Und Angie auch. Jim hatte Carolinus noch nie zuvor angeschrien. Um genau zu sein, schrie er überhaupt nur selten jemanden an. Er nutzte die Gunst der Stunde und sprach weiter.
»Dieser Riese«, sagte er mit fester Stimme, »bezeichnete sich als Seeteufel; und nach allem, was Ihr mir von den Seeschlangen erzählt habt, Carolinus, könnte er durchaus eine Rolle in dieser Angelegenheit spielen. Aber Ihr habt mich ja nicht zu Wort kommen lassen. Nun, wie dem auch sei. Der Seeteufel kam jedenfalls aus einem Teich in der Nähe der Stelle, an der ich Blumen gepflückt habe. Er war mindestens doppelt so groß wie ein Drache - vielleicht sogar dreimal so groß. Und sein Körper hatte die Form eines Keils, mit der Spitze nach unten. Er hatte einen gewaltig großen Kopf, gigantische Schultern, lief nach unten hin irgendwie spitz zu und endete in einem paar Füße, die - hm, vielleicht drei oder vier Mal so groß waren wie meine.«
»Ein Seeteufel. Hmm«, sagte Carolinus, der plötzlich nachdenklich geworden war. »Hat er gesagt, wie er heißt?«
»Rrrnlf«, sagte Jim, der versuchte, den ersten Buchstaben dieses Namens zu rollen. Der Erfolg war eher bescheiden. Er versuchte es noch einmal, diesmal mit nach Schottenart an den Gaumen gelegter Zunge, und brachte schließlich etwas hervor, das dem Laut, den er von dem Seeteufel gehört hatte, um eine Spur näher kam. »Er schien übrigens gar kein schlechter Kerl zu sein. Er wollte lediglich wissen, in welcher Richtung das Meer liegt, und ich habe es ihm erklärt. Er verfolgte jemanden, der ihm eine Dame oder so etwas gestohlen hatte, sagte er. Ich war mir nicht ganz sicher, wovon er redete.«
»Ich auch nicht«, erwiderte Carolinus milde. »Die Seeteufel sind natürlich Elementarwesen. Die wichtigsten Geschöpfe im Ozean und die intelligentesten - mit einer Ausnahme. Ihr sagtet, er sei Euch als ein keineswegs unfreundliches Individuum erschienen?«
»Das stimmt«, bekräftigte Jim. »Im Gegenteil, er kam mir sogar sehr freundlich vor. Er hat mir erklärt, daß er in meiner Schuld stehe, weil ich ihm den Weg zum Meer gewiesen habe. Und er sagte, daß er nun seinen Weg durch sämtliche unterirdischen Gewässer dieser Insel finden würde. Er sagte, ich könne ihn rufen, wann immer ich seiner bedürfe. Ich wußte gar nicht, daß die unterirdischen Gewässer zusammenhängen.«
»Das tun sie auch nicht - jedenfalls nicht die Grundwasser«, entgegnete Carolinus. »Aber die Seeteufel
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