Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
Woran können wir sehen...« Dem größten Drachen gingen abermals die Worte aus.
»Meinen eigenen Paß haltet Ihr in Händen«, sagte Jim. »Seht Euch diese Juwelen an. Wie viele von Euch besitzen auch nur einen einzigen Edelstein von dieser Güte? Alle Steine in diesem Beutel sind von derselben Größe und demselben Wert. Glaubt Ihr, ich würde Euch etwas Derartiges aushändigen, wenn die Lage nicht genauso verzweifelt wäre, wie ich berichtet habe?«
Abermals löste der große Drache langsam den Riemen des Beutels, der den Paß enthielt. Abermals ließ er sich die Juwelen in eine seiner Klauen rollen, bis diese keine weiteren Juwelen mehr hätte festhalten können.
Alle drei starrten sie noch einmal die Diamanten, Rubine und Smaragde in seiner Hand an und sogen hörbar die Luft ein. Offenkundig hatten sie noch niemals etwas Derartiges gesehen.
Der große Drache verstaute die Juwelen wieder in den Beutel, zog den Riemen zu und sah Jim an.
»Magier«, sagte er, »ich kann Euch nichts versprechen. Falls wir auf Eurer Seite stehen werden, wenn die Seeschlangen angreifen, werden wir da sein. Ich jedenfalls werde da sein!«
»Das ist alles, was ich hören wollte«, sagte Jim. »Ich weiß sehr wohl - alle unsere englischen Drachen wissen sehr wohl -, welches Feuer in ihren französischen Vettern brennt, wenn es denn erst einmal geschürt ist!«
Die drei Drachen richteten sich auf und breiteten leicht ihre zusammengefalteten Flügel aus.
»Daran braucht Ihr uns nicht zu erinnern«, sagte der Größte. »Wir werden tun, was wir können. Gehabt Euch wohl, Magier.«
Sie wandten sich ab und gingen hinaus, ein Unterfangen, zu dem sie ihre großen Leiber qualvoll durch die kleine Tür des Zimmers zwängen mußten. Als sie fort waren, schloß Jim hinter ihnen die Tür und wandte sich an Secoh.
»Jetzt verratet mir eins«, sagte er. »Wie ist es möglich, daß Ihr zufällig im richtigen Augenblick hier aufgetaucht seid - und noch dazu mit diesem Paß?«
»Oh, das war bloß Carolinus...« Secoh brach ab. »Aber ich sollte besser am Anfang beginnen, Mylord.«
»Nur zu«, sagte Jim resigniert. Secoh war jetzt wieder ganz er selbst und benutzte die Georgbezeichnung, um damit anzugeben, daß er wußte, welcher Titel Jim zustand.
Secoh mochte zwar ein verkümmerter Sumpfdrache sein, aber ansonsten war er in jeder Hinsicht ein gewöhnlicher Drache. Das bedeutete, daß er den starken Drang verspürte, jede Geschichte an ihrem Anfang zu beginnen und sich bis zum Höhepunkt vorzuarbeiten, selbst wenn sie dadurch unnötigerweise gewaltig in die Länge gezogen wurde.
In diesem Fall, dachte Jim, wäre es unbarmherzig gewesen, ihn zur Eile anzutreiben, und außerdem war es draußen immer noch finster, obwohl die Dunkelheit sich langsam ein wenig zu lichten schien - vielleicht war die Morgendämmerung nicht mehr allzu weit entfernt. Aber wie dem auch sei, dieses eine Mal sollte Secoh seinen Willen haben.
»Also erzählt mir die Geschichte von Anfang an, Secoh«, sagte Jim. Während der andere zu erzählen begann, zog er seinen Umhang aus und kleidete sich an. Er würde ohnehin nicht noch einmal ins Bett kommen.
»Nun, ich habe gehört, Carolinus läge krank in Eurer Burg, sei aber wieder auf dem Wege der Besserung. Da dachte ich, ich besuche ihn mal«, sagte Secoh ernsthaft. »Ich bewundere den Magier sehr; und als Euer und sein Gefährte dachte ich ...«
»Schon gut, Secoh«, sagte Jim, während er in seine Hose stieg. »Sprecht weiter.«
»Nun, ich ging also hin«, sagte Secoh. »Als ich dort ankam, ging es Carolinus bereits viel besser; und Ihr, Giles, Brian und Dafydd wart bereits aufgebrochen. Nachdem ich Carolinus zu seiner Genesung beglückwünscht hatte, fragte ich nach Euch übrigen, und er erzählte mir, daß Euer Ziel Frankreich sei und Ihr bereits losgezogen wäret.
>Ohne Paß?< fragte ich.
>Paß? Was für ein Paß?< sagte er zu mir«, fuhr Secoh fort, »und ich erklärte ihm, daß Ihr unmöglich ohne Paß nach Frankreich gehen könntet, nicht, da Ihr doch sowohl Drache als auch Magier seid. Dazu benötigt Ihr einen Paß von Eurer eigenen Drachengemeinschaft hier in England - und dieser Paß muß das schönste Juwel aus dem Hort eines jeden Drachen enthalten. Und kein Drache trennt sich gern von einem Juwel aus seinem Hort, schon gar nicht von dem schönsten. Es war schon das letzte Mal sehr schwer für mich und Euch, an diese Juwelen heranzukommen.
>Nun, das ist kein Problem<, sagte der Magier. Ihr wißt ja,
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