Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
solche.
Chandos nippte anerkennend an seinem prunkvollen Weinbecher, der, nach Jims und Angies Ansicht, keine weiteren Vorzüge aufwies als groß genug zu sein, um nicht so oft nachgefüllt werden zu müssen. Aber er war vornehmlich für Ehrengäste bestimmt.
»Nun, ich komme wieder einmal meinen Verpflichtungen gegenüber dem Königreich im Auftrag Seiner Königlichen Majestät nach.«
»Wieder die walisische Grenze?« fragte Angie und spielte das Spiel mit. Das letzte Mal, als Sir John mit Bewaffneten vorbeigekommen war, befand er sich auf dem Marsch in Richtung Wales.
»Diesmal glücklicherweise nicht. Diesmal geht es um eineandere Angelegenheit. Ach ja, es gibt wahrlich genug Ärger.«
Ein Bediensteter kam herein, um die mit trockenem Feuerholz gefüllten Kohlenpfannen zu entzünden. Dazu gab er in jedes Gefäß einen ölgetränkten Zweig, der an einem Ende bereits brannte und die schwereren Holzscheite entflammte. Die Kohlepfannen spendeten nun Licht und eine höchst willkommene Wärme. Im Feuerschein wirkte Sir Johns Gesicht friedfertig und gewinnend. Er lächelte Jim und Angie verbindlich an.
»Die Angelegenheiten halten Euch sicherlich beschäftigt«, sprach Angie weiter, nachdem der Bedienstete gegangen war.
»Ich fürchte, das ist der Fall, Lady Angela«, sagte der Bannerherr, Geheimdienstchef und Berater des Königs. »Aber so ist das Leben. Und, um ehrlich zu sein, ich tue lieber etwas, statt auf der faulen Haut zu liegen. Denkt Ihr nicht auch so?«
»Ich scheine da keine große Wahl zu haben«, entgegnete Angie. »Aber dennoch, ja, eine Beschäftigung ist mir lieber als Nichtstun.«
»Das gilt auch für mich«, warf Jim ein. »Aber ich scheine auch keine Wahl zu haben. Hmmm, wenn ich mich so umschaue, niemand, vom niedersten Schweinehirten bis zum höchsten Lord, scheint eine echte Wahl zu haben. Wir alle haben unsere Pflichten.«
»So ist das Leben. Was würdet Ihr tun, wenn Ihr die Wahl hättet?« fragte John Chandos. »Ich – aah, da kommen diese kleinen Küchlein, die ich so gern mag!«
May Heather war gerade hereingetreten. Ihre Unterlippe war zwischen ihren Zähnen gefangen. All ihre Aufmerksamkeit galt dem großen Serviertablett mit den Kuchen. Es handelte sich dabei um Biskuitröllchen, die Angie nach Rezepten des zwanzigsten Jahrhunderts, die auch im vierzehnten Jahrhunderts leicht nachzubacken waren, eingeführt hatte. Chandos nahm ein Röllchen nach dem anderen und stopfte sie sich in den Mund. May knickste und zog sich dann zurück.
»Nun«, sagte Jim und versuchte, das Gespräch auf eine Erklärung der Anordnung des Königs zu lenken, »was gibt's am Königlichen Hof Neues?«
»Ach ja, die Neuigkeiten.« Chandos hielt inne und spülte ein Stück Biskuitröllchen mit einem Schluck Wein hinunter. »Nun, zuerst sollte ich erwähnen, daß sich der Prinz, der junge Edward, herzlich an Euch erinnert. An Euch und Eure Freunde
– ich nehme nicht an, daß Ihr einige Eurer Gefährten in letzterZeit gesehen habt, insbesondere diesen Magier von einem Bogenschützen. Wie war noch sein Name?«
»Dafydd ap Hywel«, warf Angie ein.
»Stimmt, es lag mir auf der Zunge. Und natürlich den guten Sir Brian und Sir Giles de Mer und, o ja, den Wolf.«
»Aragh«, half Angie erneut aus.
»Wenn wir schon dabei sind: Als wir damals hier von den Seeschlangen belagert wurden, da hattet Ihr in Eurem Burghof einen richtigen Riesen. War er auch einer Eurer engen Freunde?«
»Ein Freund«, antwortete Jim. »Rrrnlf, ein Seeteufel, ein Elementargeist. Kein so enger Freund wie die anderen, die Ihr erwähntet.«
Tatsächlich hatte Rrrnlf Malencontri erst vor wenigen Wochen besucht. Er war vorbeigekommen, um zu erklären, warum er im Frühling einem Hilferuf von Jim nicht hatte nachkommen können. Rrrnlf hatte einmal versprochen, sofort zu erscheinen, wenn man ihn riefe, wo auch immer er sich in den Ozeanen der Welt aufhielte.
Er hatte eine gute Entschuldigung. Im Roten Meer hatte er auf dem Grund eine Flasche gefunden. Durch seine Ungeschicklichkeit hatte er aus Versehen einen mächtigen Dschinn befreit, der dann Rrrnlf wiederum unter einem unterseeischen Berg eingekerkert hatte.
Dies war für den Seeteufel zwar ärgerlich gewesen, stellte aber kein besonderes Problem dar. Er war riesig und kräftig und hatte sich nur seinen Weg unter dem Berg hindurchgraben müssen. Das dauerte jedoch seine Zeit, und daher ist der Seeteufel erst etwas später eingetroffen.
Während sich der Seeteufel den Weg in die
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