Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
vollgestopft hatte, wußte er endlich, was getan werden mußte. Er sah Angie an.
»So«, sagte Jim, »jetzt werde ich nach Brian sehen.«
»Wenn er wirklich schläft, hat das keine Eile – es sei denn, du kannst etwas für ihn tun. Mit einer solchen Wunde sollte er sich gründlich ausruhen, meinst du nicht? Ellen sagte doch, daß er schläft, und er wird seinen Schlaf brauchen.«
Der Genuß des Omletts, die Träume von vergangenen Hot Dogs und seine Freude, wieder zu Hause zu sein, fielen von Jim ab, und er fühlte sich leer. Erneut stand ihm der Moment, in dem er mit seinem Gegner zusammentraf, vor dem inneren Auge, und in seinen Gedanken sah er einmal mehr, wie Brian fiel.
Jim starrte auf die weiß getünchte Wand, die Wand aus sechzig Zentimeter dicken Steinblöcken, die erst dieses Jahr gebaut worden war, um einen Raum für Robert und seine Amme abzutrennen. Dann blickte er zu Angie.
Sie sahen einander tief in die Augen, und er merkte, wie sich Angies Hand auf dem Tisch fest um die seine schloß.
»O Jim!« hörte er sie sagen. Einen langen Augenblick blieben sie so sitzen. Dann gelang Angie ein Lächeln, und Jim
lächelte zurück.
»Du bist tapfer«, sagte er.
»Genau wie du.« Angie ließ seine Hand los und stand auf.
»Ich gehe nach unten und schau nach, ob Brian wirklich schläft. Wenn das der Fall ist, komme ich zurück und sage dir Bescheid. Dann kannst du entscheiden, ob du ihn heute noch sehen willst.«
Sie war schon aus dem Raum, bevor Jim eine passende Antwort einfiel. Er blieb gedankenverloren sitzen. Ein paar Minuten später war sie zurück.
»Er schläft«, sagte sie und setzte sich an den Tisch. »Er sieht sogar schon besser aus. Wenn ich du wäre, würde ich ihn einfach noch einen Tag schlafen lassen. Ich schicke Geronde eine Brieftaube, um ihr mitzuteilen, daß er hier ist. Warum gehst du nicht raus und hängst das Signaltuch für Aragh auf? Deine magische Heilung war alles, was Brian brauchte. Wenn es keine Komplikationen gibt, dürfte er in ein paar Tagen bereits wieder auf den Beinen sein.«
»Glaubst du wirklich?« fragte Jim, der sich plötzlich durch ihren sachlichen Ton sehr beruhigt fühlte.
»Ja, das glaube ich. Du kannst ihn morgen selbst untersuchen und dir eine eigene Meinung bilden. Und bis dahin kannst du über einen Zauber nachdenken, mit dem du Brian einige Tage im Bett hältst.«
Kapitel 13
»NEIN«, SAGTE JIM, als sie die Treppen hinuntergingen. »Es wäre nicht recht, mit einem Zauber dafür zu sorgen, daß Brian im Bett bleibt. Ich müßte ihn wenigstens fragen, und wenn ich das tue, würde er ohnehin ablehnen. Als ob sein Wort nicht gut genug wäre. Ich kann ihm auch keinen Vorwurf machen. Hier, im vierzehnten Jahrhundert, muß man noch mehr aufpassen als in unserer eigenen Zeit, was man den Leuten erzählt.«
»Das ist wohl wahr«, stimmte Angie zu, »aber so ein Zauber wäre hilfreich.«
»Ich weiß.« Mittlerweile waren sie schon halb unten. »Ich wünschte wirklich, ich könnte mit ein bißchen Magie dafür sorgen, daß es ihm schneller besser geht, aber ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Genau wie Carolinus, als er krank wurde und sich nicht selbst heilen konnte?«
»Das stimmt. Magie ist manchmal machtlos – wie damals, im Königreich der Toten. Du weißt, daß Magie nicht wirkt, wenn etwa ein heiliger Mann – gleich welcher Religion – sie verboten hat. Der Segen, der die Zauberei unmöglich macht, muß natürlich alle vierundzwanzig Stunden erneuert werden,aber du erinnerst dich bestimmt daran, wieviel Ärger ich letzte Weihnachten auf der Burg des Grafen hatte – dieser verdammte Bischof…«
»Du sollst nicht über ihn fluchen«, tadelte ihn Angie. »Denke daran, wie er uns dabei geholfen hat, den König dazu zu bringen, uns Robert zu geben.«
»Du hast natürlich recht. Dieser freundliche Bischof hatte den Ort gesegnet, bevor wir ankamen. Ich konnte keine Magie anwenden…«
Jim brach ab.
»Warum siehst du mich so an?« fragte Angie.
»Mir fällt gerade auf – Carolinus transportierte sich selbst und mich magisch durch die Burg, als wäre da kein Segen.«
»Schließlich ist er einer der besten Magier der Welt«, warf Angie ein.
»Aber das sollte darauf keine Auswirkung haben… doch du hast recht, das hat er schon öfter getan – mir erzählt, daß Magie manchmal nicht gelingt, und dann seine eigenen Zauber benutzt…« Jim wurde von Wolfsgeheul unterbrochen.
»Aragh!« sagte Angie. »Wir müssen ihm gar nicht Bescheid
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