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Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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bist du auch nicht ganz ehrlich zu mir … Was soll ich denn denken?«
    Die Wahrheit lag Sofia auf der Zunge. Sie hätte Lidja gern von dem Jungen erzählt und ihr gestanden, dass sie gehofft hatte, ihn vielleicht wiederzusehen. Nur deshalb hatte sie sich doch so spät noch draußen herumgetrieben und ihn sogar bis in den Kreuzgang der Kirche Santa Sofia verfolgt. Aber sie konnte nicht. Irgendetwas hinderte sie daran, davon zu erzählen. Sie schämte sich, sich in eine Illusion verrannt zu haben.
    »Das wird mir eine Lehre sein«, sagte sie schließlich nur, »ich werde es bestimmt nicht wieder tun. Das schwöre ich dir.«
    Lidja blickte sie zweifelnd an, drückte aber ihre Hand. Sie wollte ihr glauben.

    Die wichtige Lagebesprechung führten sie an dem Tag, als Sofia zum ersten Mal aufstehen konnte. Sie fühlte sich kräftiger, obwohl die Wunde an der Schulter immer noch schmerzte. Gut eingepackt in ihren Wintermantel, drehte sie eine Runde über den Platz und erwiderte dabei das Lächeln und die Genesungswünsche der Zirkusleute, die sie hier und dort traf. Gemeinsam aßen sie zu Mittag, danach zog sich Sofia wieder in den Wohnwagen zurück.
    Keine halbe Stunde später klopften der Professor und Lidja an die Tür. Sofia seufzte. Dass sich dieses Gespräch nicht umgehen lassen würde, war ihr klar gewesen. Es würde hart für sie. Doch es führte kein Weg daran vorbei.
    »Es ist viel passiert, und wir müssen überlegen, wie wir weiter vorgehen«, sagte der Professor sachlich und begann zunächst, von seinen Erlebnissen zu berichten.
    Sein Aufenthalt in Ungarn war nicht ganz einfach gewesen. Die Suche nach dem dritten Drakonianer hatte den Professor nach einer ersten Station in Budapest tief in die ungarische Provinz geführt.
    »Es war schwierig, dort herumzureisen, aber schließlich habe ich doch so einiges über sein Leben herausbekommen. Offenbar war seine Mutter Italienerin, sein Vater hingegen Ungar. In Ungarn hat er aber wohl nur wenige Jahre gelebt. Irgendwann muss dann der Vater die Familie verlassen haben. Wie und warum habe ich nicht ermitteln können. Alle Versuche, mich mit dem Mann zu treffen, sind gescheitert. Als ich ihn anrief und nur kurz seinen Sohn erwähnte, hat er sofort aufgelegt. Der Junge hat also die meiste Zeit allein mit seiner Mutter gelebt und ist mit ihr nach Italien zurückgekehrt. Da muss er so fünf gewesen sein.«
    Seine Lebensgeschichte sei dann immer verworrener geworden, erzählte der Professor weiter. Als seine Mutter starb, sei er in ein Waisenhaus gekommen, oder genauer, in viele verschiedene Waisenhäuser, weil er sich nirgendwo richtig eingewöhnen wollte. In keinem Heim sei er länger als ein paar Monate geblieben. Niemand habe ihn adoptieren wollen, und allen sei er als ein Junge in Erinnerung, der nicht zu bändigen war, der mit allen Streit anfing, sich ständig mit seinen Kameraden prügelte und einmal sogar gegen eine Aufsichtsperson gewalttätig wurde. Zum Schluss sei er in einem Heim bei Benevent untergekommen, aus dem er aber weggelaufen sei.
    Sofia spürte, wie ihr Herz schneller schlug.
    »Genau deshalb bin ich auch hierher gekommen. Das war vor ungefähr einer Woche, an dem Tag, als du gegen den Unterjochten gekämpft hast«, sagte der Professor, wobei er Sofia anschaute. »Ich habe Lidja geholfen, dich zu suchen. Jeder hat ein paar Stadtviertel übernommen, und ich habe dich schließlich gefunden. Ich sah, wie du aus der Kirche Santa Sofia herausgetaumelt und zu Boden gefallen bist. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich dabei gefühlt habe.«
    Sofias Gewissensbisse schwollen zu einem Kloß im Hals an. »Es tut mir so furchtbar leid, Professor, wirklich. Lidja habe ich das auch schon gesagt.«
    »Du darfst nie mehr einfach so verschwinden. Und versuche, vorsichtiger zu sein, wenn du es mit einem Feind zu tun bekommst. Und wenn du die Kräfte deines Gegners nicht genau einschätzen kannst, lass dich nie auf einen Kampf ein.«
    Sofia wurde rot wie eine Tomate. »Ich hatte echt das Gefühl, das Richtige zu tun«, murmelte sie.
    Endlich lächelte der Professor sie an. »Ja, ich weiß, du hast in guter Absicht gehandelt. Aber du musst besser aufpassen. Versuch doch beim nächsten Mal weniger … impulsiv zu sein.«
    Wieder lächelte er, und Sofia war ihm dankbar dafür. Das Gespräch war wirklich unangenehm, und etwas Trost konnte sie gut gebrauchen.
    Professor Schlafen lehnte sich mit dem Rücken an die Wohnwagenwand. »Viel mehr habe ich nicht

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