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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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Lagen Kleidung ab. „Als ich gestern von der Baustelle kam, war mir echt schweinekalt.“
    „Gestern, ja?“ Sie wich zurück. „Wie viel hast du diesmal getrunken?“
    „Nichts! Ich schwöre es dir.“ Nicole begann, ihm mit ihren Vorwürfen auf die Nerven zu gehen.
    „Ach so, ja? Dein Nichts hat dich dann aus lauter Nichts mal eben zwei Tage lahm gelegt.“ Sie nahm einen tiefen Atemzug. „Du bist ein verdammter Lügner!“ Ihre Augen funkelten, als sie an ihn herankam.
    Zwei Tage?
    Ihre Hand holte schon wieder aus. Jetzt war es aber genug. Marcus packte ihr Handgelenk, hielt es sehr fest. „Was heißt das? Welchen Tag haben wir heute?“
    Sie wirkte erschrocken, hatte mit seiner Reaktion offensichtlich nicht gerechnet.
    „Montag!“
    „Montag?“ Das war ja der Hammer. Sollte er solange geschlafen haben? Na ja, die letzten Wochen auf der Baustelle, sein Saufgelage, das rächte sich jetzt.
    In Nicoles Augen zeigten sich Tränen. „Es war so ruhig, ich habe nichts von dir gehört. Dann habe ich mir Sorgen gemacht. Als ich vorhin hier herein kam…“, sie schluckte heftig. „Verdammt Marcus! Eiskalt warst du. Dein Kreislauf verkraftet de i nen Alkoholkonsum nicht.“ Sie riss sich aus seinem Griff. „Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass du anfängst dir selbst etwas vorzumachen.“ Sie ging zur Tür und verließ die Wo h nung. Ihre letzten Worte klangen hundert Mal in seinen Überl e gungen wieder. An dem Abend hatte er keinen Tropfen ang e rührt. Sein Zustand musste einen anderen Grund haben. Sein lebhafter Traum aus dem Kühlraum fiel ihm ein, diese dinosa u rierähnlichen Flügel. Aber Dinosaurier konnten kein Feuer speien. Mit einem Schlag sah er deutlich seine wahre Gestalt vor sich.
    Ein Drache!
    Er war ein Drache namens Narvalvar!
    Nein, das war doch völliger Unsinn!
    Die Begegnung mit Stones kam ihm in den Sinn. “Narvalvar, das ist doch kein Name! Kein Mensch heißt so“, erinnerte er sich an seine Worte. Stones hatte gelächelt. „Eben.“
    Dann dachte Marcus an die Zeitungsartikel.
    Höhlenkinder!
    Drachen lebten in Höhlen. So absurd ihm diese Überlegung schien, so perfekt fügte sich das Puzzle zusammen. Sein Tumor war nichts anderes als die Entwicklung zu einem Drachen. Eventuell hatten die letzten zwei Tag etwas mit seiner Veränderung zu tun. Der Gedanke, er sei ein Drache, gefiel ihm wesen t lich besser, als die Idee ein Alien zu sein. Der Streit mit Nicole weckte neue Überlegungen in ihm. Vielleicht zählte er zu den bösen grimmigen Drachen, die Menschen mit ihrem Feuer töt e ten, wie die Situation mit Dr. Schneider. Unter diesen Vorau s setzungen wäre Nicole an seiner Seite in Gefahr. Noch blieb ihm Zeit, er fühlte das deutlich. Jetzt, da er Kenntnis über sein wirkliches Wesen besaß, lagen die Dinge klar vor ihm. Marcus spürte ein Lächeln über sein Gesicht ziehen. Es wurde höchste Zeit, ein Versprechen einzulösen.
     
    In einer kleinen Werkstatt am Stadtrand war Marcus fündig geworden. Hier ließ man ihn schmieden, nahm dafür nur einen geringen Obolus. Die letzten Tage hatte er hart an seinem Meisterstück gearbeitet. Endlich stand es fertig vor ihm, Nicoles Kerzenständer. Zufrieden trat er ein Stück zurück, um es im Ganzen betrachten zu können. Sieben Kerzenhalter in verschiedenen Höhen angeordnet, saßen auf geschwungenen Bögen, die an Wellen erinnerten. Bestimmt würde er Nicole gefa l len. Ein wenig Wehmut kam auf. Er fühlte die Veränderung weiter in sich wachsen, eine unbeschreibliche Sehnsucht, die er in der Stadt nicht stillen konnte. Der Abschied nahte. Auch wenn sich Nicole von ihm, seit dem letzten Vorfall zurückgez o gen hatte, genügte es Marcus, sie in der Nachbarwohnung zu wissen. Ihre Nähe reichte aus, um sich nicht verloren zu fühlen.
     
    Noch am gleichen Abend stellte Marcus den Kerzenständer vor ihre Tür. Er legte einen Strauß gelber Rosen dazu. Er zweifelte, ob er nach dem Klingeln sich in seine Wohnung zurüc k ziehen sollte. Nein, er wollte ihr Gesicht sehen, ein letztes Mal ihr hübsches Gesicht in sein Gedächtnis brennen. Er klingelte, trat aber sofort zwei Schritte zurück. Ungewöhnlich lange da u erte es, bis Nicole die Wohnungstür öffnete.
    „Marcus?“ Ihr Blick richtete sich auf den Kerzenständer, auf die Rosen darunter. Wortlos schaute sie ihn wieder an. Das Strahlen ihrer Augen verriet ihm genug. „Du hast lange auf mein Versprechen warten müssen. Ich hoffe, er gefällt dir.“ Zeit für den Rückzug,

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