Drachenseele (German Edition)
dir eine Reise nach England nicht leisten kannst, schien er einzulenken. Er bestand aber darauf, anonym zu bleiben. Wir dürfen nicht behaupten die Informationen aus dem Krankenhaus zu haben.“ Sie begann langsam zu lächeln. „Um dem Presserummel zu entkommen, wurden Melissa und Marvin in ein Kinderheim nach England gebracht, in der Nähe von Nottingham.“
Marcus fühlte wie sich seine Nackenhaare aufstellten.
Stones!
Immer wieder führte die Spur zu diesem Mann.
„Ich weiß ja, was das alles für dich bedeutet. Also habe ich gleich dort angerufen. Zuerst klang die Dame sehr genervt. Das wäre zu lange her, da müsse sie in alten Akten nachsehen und ich solle in einer Stunde noch mal anrufen. Das habe ich dann auch getan. Melissa und Marvin haben nur kurze Zeit in dem Heim verbracht. Sie wurden zusammen an ein Elternpaar vermittelt. Darüber hatte sie keine Unterlagen. Sie gab mir eine Adresse einer Adoptionsvermittlung.“
Nicole war unersetzlich.
„Zumindest sind wir jetzt schon ein kleines Stück weiter. Danke!“ Marcus küsste sie. „Du bist ein Schatz!“
„Wenn du magst, kannst du dich morgen selbst mit der Adoptionsvermittlung in Verbindung setzten. Ich habe Montag eine wichtige Vorlesung, die kann ich unmöglich sausen lassen.“
Gegen seine Vorsätze verbrachte Marcus das restliche Wochenende mit Nicole in ihrer Wohnung. Montag früh standen sie gemeinsam auf, um zu frühstücken. Nicole ging zur Vorl e sung, bot Marcus an, ihr Telefon sowie den Internetzugang zu nutzen. Das kam ihm natürlich gelegen, denn über Mittelalte r märkte fand er unendlich viele Seiten, die ihn bestärkten diesen Weg zu wählen. Er rief Richard an und vereinbarte einen Tref f punkt am kommenden Wochenende.
Die Adoptionsvermittlung zeigte sich nicht kooperativ. Marcus müsste beweisende Dokumente liefern, um eine Auskunft über seine Geschwister zu erhalten, zudem sollte er diese A n frage schriftlich einreichen.
Gegen Mittag kehrte Marcus in seine Wohnung zurück. Ungewohnte Unruhe stieg in ihm hoch, wobei er sich ungewöh n lich müde fühlte. Er legte sich auf die Couch. Streichelnde Fi n ger in seinem Gesicht beförderten Marcus aus dem Schlaf.
Nicole küsste seinen Hals. „Hey! Was ist los?“
Er streckte sich ausgiebig.
„Hast du etwas erreichen können?“
Die Nachmittagssonne schien ihm ins Gesicht. Marcus richtete sich auf. „Sie brauchen Unterlagen als Beweis mit schriftl i chem Antrag. Scheiß Bürokratie.“
„Wenn du möchtest, helfe ich dir dabei. In der Uni kann ich die Schriftstücke kopieren. Auf keinen Fall solltest du die Originale schicken.“
Dies erschien ihm der Zeitpunkt aufrichtig und ehrlich mit ihr zu sprechen. „Nicole, ich ...“ wie würde sie seine Pläne aufnehmen? „Am Samstag treffe ich jemanden, der vielleicht eine A r beit für mich hat.“
„Das ist doch großartig!“
„Ja!“ Sie verstand es, einem den Wind aus den Segeln zu nehmen.
„Warum sagst du das so eigenartig?“
Feinfühliges Mädchen. Er nickte, „ich würde dann viel unterwegs sein, in ganz Deutschland.“
Ihre Gesichtszüge veränderten sich schlagartig. Marcus konnte Traurigkeit, Enttäuschung, ja sogar Wut erkennen.
„Diese Möglichkeit, die sich mir da bietet, sollte ich nutzen, auch wenn mir die Trennung nicht leicht fällt. Die vergangenen Wochen, die letzten Tage besonders ... Nicole, du bist mir so wichtig geworden.“
Sie schluckte. „Verstehe schon.“
„Nein.“ Unmöglich konnte er jetzt mit seiner Drachengeschichte herausplatzen. Fest nahm er ihre Hände.
„Falls du meinst, es hätte etwas mit dir zu tun, tust du mir Unrecht.“
„Du wirst bestimmt auch eine andere Arbeit finden.“ Ihre großen Augen flehten ihn an.
„Denk nach, Nicole. So lange ich hier bleibe, muss ich damit rechnen, dass mich jemand als Marcus Sonntag erkennt. Hast du eine Ahnung wie anstrengend ein simpler Einkauf sein kann?“ Das war ein guter Ansatz. Seine alte Leidenschaft könnte die letzte Überzeugung schaffen. „Weißt du, es sind weniger die Leute aus der Wohngemeinschaft und die ehemaligen A r beitskollegen, denen ich gern aus dem Weg gehen möchte.“
„Na wer dann?“
„Den Teil hat Clara wohl ausgelassen.“
„Welchen Teil meinst du?“
„Mit vierzehn oder fünfzehn habe ich ziemlich viel Unsinn verzapft. Durch eine Wette kam ich dazu, mich als Feuerschlucker zu versuchen. Nächtelang habe ich dann auch mit Fackeln jongliert. Na ja, dann ging mal was daneben und als
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