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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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glaubte zu hören, dass dort drinnen mit Papieren geraschelt wurde.
    » Heilige Mutter Gottes, er protestiert wirklich dagegen, dass wir die Heiden bekehren wollen?«, rief der Pater jetzt.
    Mila biss sich auf die Lippen. Das war eine grobe Verdrehung der Tatsachen, aber auf Feinheiten wurde da drinnen offenbar kein Wert mehr gelegt.
    » Das ist Ketzerei, oder?«, fragte eine helle Stimme, die Mila nur zu vertraut war: Konrad von Wolfegg! Also war auch er in die Verschwörung verwickelt.
    » Ich muss sagen, ich bin schockiert!«, rief der Priester. » Dieser Mann versucht, die braven Diener Gottes in Verruf zu bringen. Seht nur, er empfiehlt de Paz, unsere sogenannten Verstöße dem Bischof von Panama und sogar der Kurie in Rom zu melden!«
    » Ich glaube, das ist der schlechte Einfluss seiner Nichte«, warf Konrad jetzt ein.
    » Augenblick«, wandte Balian ein, » wir reden hier nicht über andere Ritter unseres Ordens!«
    » Ritter? Ritter?«, rief Konrad aufgebracht. » Diese blinde Schlange hat sich in den Orden geschlichen und die Drachen dazu gebracht, sich gegen die Empfehlung der Ordensmeister zu stellen. Hast du dich noch nie gefragt, wie sie das vermochte?« Wie immer, wenn Konrad erregt war, überschlug sich seine Stimme.
    » Erklärt das näher«, verlangte Pater Jorge.
    » Wie hat sie den Drachen dazu gebracht, sie auszuwählen? Und wie hat sie ganz allein diese Indios im Kampf besiegen können, damals im Palast von Chan Chan? Ist sie nicht angeblich blind? Und habt Ihr nicht bemerkt, dass die Indios sie verehren, beinahe wie ihren König? Glaubt Ihr, das alles gehe mit rechten Dingen zu?« Konrad ließ diese Worte einen Moment wirken, dann hörte Mila ihn sagen: » Meister Albrecht, Ihr seid ein Mann der Wissenschaft. Habt Ihr eine vernünftige Erklärung für die erstaunlichen Taten dieses Weibes?«
    Mila wurde heiß und kalt, aber sie wusste, dass sie in dem Gelehrten einen Fürsprecher hatte. Er selbst hatte ihr doch einmal erklärt, dass bei allen Blinden die anderen Sinne schärfer waren, bei ihr vielleicht nur noch etwas mehr als bei anderen. Jetzt hörte sie den Alchemisten langsam und bedächtig sagen: » Nein, Junker Konrad, ich kann ihre erstaunlichen Fähigkeiten nicht mit meiner Wissenschaft erklären.«
    Vor Mila tat sich ein bodenloser Abgrund auf.
    » So haltet Ihr sie also auch für eine Hexe?«, fragte Konrad weiter. Triumph lag in seiner Stimme. Ein letztes Mal hoffte Mila, denn sie wusste, dass der Alchemist nicht an Zauberei oder Hexen glaubte. Doch jetzt sagte Meister Albrecht: » Nach Abwägung aller mir bekannten Tatsachen und allem, was die Wissenschaft erklären kann, wirkt dies auf mich in der Tat wie die wahrscheinlichste Erklärung. Sie hat die Drachen behext, und sicher auch ihren Onkel.«
    » Eine Hexe! Wir waren ebenso blind wie sie, dass wir das nicht gesehen haben«, rief Pater Jorge.
    » Sie hat uns behext«, rief einer der Hauptleute.
    Mila wurde flau im Magen.
    » Eine Hexe? Das macht die Sache für uns aber nicht einfacher«, brummte Pizarro.
    » Ganz im Gegenteil, Don Hernando«, rief der Dominikaner. » Wenn bewiesen ist, dass der Hochmeister und seine Nichte die Schwarze Kunst ausüben, wird Euch mein Orden bei dem anstehenden Gerichtsverfahren voll und ganz unterstützen. Und jedem wird einleuchten, dass ihre abwegigen Beschwerden gegen unsere Methoden daher rühren, dass sie vom rechten Glauben abgefallen sind. Es wird nicht vieler weiterer Beweise bedürfen.«
    Mila war wie gelähmt vor Entsetzen. Ein Prozess? Gegen ihren Onkel und sie selbst?
    » Eine Gerichtsverhandlung, Padre?«, fragte Don Hernando mürrisch. » Glaubt Ihr, ich will, dass sich diese Sache ewig hinzieht und sich am Ende de Paz oder gar der Kaiser selbst einmischen? Nein, besser wäre es doch, der Hochmeister würde … sich seiner Verhaftung widersetzen.«
    Mila konnte ein Aufstöhnen nur mühsam unterdrücken.
    » Und die Comtesse?«, fragte der Dominikaner nach einer bedeutungsschwangeren Pause.
    » Gegen die mögt Ihr prozessieren, soviel Ihr wollt. Sie ist keine Gefahr mehr für uns, wenn Ihr Onkel erst einmal ausgeschaltet ist«, erklärte Pizarro.
    » Und ihre Geständnisse werden aller Welt beweisen, dass wir recht gehandelt haben«, fügte Konrad hinzu. Er klang sehr zufrieden.
    » Ich kann nicht sagen, dass mir das gefällt«, wandte Balian ein. » Vor allem aber glaube ich nicht, dass die Drachen das einfach hinnehmen werden.«
    » Nun«, sagte Pater Jorge mit einem Räuspern, »

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