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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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die Drachen sind vielleicht sogar das größere Problem. Sie sind gefährlich, denn die Indios glauben, sie seien Vorboten einer Zeitenwende und brächten das Ende der alten Ordnung.«
    » Mir ist gleich, was diese Wilden glauben, aber eigentlich sollte das doch ganz in Eurem Sinne sein, Padre«, warf Hernando gut gelaunt ein. » Die Heiden sehen, dass ihre Götter kraftlos sind.«
    » Leider glauben sie nicht, dass sie durch die Macht unseres Gottes, sondern durch die Stärke neuer Götter bezwungen wurden! Und das betrifft auch Euch, Don Hernando. Seht, im Augenblick habt Ihr den Herrn dieses Landes in der Hand, und da sie ihn für einen Gott halten, auch all seine Untertanen. Um ihn auszulösen, geben sie Euch bereitwillig alle Schätze, die sie besitzen. Doch was, wenn sie ihren Glauben verlieren und sich nicht mehr an die alte Ordnung gebunden fühlen? Meint Ihr, sie liefern Euch immer noch bereitwillig Gold und Silber, wenn ihnen Atahualpa nichts mehr gilt? Es war ein Segen, dass die Bestie Schamasch gefallen ist, denn so wurde den Indios vorgeführt, dass unsere Drachen keine Götter sind. Und es wäre gut, wenn Ihr das noch nachdrücklicher unter Beweis stellen würdet, Don Hernando«, schloss der Priester.
    Einen Augenblick blieb es still. Dann hörte Mila eine gepanzerte Faust auf einen Tisch donnern. » Niemand rührt Behemoth an!«, rief Balian.
    » Dann sorgt dafür, dass er sich aus dieser Angelegenheit heraushält, Balian«, meinte Don Hernando gleichgültig.
    » Ich weiß nicht, ob ich das kann, aber ich weiß, dass Marduk und Nabu nicht tatenlos zusehen werden, wenn Ihr den Hochmeister und seine Nichte verhaftet.«
    » Nun, deshalb schlage ich ja auch vor, dass wir die beiden zunächst als Geiseln nehmen«, sagte Konrad mit seiner leisen Stimme. » Das wird die Drachen hierherlocken, aber daran hindern, ihr Feuer einzusetzen. Sind sie aber erst einmal auf dem Platz, kümmere ich mich um den einen, den anderen überlasse ich Euren Artilleristen. Ich nehme an, das Geschütz ist vorbereitet?«
    » Natürlich, eine doppelte Ladung Pulver und gehacktes Blei, wie Ihr es vorgeschlagen habt, Konrad«, sagte Don Hernando. » Wir werden sehen, wie …«
    Mehr hörte Mila nicht, denn sie schlich mit zitternden Knien zurück in die Kammer. Sie wollten Nabu töten! Sie griff sich ihren Stab, aber als sie ihre Stiefel nehmen wollte, versagte ihre Linke ihr den Dienst. Der Unterarm war taub bis zum Ellenbogen. Schweiß brach ihr aus. Dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Sie musste ihren Onkel und die Drachen warnen, und das schnell! Als sie wieder hinauswollte, hörte sie einen Pfiff, und dann rannten Männer durch den Gang vor ihrem Versteck. Sie waren in voller Rüstung, und ihre Waffen klirrten. Mila zog sich hastig in die Kammer zurück.
    Kemaq hatte das Zeitgefühl längst verloren, aber er arbeitete weiter, ohne Unterlass. Yanapi war jetzt neben ihm und half mit, so gut er konnte. Er hatte auch dafür gesorgt, dass die anderen Gefangenen wussten, was Kemaq vorhatte. Mit den Steinen, die nach draußen geschleppt wurden, kam das geflüsterte Wort von dem schnellen Läufer, der sie retten würde, wäre der Stollen nur erst frei.
    » Ihr seid fleißig wie die Ameisen«, spottete der Yunga, der sie bewachte. Es war bereits der dritte, der diese Aufgabe innehatte, was Kemaq sagte, dass sie wirklich schon sehr lange unter Tage sein mussten.
    » Ist draußen Tag oder Nacht?«, fragte er den Wächter.
    » Ich wüsste nicht, was dich das kümmert, Steinmensch. Arbeite, bis wir dir sagen, dass du aufhören darfst.«
    » Ich frage die anderen«, raunte Yanapi. Und so wanderte mit dem nächsten Stein die Frage nach der Tageszeit hinaus.
    » Sie sagen, es ist schon weit nach Mitternacht«, flüsterte der Mann einige Zeit später.
    Kemaq stöhnte. Wie lange war Jatunaq schon in den Händen des Kuka Machu? Und noch immer war kein Ende dieses Geröllhaufens in Sicht. Plötzlich rief sein Nachbar » Vorsicht!« und sprang zurück. Kemaq war zu langsam. Staub, Dreck und Steine polterten herab. Der ganze Geröllhaufen war ins Rutschen geraten. Er fiel zu Boden und spürte, dass seine Beine begraben wurden.
    Der Gang füllte sich mit Staub. Es war zum Ersticken. Die Männer husteten, und der Yunga schrie: » Raus hier, alle raus!«
    Auch Kemaq hustete. Seine Beine waren eingeklemmt. Der Kienspan kam kaum gegen den Staub an, und er konnte fast nichts mehr sehen. Er tastete nach seinen Beinen. Offenbar hatte er Glück im Unglück

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