Dracula II
genau, daß der zweite Tote seinen Arm ausgestreckt und die Hand auf Mareks Schulter gelegt hatte.
Beide starrten einander an.
Marek blickte in ein bleiches Leichengesicht, dessen Augen noch immer starr waren, wo sich die Lippen aber bewegten und so weit zurückgezogen hatten, daß zwei scheußliche Vampirhauer zu sehen waren.
Marek hatte den Beweis.
Die Mönche waren nicht tot, sie gehörten zu den Untoten. Man hatte sie zu Blutsaugern gemacht!
***
Selbst einen alten Vampirjäger wie Frantisek Marek konnten gewisse Ereignisse schocken.
Das war hier der Fall. Wie angewachsen stand er auf dem Fleck. Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen. Er hörte sich selbst zu, wie er den Atem zischend ausstieß und sah auch, daß die drei Vampire anfingen zu zappeln. Sie wollten sich aus den Schlingen befreien. Vor ihnen stand ein Mensch, dessen Blut sie witterten. Sie brauchten Blut, um überleben zu können.
Fast zugleich winkelten sie ihre Arme an, hoben sie in Richtung Hals und versuchten, die krummen Finger zwischen Haut und Seil zu klemmen. Da sie den Boden mit ihren Füßen nicht berührten, pendelten und schwangen sie auf und nieder.
Marek entging durch eine schnelle Drehung dem Zugriff einer bleichen Klaue, und noch in der Bewegung griff er unter seine Jacke, um die Waffe hervorzuholen, die ihm seinen Namen Pfähler verliehen hatte. Es war der alte, vorn zugespitzte Eichenpflock, mit dem er schon zahlreiche Blutsauger zum Teufel geschickt hatte.
Wenn Marek ihn festhielt, wurde er zu einem anderen. Dann verwandelte er sich regelrecht, wurde zu einem Zerstörer, zu einem auch äußerlich erkennbaren Vampirhasser.
Mit der rechten Hand umklammerte er den Pflock. Seine Augen hatte er zu Schlitzen verengt. Ein Gänsehautschauer legte sich über seinen Rücken. Die Nasenflügel zitterten, als er noch einmal Maß nahm. Der Vampir hing noch in der Schlinge. Er hatte Mühe, sie über sein Gesicht ziehen zu können, drehte sich dabei, schwang mal nach rechts, dann zurück, und eine dieser Bewegungen, die gleichförmig verliefen, nutzte Marek aus.
Er rammte den Pfahl nach vorn.
Die Spitze drang hinein in den Körper, begleitet von einem Knacken. In der Schlinge hängend bäumte sich der Untote auf, warf den Kopf zurück und röchelte, wie ein Tier, das allmählich sein Leben aushaucht. Marek hatte den Pfahl schon wieder aus dem Körper hervorgerissen und drehte sich dem zweiten Blutsauger zu.
Der hatte es fast geschafft. Als Marek zustoßen wollte, fiel er aus der Schlinge, sackte in die Hocke, kam fauchend wieder hoch und wurde im Sprung erwischt.
Auch diese Kutte bekam in Herzhöhe ein Loch, das sich mit Knorpeln, Flüssigkeit, zertrennten Adern und Knochenstücken füllte, aber kein Blut hervorschießen ließ, denn diese Gestalt war leergesaugt worden. Als der Untote nach hinten kippte, trat Marek zurück. Noch hatte er den dritten vor sich.
Und der hatte sich befreien können. Er war aus der Schlinge hervorgerutscht, stand breitbeinig und hatte auch die Arme vom Körper abgespreizt.
»Du willst mir was?« keuchte Marek ihn an, noch immer unter Streß stehend. »Los, komm her, ich bin scharf auf dich.« Der Pfähler war in seinem Element. Wie ein Rausch war es über ihn gekommen. Endlich hatte er eine Spur gefunden und ein Ziel gesehen.
Der Vampir war gewitzt. Als Marek vorsprang, huschte er hinter die Gestalt, die noch in der Schlinge hing, gab ihr einen heftigen Stoß, so daß sie auf Frantisek zuschwang und ihn daran hinderte, den Pfahl nach vorn zu rammen.
Der Pfähler brauchte einige Sekunden, um sich neu orientieren zu können. Zeit, die dem Blutsauger zugute kam. Er war tiefer in den Glockenturm hineingetaucht und hatte sich bewaffnet. Mit einer Eisenstange in der Hand erschien er wieder.
Brutal schlug er zu.
Marek mußte achtgeben, daß der Blutsauger ihn nicht erwischte. Ein Treffer mit dieser Eisenstange konnte das Ende des Pfählers bedeuten. Er griff zum gleichen Trick wie zuvor der Vampir. Blitzschnell gab er dem in der Schlinge hängenden Körper einen Stoß, folgte ihm sofort, bekam mit, wie der Blutsauger durch den auf ihn zupendclnden Körper abgelenkt wurde und nutzte seine Chance eiskalt aus.
Von der Seite her erwischte er die Bestie.
Es sah so aus, als wollte sie sich gegen den Pfahl stemmen, sie kippte sogar noch nach vorn, und Marek trat gegen ihn, um ihn zurückzustoßen.
Der Blutsauger landete auf dem Rücken. Beide Hände preßte er gegen die Wunde, als wollte er seine endgültige
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