Dracula II
Fledermäusen rechne?«
»Weil ich dich kenne.«
»Stimmt auch wieder.«
Natürlich hatte uns ein Name stets wie eine Drohung begleitet. Dracula II. Wir hatten nicht darüber gesprochen, doch jeder von uns wußte schon, woran er war.
Dieses Monstrum hatte hier in Rumänien einen idealen Ausgangspunkt für seine Pläne gefunden. Wenn ich mir die Umgebung so anschaute und auch die Menschen sah, konnte ich mir vorstellen, daß sie einer Vampirbrut keinen Widerstand entgegensetzten.
Von der Eingangstür war die Farbe abgeblättert. Die Fenster sahen auch aus, als hätten sie bessere Zeiten erlebt. Zur Hälfte waren sie undurchsichtig gemacht worden.
Kaum hatte ich die Tür offen, drang schon die schreiende Männerstimme an unsere Ohren. Was der Mann sagte, konnten wir nicht verstehen, es hörte sich jedoch nach einem Parteiorgan an.
Suko grinste. »Da scheint ja Holland in Not zu sein.«
»Sag lieber Rumänien.«
Daß wir ihn so schreien hörten, lag auch an der spaltbreit offenstehenden Tür, die links von uns lag. Wir schauten durch den Spalt und sahen einen Mann mit Glatze hinter dem Schreibtisch sitzen. Wer davor stand, erkannten wir erst, als wir die Tür weiter aufgezogen hatten und leise in den Raum hineinschritten.
Der ›Sünder‹ trug einen dunklen Overall. Mit gesenktem Kopf stand der Mann vor dem Schreibtisch und hörte sich die Schimpfkanonade an. Mit den Händen zerknüllte er den Stoff einer Schirmmütze. Der Schreier sah uns, brüllte uns etwas zu, das wir nicht verstanden. Er schimpfte weiter und hörte mitten in seiner Tirade auf, denn ihm war nicht entgangen, daß wir noch im Zimmer standen.
Diesmal sprang er hoch und schrie uns etwas zu. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger deutete er dabei auf die Tür. Ich hob nur die Schultern.
Plötzlich wurde der Mann ruhig. Selbst seine Glatze hatte sich gerötet. Er schickte den Mann mit der Mütze aus dem Zimmer, starrte uns aus seinen kleinen Augen an und fragte dabei mit völlig normal klingender Stimme: »John Sinclair und Suko?«
»Das sind wir.«
Seine Stimmung wechselte wie das Wetter in den Bergen. Von einem Augenblick zum anderen war er ein völlig neuer Mensch. »Marek hat gesagt, daß ihr kommen würdet.«
Er sprach kein Englisch, aber mit einer Mischung aus Deutsch und etwas Italienisch konnten wir uns verständigen. Sogar Stühle bekamen wir angeboten.
Wir erfuhren, daß der Mann Hotic hieß und aus Jugoslawien stammte. Er war ganz im Norden des Landes, dicht an der Grenze zu Italien geboren worden.
Hotic hatte in Skodar eine offizielle Position inne. Er war der Vertreter der Partei in diesem Ort. So welche wie ihn gab es in jedem kleinen Dorf.
»Hat Marek Ihnen was gesagt?« fragte Suko.
»Ja.«
»Wo ist er?«
Hotic hob die Schultern und breitete zusätzlich seine Arme aus. »Ich weiß es nicht.«
»Weggefahren?«
Er nickte Suko zu, der mich anschaute, weil ich die nächste Frage stellen sollte.
»In die Berge möglicherweise?«
»Kann sein.«
»Die sind groß. Wo?«
»Auch gefährlich, wenn man sie nicht kennt.«
Ich beugte mich vor. »Das kann ich mir denken, aber wir wollen Marek finden, verstehen Sie? Deshalb müssen wir ihm nachfahren. Das heißt, Sie müßten uns sagen, welchen Weg er genommen hat. Er hat mit Ihnen gesprochen?«
»Das hat er.«
»Dann mal los.«
»Wie bitte?«
»Reden Sie!« sagte Suko.
Und er sprach. Zunächst erklärte er, daß er für nichts garantieren könnte und daß die Karpaten sehr einsam, dunkel und gefährlich wären. Das kannten wir alles, unterbrachen Hotic dennoch nicht, der schließlich zum Kern des Problems kam.
»Er kam aus Brazov und suchte nach einem Kloster.«
»In den Bergen?«
»Ja, ein Kloster mit Kirche. Beides ist leer.« Ich lächelte schmal. »Ob er von dort auch das Foto hat?«
»Welches?«
»Eine Heiligenfigur, Jovanka.«
Hotic nickte heftig. »Ja, davon hat er gesprochen. Er wollte die Figur suchen.«
»Im Kloster?«
»Bestimmt.«
»Wann ist er gefahren?«
»Na ja, gestern, glaube ich. Die Nacht über ist er nicht zurückgekommen. Ich habe seinen Wagen nicht gesehen — ehrlich.«
Hotic schlug gegen seine Brust.
Nach dieser Antwort spürte ich den Stich in der Brust. Daß sich Marek so lange nicht gemeldet hatte, gefiel mir überhaupt nicht. Er konnte einen Erfolg gehabt haben, was sich allerdings auch negativ ausgewirkt haben könnte. Suko dachte ähnlich, was ich an seiner von Sorgenfalten gezeichneten Stirn sah.
Ich legte meine Hand auf den alten
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