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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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Kolleginnen gekommen waren. Alle lächelten und verrenkten sich
     die Köpfe, um mich anzuschauen. Obwohl sie bereits ein Jahr tot war, saß Jonathans liebe Mutter unter der festlichen Menge,
     was mir große Freude bereitete und keineswegs seltsam erschien. Der Geistliche stand am blumengeschmückten Altar. Jonathan
     wartete auf mich, neben ihm sein Trauzeuge. Merkwürdigerweise war das Lucys Verlobter Arthur Holmwood, den Jonathan erst einmal
     vorher gesehen hatte. Beide Männer wirkten groß und schmuck in ihren dunkelblauen Gehröcken und hellgrauen Hosen, mit dem
     sorgfältig gekämmten Haar und den ernsten Mienen.
    Auf die Bitte des Geistlichen hin übergab Herr Hawkins mich an Jonathan. Ich nahm den Arm meines Bräutigams, und wir knieten
     zusammen an der Kommunionbank nieder. Der Geistliche, der die Trauung vollzog, sprach zunächst sehr schnell in einer Sprache,
     die ich nicht verstand. Dann redete er plötzlich Englisch, und zwar sprach er vom Jüngsten Gericht, »wenn die Geheimnisse
     aller Herzen enthüllt werden«, und fragte, ob jemand in der versammelten Gemeinde Einwände gegen unsere Heirat vorzubringen
     hätte. Zu meinem Entsetzen hörte ich eine tiefe, vertraute Stimme rufen: »Ja, ich habe einen Einwand.«
    Die Gemeinde hielt entsetzt den Atem an. Ich wandte mich um und sah wenige Meter von mir entfernt Herrn Wagner im Mittelgang
     stehen.
    |118| »Was wollen Sie damit sagen, Sir?«, rief Jonathan. »Wer sind Sie?«
    Mit großen Schritten näherte sich uns Herr Wagner und hob meinen Schleier, um mein Gesicht zu enthüllen. »Sie können diesen
     Mann nicht heiraten«, drängte er mich.
»
Sie gehören mir.«
    Ich wachte verwirrt und atemlos auf, benommen vom plötzlichen Schock, von einer Wirklichkeit in die andere geworfen zu sein.
     Ich zitterte heftig und war so aufgewühlt, dass ich in dieser Nacht und am nächsten Tag keinen Schlaf mehr finden konnte.
     Als ich völlig erschöpft am Bahnhof von Budapest ankam, nahm ich kaum Notiz von den hoch aufragenden, uralten Gebäuden ringsum,
     während mich eine Droschke aus der Stadt und in das Krankenhaus brachte, das in den umgebenden Bergen lag.
     
    Das Krankenhaus des hl. Joseph und der hl. Maria war ein riesiges altes Gebäude inmitten eines weitläufigen Parks. Zunächst
     hatte ich einige Schwierigkeiten, der älteren Nonne am Empfang begreiflich zu machen, was mein Begehr war, denn sie sprach
     kein einziges Wort Englisch. Schließlich bedeutete sie mir mit Gesten, ich solle meinen Namen auf ein Stück Papier schreiben,
     verschwand dann einige Minuten und kehrte mit einer kleinen, stämmigen Krankenschwester im gestärkten schwarzen Ordenskleid
     zurück. Die eilte auf mich zu, nahm mich bei beiden Händen und rief, wenn auch mit starkem Akzent, auf Englisch: »Fräulein
     Murray! Endlich! Ich bin so froh, dass Sie hier sind. Ich bin Schwester Agatha, die Ihnen geschrieben hat. Ich habe Ihr Telegramm
     erhalten, und Herr Harker erwartet Sie.«
    Sie gab der anderen Nonne in ihrer eigenen Sprache einige Anweisungen, die, wie ich annahm, etwas mit meinem Gepäck zu tun
     hatten, und dann deutete sie mir mit einer Handbewegung an, ich solle ihr folgen.
    »Ihr armer, lieber Mann wurde meiner Obhut anvertraut, |119| weil ich Englisch spreche«, sagte Schwester Agatha, als sie mich durch eine schwere Holztür und anschließend eine breite Treppe
     hinaufführte. »Meine Mutter stammte aus London, und ich habe einen Teil meiner Kindheit dort verbracht. Also empfinde ich
     eine ganz natürliche Wesensverwandtschaft mit Menschen aus Ihrem Heimatland. Herr Harker hat mir alles von Ihnen erzählt.
     Er hat mir gesagt, dass Sie schon bald seine Frau werden. Ich kann nur sagen, aller Segen Gottes möge über Sie beide kommen!
     Er ist ein so sanfter und lieber Mann, dass er unser aller Herzen erobert hat.«
    »Wie geht es ihm, Schwester?«, erkundigte ich mich noch im Gehen. »Sie haben geschrieben, dass er einen schrecklichen Nervenschock
     erlitten hat. Befindet er sich auf dem Wege der Besserung?«
    »Ja, aber nur langsam. Als er hier ankam, ach, da hat er in seinem Wahn von schrecklichen Dingen gesprochen. Derlei hatte
     ich noch nie gehört.«
    »Sie haben in Ihrem Brief erwähnt, er hätte von … von Wölfen und Dämonen und Blut phantasiert. Was hat er denn in seinem Delirium
     gesagt?«
    Schwester Agathe schüttelte den Kopf und bekreuzigte sich. »Die Fieberphantasien Kranker sind heilige Geheimnisse, meine Liebe,
     und die Pflegerinnen,

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