Draculas Fluch
abholt.«
»Ich richte mich nach meinen Anweisungen«, bemerkte der Pilot.
»Bitteschön!« entgegnete Cam. »Richten Sie sich nach Ihren Anweisungen. Sonst noch etwas?«
Der Pilot schüttelte den Kopf.
»Okay, dann wären wir klar.«
Damit zog Cam die Cockpittür hinter sich zu und schnallte sich in seinem Sitz fest. Im Schwanz der Maschine war das Gepäck verzurrt.
Ktara hatte seinen prüfenden Blick bemerkt und lächelte. »Alles geregelt«, erklärte sie. »Sie hätten den Piloten übrigens nicht anzulügen brauchen. Ich meine, was die Masken betrifft. Wir haben bloß drei dabei.«
»Ich habe nicht gelogen«, entgegnete Cam und grinste. »Mit der Extramaske habe ich nämlich die gemeint, die für Sie bestimmt war. So, wie die Dinge liegen, brauchen Sie meiner Meinung nach keine Maske – genausowenig wie Ihr Meister. Wenn wir nachgegeben hätten und ...«
»Lassen wir doch das Thema«, schaltete sich Professor Harmon ein.
Cam ließ das Thema. Schließlich hatte der Professor auf ihn gehört und nicht auf Ktara, die dererlei Vorsichtsmaßnahmen lächerlich gefunden hatte. Sie, mit ihren Kräften, sorge schon dafür, daß keine Sauerstoffmasken nötig wären.
»Mit Ihren Kräften«, hatte Cam erwidert und ein spöttisches Lachen ausgestoßen. »Ich erinnere mich an eine Situation, wo Sie trotz Ihrer Kräfte total hilflos waren. Nein, vielen Dank. Masken werden gekauft, ich bestehe darauf.«
Und das hatte er dann auch getan. Daß er sogar eine Maske für Ktara erstanden hatte, war eine Geste gewesen.
»Tut mir leid«, sagte er.
»Ist schon gut«, entgegnete Ktara und wollte lächeln, aber es gelang ihr nicht so recht. »Ich habe immer noch dieses komische Gefühl«,setzte sie wie zur Entschuldigung hinzu.
Die Düsen heulten auf, die Maschine rollte. Nach dem Start schien der kleine Jet schier senkrecht in den Himmel aufzusteigen. Als die Reisehöhe erreicht war, griff Cam nach der ersten Zigarren und zündete sie an. Er wedelte das Streichholz aus, steckte es in den Aschenbecher und sah zufrieden hoch.
Im selben Augenblick fiel ihm der Unterkiefer herunter.
Die Cockpittür ging auf, der Pilot taumelte mit glasigem Blick heraus, machte drei Schritte und brach in dem schmalen Gang zwischen den Sitzen zusammen.
»Er ist in Trance«, rief Ktara. »Er lebt noch, aber...«
»Und wer fliegt die Maschine?« fiel ihr Cam ins Wort.
»Dort scheint sich die Antwort auf diese Frage zu zeigen«, sagte der Professor ruhig und deutete nach vorn.
Jetzt sahen auch Cam und Ktara die lautlose Bewegung. Etwas Helles, Leuchtendes kam von der Decke der Kabine geschwebt. Es war rechteckig und von purem Gold und erinnerte Cam sofort an einen Fernsehschirm. Das Rechteck blieb in der Luft hängen, der Innenraum der Maschine war plötzlich in Dunkelheit gehüllt.
Ein wildes, mongolisches Gesicht erschien auf dem Rechteck. Deutliche Worte schwebten durch die Maschine.
»Professor Damien Harmon, Mr. Cameron Sanchez und du, die du dich Ktara nennst, haben Sie keine Angst. Ich hege nicht den Wunsch, Sie zu zerstören. Noch nicht.«
»Welchen Wunsch hegen Sie dann, Ka-Zadok?« fragte der Professor ohne das leiseste Zittern in der Stimme. »Und Sie sind doch Ka-Zadok, der Zauberer, oder irre ich?«
Die Augen des Gesichts, das auf dem Rechteck sichtbar war, hefteten sich auf Harmon. »Seltsam, Ihre Gedanken. Es ist, als ob eine Art Schild ...« Die Augen wanderten zu Cam. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Zauberers. »Jetzt verstehe ich, warum die Traumsprecher mit Ihren Gedanken nicht zurechtgekommen sind, Professor. Aus dem Denken Ihres Assistenten entnehme ich viel – sehr viel sogar. Der schwache Versuch Ihrer Begleiterin, seine Gedanken abzudecken, ist geradezu lächerlich im Vergleich zu dem Metallplättchen hinter Ihrer Stirn. Und so geschieht es manchmal, daß die Niederlagen der Vergangenheit den Siegen der Zukunft helfen können.«
»Ist das bei Ihnen der Fall, Ka-Zadok?« fragte Professor Harmon. »Glauben Sie, daß Ihre Niederlage in der Vergangenheit...«
»Niederlage in der Vergangenheit!« Der wütende Aufschrei schien die ganze Maschine zu erschüttern. »Es hat in der Vergangenheit keine Niederlagen gegeben. Nicht eine!« Die Stimme wurde wieder ruhiger und gefaßter. »Ich verstehe. Aus den Gedanken Ihres Assistenten ersehe ich, daß man es Ihnen erzählt hat. Es stimmt, daß ich vor ewig langen Zeiten den Finsteren herausgefordert habe. Sie nennen ihn Dracula. Meine Wiederkehr aus dem
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