Dragon Dream (epub)
zitterte.
»Ich kann nicht. Mein Bruder würde mir den Kopf abreißen.«
»Ich gehöre ihm nicht.«
»Nein, aber diesen Kampf wirst du selbst ausfechten müssen, meine Schöne. Und jetzt …« – er deutete mit seiner Schwanzspitze in die entgegengesetzte Richtung – »geh zurück zu Briec.«
»Ich bin kein Hund. Und was ist mit deinem Schwanz los?« Sie runzelte die Stirn. »Da fehlt etwas.«
Gwenvael war nicht bereit, über den Verrat seiner Sippe und den Tag, an dem seine Schweinehunde von Brüdern ihm die Schwanzspitze abgeschnitten hatten zu sprechen, und hob seinen Schwanz, um ihn um ihre Taille zu legen und sie zurück zu seinem Bruder zu tragen. Aber sie hielt sich mit einer Hand daran fest und klemmte sich mit der anderen ihren Dolch zwischen die Zähne. Während Gwenvael versuchte, zu durchschauen, was zum Teufel sie vorhaben mochte, hob er seinen Schwanz, sodass sie von dort auf seinen Unterarm springen konnte. Bevor er sich versah, kletterte sie auf seine Schnauze und hinauf auf seinen Kopf.
»Was zum …«
Dann sah er ihren Dolch. Wie hätte er ihn auch übersehen können? Sie zielte direkt auf sein Auge. Er schlug mit seiner Klaue nach ihr. Er warf sie nicht herunter, erschreckte sie aber genug, dass sie ihn nur wenige Zentimeter neben ihrem ursprünglichen Ziel in den Kopf stach.
»Aaaah! Du Wahnsinnige!«
Er wollte ihr nicht wehtun, aber er hatte keine andere Wahl. Vor allem, als sie ihren Dolch wieder herausriss und noch einmal zielte.
Mit seinem Schwanz schlug er sie von hinten, sodass sie im hohen Bogen von ihm herunterfiel. Sie traf mit einem Grunzlaut auf dem Boden auf, rollte sich aber elegant ab.
Sie blieb auf dem Rücken liegen, den Dolch immer noch in der Hand. Er wartete nicht, bis sie wieder auf den Beinen war. Er schlang seinen Schwanz um sie, achtete darauf, ihre Arme an den Seiten festzuklemmen und machte sich auf den Weg zurück in seine Höhle.
Morfyd die Weiße, Drachenhexe aus dem Hause Gwalchmai fab Gwyar, erstgeborene Tochter der Drachenkönigin Rhiannon, Vasallin der Königin Annwyl von Garbhán und oberste Kampfmagierin der Armeen der Dunklen Ebenen, rappelte sich auf, ohne einem der Männer in die Augen sehen zu können, die gesehen hatten, wie sie über ihre eigenen großen Füße gestolpert war. Nach all den Jahren hätte man meinen können, sie sollte ihren menschlichen Körper ein bisschen besser beherrschen.
Aber leider …
»Alles in Ordnung?«
Sie verzog das Gesicht, als sie die amüsierte Stimme hörte, die sie inzwischen so mühelos erkannte.
»Aye, Brastias.« Sie nahm die Hand von Königin Annwyls General und Stellvertreter und ließ sich von ihm aufhelfen.
»Deine Füße haben dich mal wieder aus dem Nichts angegriffen, was?«
Sie sah finster in sein lächelndes Gesicht. »Wenn du so weitermachst, lasse ich die nächste Wunde, die du dir im Kampf holst, vereitern.«
Sie klopfte sich die Vorderseite ihres weißen Gewands ab und versuchte verzweifelt, Brastias’ starke Hände zu ignorieren, die ihr den Hintern abstaubten. Bei jeder seiner Berührungen ihres Hinterteils schnurrte sie buchstäblich.
»Ehrlich, Morfyd«, sagte er nun ganz ernsthaft, »bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist?«
»Aye. Nur einer meiner Brüder.« Sie hatte ein plötzliches und extrem starkes Stechen im Kopf gespürt, das genauso plötzlich wieder aufhörte. Das war gar nicht gut, vor allem nicht, wenn sie sogar fast stolperte, aber ihr Bruder lebte noch. Das wusste sie.
Brastias runzelte besorgt die Stirn. »Geht es ihnen gut? Götter, es ist doch nicht Fearghus, oder?«
Sie schüttelte den Kopf, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. Niemand würde dieses bestimmte Gespräch mit der Königin führen wollen, sollte ihrem Gefährten je ein Leid zustoßen.
Brastias nahm ihren Arm und ging mit ihr auf ihr Zelt zu. »Welcher Bruder ist es dann?«
Sie wusste, dass es ihn nicht ernsthaft interessierte, aber er fand immer gern einen Grund, ihre Hand oder ihren Arm zu nehmen und sie zu ihrem Zelt zu begleiten. Morfyd musste zugeben, dass Brastias es tatsächlich zu einem fast angenehmen Ereignis machte, in den Krieg zu ziehen.
Sie konzentrierte sich kurz, spürte den Ranken der alten Magie nach, die die gesamte Familie Gwalchmai fab Gwyar ständig verband. Sie konnten einander nach Belieben ausschließen und taten das normalerweise auch – es sei denn, sie wurden überrascht. Irgendetwas hatte ein Mitglied ihrer Sippe eindeutig unvorbereitet
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