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Dragons Schwur

Dragons Schwur

Titel: Dragons Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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einer enthielt getrocknete Lorbeerblätter, der zweite die spitzen Nadeln einer Zeder und der dritte Meersalz.
    Anastasia schloss die Augen und schickte das stumme, von Herzen kommende Gebet an ihre Göttin, das sie vor jedem Zauberspruch oder Ritual aufsagte.
Nyx, ich schwöre hiermit, dass ich nur Gutes mit dem Zauber beabsichtige, den ich heute Nacht wirke.
    Sie öffnete die Augen und wandte sich nach Osten, entzündete die gelbe Kerze für Luft und rief das Element mit klarer Stimme und schlichten Worten in ihren Kreis: »Luft, bitte komm in meinen Kreis und stärke meinen Zauber.« Im Uhrzeigersinn entzündete sie alle fünf Kerzen, rief die Elemente an und vollendete den Zauberkreis, indem sie die violette Geistkerze in der Mitte des Altars anzündete.
    Sie wandte sich nach Norden, holte noch einmal tief Luft und sprach aus Herz und Seele:
    »Mit duftendem Mariengras werd ich beginnen …«
    Sie hielt das Ende des geflochtenen Streifens über die Flamme der grünen Erdkerze. Als er sich entzündete, bewegte sie ihn anmutig in einer trägen Schleife um sich herum, dass die Luft über dem Altarstein sich mit dickem Rauch füllte, der sich in Wellen bewegte.
»Negative Energie muss spurlos verschwinden.«
Sie legte den noch rauchenden Streifen beiseite und griff in den ersten Samtbeutel. Während sie die getrockneten Lorbeerblätter in ihre Handfläche bröckelte, setzte sie den Zauber fort.
»Lorbeer klar und achtsam macht, Erde, bring uns seine Macht.«
Die Zedernnadeln kamen danach an die Reihe. Anastasia atmete ihren Duft ein, als sie sie mit den zerdrückten Blättern in ihrer Handfläche mischte.
»Zeder, mach mich mutig, sicher und gefasst. Leih uns deine Kraft, auf dass mein Zauber nicht verblasst.«
    Aus dem letzten Samtbeutel schöpfte sie die winzigen Salzkristalle, fügte sie aber nicht zu den übrigen Zutaten, sondern hob die Handfläche, die mit der Mischung aus Lorbeer und Zeder gefüllt war. Sie neigte den Kopf nach hinten und genoss den warmen, vom Feuer geküssten Wind, der nach Flusswasser roch und den dichten Wasserfall ihres blonden Haars bewegte. Der Wind bewies, dass die Elemente tatsächlich in ihren Kreis getreten waren und darauf warteten, ihre Bitte zu empfangen und zu erfüllen. Als sie den Zauberspruch aufsagte, nahm ihre Stimme einen reizvollen Singsang an, als rezitierte sie ein Gedicht, dessen Begleitmusik nur sie hören konnte.
    »Einen Anziehungszauber wirk ich heut Nacht.
    Klare Sicht ist’s, die er macht.
    Mit Lorbeerblättern wird gezeigt,
    Dass Hochmut keine Liebe zeugt.
    Zedernkraft vor Untat schützt,
    Du Mut und Selbstbeherrschung besitzt.«
    Anastasia fügte das Meersalz hinzu, die letzte Zutat.
»Mit Salz bind ich den Zauber an mich.«
Sie bewegte sich zu der grünen Kerze, holte Luft und ordnete ihre Gedanken. Nun musste sie den Namen von Dragon Lankford heraufbeschwören und danach die Namen der fünfzehn Schülerinnen und Schüler einzeln aussprechen und jeweils eine Prise der magischen Mischung in die Erdflamme streuen, während sie hoffte und betete, dass der Zauber haften und alle Schüler Dragon mit Klarheit und Wahrheit und Ehrlichkeit erkennen würden.
    »Schwertgleich teilt Magie die Flamme
    Wahrheit über Bryan Lankford sei der Name!«
    Es passierte, als sie seinen Namen aussprach. Eigentlich hätte sie nun die erste Prise der Mischung in die Flamme streuen und dabei den Namen der völlig von Lankford besessenen Doreen Ronney aussprechen müssen. Stattdessen explodierte die Nacht in einer Wolke aus Chaos und Testosteron, als ein Jungvampyr mit gezogenem Schwert hinter dem nächsten Weißdorn hervorstürzte.
    »Weg hier! Ihr seid in Gefahr!«, schrie er und versetzte Anastasia einen groben Stoß. Sie verlor das Gleichgewicht, ruderte mit den Armen und verstreute dabei die magische Mischung, während sie unsanft auf dem Hinterteil landete. Dort saß sie und schaute mit offenem Mund entsetzt zu, wie der warme Wind, der aufgekommen war, als sie ihren Kreis eröffnet hatte, die magische Mischung ergriff und dem Jungvampyr ins Gesicht wehte.
    Die Zeit schien stehenzubleiben. Es war, als hätte sich die Wirklichkeit einen Moment lang verschoben und geteilt. Gerade noch schaute Anastasia zu dem Jungvampyr auf, der eingefroren in der Zeit dastand, das Schwert erhoben wie die Statue eines jungen Kriegergottes. Dann erglühte die Luft zwischen ihr und dem reglosen Jungvampyr in einem Licht, das an eine Kerzenflamme erinnerte. Es wogte und strudelte und wurde so hell,

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