DRAGONWOLF - Die tödlichste Kreuzung (German Edition)
Verrat von Zulu glauben. Zum Glück, sprach ich meine Zweifel nicht laut aus, denn als ich noch überlegte was wir jetzt tun könnten, schleppte Zulu riesige Äste beiseite und gab so den Eingang einer mächtigen Höhle frei. „Immer rein in die gute Stube!“, winkte er uns herbei. „Ihr seid herzlich Willkommen! Mein Großvater bekommt gerne Besuch, sofern er so nett ist wie ihr!“ Dean guckte ungläubig und meinte: „Hier wohnt dein Großvater?“ Na klar, eine Höhle als Eingang zur Unterwelt. Das war perfekt! Warum waren wir nicht darauf gekommen? Plötzlich hatte ich keinen Zweifel mehr daran, dass Zulus Großvater hier lebte und auch nicht daran, dass wir den Eingang dort drinnen finden würden!
Zulu führte uns mit einer Fackel, bestehend aus einem dicken Ast der mit etwas Stroh umwickelt worden war, durch die dunkle Höhle. Niemals hätten wir uns dort alleine zurechtgefunden. Er führte uns durch enge Tunnel, die mitten drin zu mehreren Richtungen abzweigten, dann wieder in einen riesigen Raum aus Stein, wo sogar ein kleiner See drin Platz gefunden hatte. Ab hier war alles hell erleuchtet, überall hingen große Fackeln und Laternen an den steinernen Wänden, die ein wunderschönes Schattenspiel auf dem Boden der Höhle und auf dem See erzeugten. Das Feuer beleuchtete eine Farbenfrohe Welt aus Höhlenmalereien, die eine Geschichte in Bildern erzählten. Da waren Männer, Frauen und Kinder in menschlicher Gestalt, bis sie sich zwei Bilder weiter in Tiere wie Wölfe, Drachen, Krähen und Wesen wie Elfen, Feen und Einhörner verwandelt hatten. Die Bilder hatten mich so in ihren Bann gezogen, dass Tabata sanft aber bestimmt meinen Arm umfasste und mich an ihnen vorbeiziehen wollte. Aber zum Glück wendete ich meinen Blick einen klitzekleinen Moment zu spät ab, denn da stach mir etwas ins Auge, was mich erneut stehen bleiben ließ. Auf der Höhlenwand war ein junger Mann aufgemalt, der eine Art Fußfessel in der einen Hand und den wohl dazu passenden Schlüssel in der anderen hielt. Das auffallendste daran aber war, dass die darauf folgenden Malereien alle zerstört waren! Sie waren anscheinend einfach aus der Wand heraus gemeißelt und somit entfernt worden. Langsam dämmerte es mir… für mich war es ganz eindeutig… der junge Mann auf dem Bild das noch da war, das war DEAN! Mit dem Schlüssel, den er um seinen Hals trug!
Die Malerei an der Wand war eine Prophezeiung. Anders konnte es gar nicht sein. Wer genau war Zulus Großvater eigentlich? Hatte uns das Schicksal zu ihm gebracht? Früher oder später wären wir in jedem Fall hierhergekommen, das war mir jetzt bewusst. Vielleicht war es sogar vorherbestimmt gewesen, dass wir Zulu getroffen hatten. Wie ging die Geschichte an der Wand wohl aus? Was hätte sie uns alles berichtet, wäre sie nicht zerstört worden?! Wären auf den folgenden Bildern auch Tabata und ich zu sehen gewesen? Mein Gehirn arbeitete ohne Unterlass, meine Schläfen pochten und wahnsinnige Kopfschmerzen drohten sich anzubahnen. Innerlich fühlte ich mich wie betäubt, leer und kraftlos. Auch Tabata hatte mittlerweile die Situation richtig erfasst, denn sie stand nur da, schaute auf das Bild und schüttelte immer wieder stumm den Kopf. Nur Dean stand ein Stück weg von uns und schaute zum See hinüber. Er war an den meisten Bildern einfach vorbei gegangen, ohne einen Blick darauf zu werfen. Ich bedeutete Tabata weiterzugehen und legte meinen Zeigefinger an die Lippen um ihr verständlich zu machen, Dean erst mal nichts von unserer Entdeckung zu erzählen. Ich wollte ihn nicht mehr als nötig beunruhigen. Er hatte schon genug durchgemacht in letzter Zeit. Eigentlich hatten wir das alle.
Zulu drängte uns weiterzugehen, um uns seinen Großvater vorstellen zu können. Unterwegs trafen wir ein paar andere Verwandte von ihm. Sogar seine jüngere Schwester Zula. Sie war ein Jahr später als er auf die Welt gekommen. Sie war nicht nur seine Schwester, sondern auch gleichzeitig seine beste Freundin, wie er uns strahlend berichtete. Zula hatte die ganze Zeit über Deans vollste Aufmerksamkeit. Zuerst sah es so aus, als hätte ihn der Schlag getroffen, aber dann nahm sein Gesicht so einen merkwürdigen Ausdruck an. Er sah aus wie der Dackel meiner Cousine Diana, wenn er um ein Stückchen Wurst bettelte. Zula war ein hübsches Mädchen, das ihrem Bruder sehr ähnlich sah. Sie war genauso Schlank, aber ein paar Zentimeter kleiner als Zulu. Beide hatten Pechschwarzes Haar, so wie auch die
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