Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
packte der Schweigsame bereits seine Arme, drehte sie nach hinten, fesselte die Hände, dann die Beine.
»Ich muss sichergehen, dass du keine Dummheiten machst, während ich weg bin«, sagte der Schweigsame. »Goldpfeil, pass auf deinen Herrn auf und verpass ihm einen Huftritt, sobald er einen komischen Blick kriegt und mit einer fremden Stimme spricht.«
Dann war er verschwunden.
Goren saà verstört in der Dunkelheit. Goldpfeil graste friedlich in der Nähe, sah hin und wieder zu ihm und widmete sich dann weiter seiner Mahlzeit.
Dafür wirst du büÃen , flüsterte Blutfinder in ihm.Â
Du hast keine Gewalt mehr über mich , gab Goren zurück, und Ruorim ist nicht in der Nähe, um dich zu unterstützen .
Die Nacht hatte ihren Höhepunkt überschritten. Goren erwachte, als er das Stampfen von Pferdehufen hörte und leise Stimmen. Goldpfeil hob den Kopf und wieherte.
»Das ist doch Goldpfeil, oder?«, erklang Menors verwunderte Stimme. »Was machst du denn â oh.«
Goren sah zu Boden, als die befreiten Gefährten nacheinander auftauchten und auf ihn herabstarrten. Er konnte sich vorstellen, dass ihre Gesichter jetzt den Aufruhr in ihrem Inneren widerspiegelten: Fassungslosigkeit, Enttäuschung, Wut, Hass.
»Schön, dass du ihn befreit hast, damit wir in den Genuss unserer Rache kommen!«, dröhnte Buldr Rotbarts Zwergenstimme durch die Nacht. »Und gefesselt ist er auch, wie praktisch! Da werde ich dann gleich mal mit dem Zerteilen anfangen.«
Goren schluckte und schloss die Augen, den Schwert- oder Axthieb erwartend.
»Gute Idee«, erklang Hags kühle Stimme. »Und womit machst du das, mit bloÃen Händen?«
Goren öffnete die Augen wieder und sah zaghaft hoch.
Weylin Mondauge näherte sich ihm. »Goren, bist du das oder ein Anderer?«, fragte sie leise.
»Ich bin es«, flüsterte er. »Sieh in meine Augen, wenn sie nicht grau sind, bin ich es wirklich.«
»Was redest du denn da?«, polterte Buldr. »Ich sehe Goren, wie er immer war!«
»Nein.« Der Schweigsame stellte sich vor Goren. »Nein, Mondauge hat erkannt, dass nicht Goren es war, der uns verraten hat, sondern ein Anderer.«
»Keine Ausflüchte!«, sagte Hag drohend.
»Er wird es euch sagen«, erwiderte der Schweigsame. »Ihr werdet ihn anhören. Dann könnt ihr immer noch entscheiden, ob ihr ihn zur Rechenschaft zieht. Aber bis dahin steht er unter meinem Schutz, und ihr werdet ihn nicht anrühren.«
»Ich kann dich mit einem Finger beiseiteschieben«, brummte der Zwerg und ging einen Schritt auf den Schweigsamen zu.
»Du stehst in meiner Schuld«, warnte die Kapuzengestalt. »Ich habe euch alle befreit.«
»Warum tust du das?«, fragte Menor.
»Weil ich Goren verstehen kann«, antwortete der Schweigsame. »Ich weiÃ, was ihn quält, ich kenne seine Einsamkeit, das Gefühl, ausgestoÃen zu sein und keine Heimat zu haben. Er ist gespalten, genauso wie ich, doch ist seine Bürde weitaus schwerer als meine.«
Der Schweigsame trat zur Seite, damit auch Goren ihn von vorne sehen konnte.
Dann öffnete er den Umhang und lieà ihn zu Boden fallen.
Kein Blatt regte sich, selbst der Wind schwieg. Die Schlacht unten war weiterhin in vollem Gange. Um das, was hier oben geschah, würde sich niemand kümmern.
Goren blickte in das wundervollste Gesicht, das er je erblickt hatte. Zart, von einem schimmernden Glanz erhellt, und doch Ausdruck eines starken Willens. Dieses ebenmäÃige Gesicht war jung, und doch zeigten sich darauf die Spuren eines leidvollen Lebens, in dem es nur wenig Freude gegeben hatte. Schwarzglänzende Haare flossen befreit bis zu den Hüften hinab und teilten sich wie ein Wasserfall an den langen, anmutig geformten, spitzen Ohren. Die groÃen Mandelaugen hatten einen violetten Schimmer, und die Pupillen glänzten wie zwei ferne Sterne.Â
Ihr Körper war schmal, zierlich und feingliedrig. Sie war viel kleiner war als Weylin Mondauge, und so wie jene hell war, war sie dunkel.
Die Elfe mit dem Herbstlaubhaar wich mit einem Ausdruck des Abscheus zurück, schwieg aber. Die Anderen gafften mit aufgerissenen Augen.
»Ich bin Sternglanz«, sprach die Nyxar. Auch ihre Stimme hatte sich verändert, sie klang sanft wie das Raunen eines Baches unter Felsen. »Ich bin die Tochter eines Nyxar, aber geboren von einer menschlichen
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