Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
Blutfinders Seele leider nicht vernichten, noch nicht; das ist diese ganze unselige Drachenblutsache, und wir beide haben noch keinen Weg gefunden, das wieder rückgängig zu machen. Nun, es hat eben alles seine guten und schlechten Seiten, wollen wir niemanden verurteilen. Aber wir können seine Seele bannen, und Gorens gequälte Seele wäre frei.«
»Mir kann Blutfinder nichts antun«, sagte Sternglanz. »Ich werde Gorens Herz hüten.«
»Darauf wette ich«, murmelte Marela.
Die Heilerin entzündete einen Kienspan und warf ihn in die groÃe Schale. Sie schnitt Goren in den kleinen Finger, fing sein Blut auf und tröpfelte es in den aufsteigenden Qualm. Dann hob der Schuppige sein Bein darüber, und drei schwarze Tropfen Blut fielen in die Schale.
Es zischte und dampfte, und eine seltsam geformte, einer Rune ähnliche Wolke stieg auf. Dann begann es zu donnern, dass die ganze Festung erbebte. Marela stand mit ausgebreiteten Armen über Goren und fing an zu singen, die uralte Formel eines gezielten Heilzaubers.
»Halte deine Hände über seine Brust«, sagte der Schuppige leise zu Sternglanz. »Darmos, stelle dich neben das Mädchen und stütze es. Du, Kind, konzentrierst dich auf sein Herz, und stelle dir vor, du hältst es in Händen. Und dann versetze Gorens Herz in den Kristall.«
Sternglanz und Darmos gehorchten, während Marelas Stimme allmählich lauter wurde. Sie war bereits in tiefe Trance gefallen. Blutfinder versuchte vergeblich, Gorens Körper aus den Fesseln zu befreien. Ein schuppiger Kopf schwebte hoch über ihm, und auch der Alte murmelte Worte in einer geheimen Sprache.
Sternglanz hatte die Augen geschlossen; ihre Lippen bewegten sich lautlos. Darmos sah aufgeregt, wie der grüne Kristall auf einmal noch stärker aufglühte. In seinem Inneren zeichnete sich auf einmal ein Schatten ab, der einem Herzen ähnelte â einem rhythmisch schlagenden Herzen.
Gorens Körper erschlaffte, sein Blick brach. Darmos wollte vor Schreck weichen, aber der Alte warnte ihn: »Bleib! Bewache Sternglanz, sie bewahrt das Herz! Vertraue ihr! Und vor allem: Weiche nicht, konzentriere dich, schweife auch nicht in Gedanken ab!«
Blutfinder geriet in Panik, als der Körper um seine Seele starb. Er fing an unartikuliert zu kreischen und tobte als rot gleiÃender Punkt durch den Leib des Jungen.
Darmos brach der Schweià aus, als er dies mitansehen musste. Aber Gorens Herz in dem grünen Kristall schlug kräftig, und so vertraute er und hielt Sternglanz stützend in seinen Armen. Marela und der Schuppige sangen nun abwechselnd mit rituellen rhythmischen Bewegungen. Der Qualm aus der Schale war inzwischen feuerrot geworden und füllte die ganze Kammer. Darmos unterdrückte ein Husten, als er ihn einatmen musste. Der Qualm sickerte in Gorens Haut ein, in seine Augen, seine Nase, seine Ohren, seinen Mund. Blutfinders Schreie schwollen zu einem infernalischen Schrillen an, und Darmos konnte sehen, wie der durch Gorens Körper ziehende glühende Lichtpunkt immer langsamer wurde und schlieÃlich in der Halsgrube verharrte.
»Wir haben dich«, brummte der Schuppige. »Jetzt entziehen wir dir deine Kräfte. Und dann werden wir dich bannen ...«
Marela schwankte vor Erschöpfung, der Schweià rann in Bächen an ihr hinab, aber ihre Stimme war ungebrochen.
Die Liege schwankte, als der Boden leicht bebte, und das Fackellicht der Runenstäbe flackerte. Ein schwarzer Schatten fiel über den Bannkreis, und Darmos fühlte einen eiskalten Hauch, der ihm bis in die Knochen drang. Er begriff, dass Blutfinder auszubrechen versuchte, doch die Runen hielten ihn fest. Es gab keine Lücke in der Beschwörung, kein Bannspruch war vergessen worden. Blutfinders Schreie waren zu einem kläglichen Wimmern abgesunken, das immer schwächer und verzweifelter klang, wie das letzte Aufheulen eines sterbenden alten Hundes.
Darmos fragte sich, wie Marela es all die Jahre geschafft hatte, dieses Geheimnis vor ihm zu bewahren, all ihre Forschungen und Vorbereitungen, das Wissen um Blutfinders Wiedererstehung, und ... den Grund von Deratas Flucht.
Erst seit etwa einem Jahr, seit die Untaten von Ruorim dem Schlächter bis zur Burg vorgedrungen waren, wusste Darmos Eisenhand, dass er einen Enkel von seinem einzigen Kind hatte.
Seit dieser Offenbarung war Darmos Eisenhands Leben zum zweiten Mal seit der Flucht seiner
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