Dramen
helfen, die es zehnmal besser verstehen als er, und weiß vor allem nie, weshalb das Publikum über ihn lacht. Aus diesem Grunde dürfen Sie mir auf keine Probe kommen! Salamonskys Schimpanse weiß auch nicht, weshalb das Publikum über ihn lacht, und darin liegt das Großartige seiner Kunst! Dadurch werden ohne die geringste Anstrengung immer wieder neue hauserschütternde Orkane von Beifall entfesselt! – Der Schimpanse erhält, wie ich von Magdeburger höre, vierhundert Mark für jede Vorstellung. Ihnen, mein lieber Herr Hetmann, biete ich fünfhundert, wenn Sie als dummer August auftreten!
HETMANN
sich erhebend.
Sollte ich aber auch zum dummen August zu dumm sein …
COTRELLY
sich gleichfalls erhebend.
Unsinn! Dafür kann man nicht dumm genug sein! Magdeburger lasse ich in Gold fassen!
(Reicht Hetmann die Hand.)
Also, Herr Hetmann, fünfhundert Mark pro Abend! – Abgemacht!
HETMANN
schlägt ein.
Abgemacht!
COTRELLY
schüttelt seine Hand.
Sie gehören mir! – Ich lasse Ihnen morgen meine Kontrakte zugehen. Sie brauchen nur »Hetmann« darunter zu setzen.
Hetmann begleitet Cotrelly hinaus und kommt hastig zurück.
HETMANN.
Jetzt ein Strick! Aber rasch! Zum Einseifen ist keine Zeit mehr!
Er reißt die Schubladen der Kommode auf, findet einen Strick und eilt damit in den Alkoven. Nach einiger Zeit tritt Fanny ein und blickt suchend umher.
FANNY.
Wo ist er denn? – Herr Hetmann! –
(Für sich.)
Sie sind doch nicht zu zweit fortgegangen! –
(Sie geht zur Tür zurück und ruft in den Gang hinaus.)
Herr Hetmann!
Rudolf Launhart tritt ihr in der Tür entgegen.
LAUNHART.
Ist Hetmann denn nicht zu Hause?
FANNY.
Vor fünf Minuten war er noch hier.
LAUNHART.
Es war mir leider nicht möglich, ihn von der Anstalt abzuholen, weil sich meine Frau nicht ganz wohl fühlt.
FANNY.
Sind Sie ihm denn nicht begegnet?
LAUNHART.
Nein, Ich komme nämlich wegen seines Werkes, das er damals im Gefängnis geschrieben hat. Wissen Sie nicht, wo das liegt? Ich möchte es jetzt gern herausgeben. Er wird doch gleich wieder von sich reden machen.
(Er hat alle Tische abgesucht und öffnet die Schreibtischschubladen.)
Wo mag denn das sein?! Hetmann schließt doch bekanntlich nie in seinem Leben was weg! –
(Zu Fanny.)
Haben Sie denn gar keine Ahnung, wo er das Manuskript hingelegt hat?
FANNY.
Er wird ja jedenfalls gleich kommen, dann gibt er es Ihnen.
LAUNHART.
Es hat ihn doch nicht am Ende gar der Teufel geholt!
(Zieht ein dickes Manuskript aus einer Schublade.)
Da ist es ja!
(Liest den Titel.)
»Hidalla oder Die Moral der Schönheit. «
(Er blättert darin.)
Fanny hat sich unsicheren Schrittes dem Alkoven genähert, tut einen Blick durch die Vorhänge und stößt einen Schrei des Entsetzens aus.
LAUNHART.
Sind Sie besessen? Was schreien Sie denn so?
FANNY
mit erneutem Aufschrei.
Er … er hat sich …
(Sie tritt in den Alkoven.)
LAUNHART.
Was hat er sich?
(Eilt zum Alkoven und blickt hinein.)
– Sie hat ihm die Schlinge schon abgenommen.
(Kommt rasch nach vorn.)
Jetzt fliegt der Name Hetmann wie ein Lauffeuer um die Erde.
FANNY
stürzt aus dem Alkoven.
Helfen Sie, um Gottes willen! Helfen Sie!
LAUNHART
tritt ihr entgegen; er spricht das Folgende bis zum Schluß des Aktes möglichst rasch.
Hat Ihnen Hetmann nicht eben noch gesagt, daß ich die Herausgabe seines Nachlasses besorgen soll?!
(Grob.)
Sie sehen doch selber, daß da nichts zu helfen ist!
(Mit ihr ringend.)
Ich lasse Sie nicht von der Stelle, bevor Sie mir antworten! Besinnen Sie sich doch!!
FANNY.
Für solche Schurkereien bin ich nicht zu haben!
LAUNHART
lacht hell auf und drückt sie mit Gewalt vor sich nieder, so daß sie zusammengekauert vor ihm auf den Knien liegt.
O Fanny, Fanny – ein lebender Schurke ist Ihrer Gesundheit zuträglicher als der größte tote Prophet!
Ende
Tod und Teufel
(Totentanz)
Drei Szenen
1905
Αμὴν λέγω υμῖότι αι
πόρναι προάγουσιν υμᾶς εις
τὴν βασιλείαν τοῦ θεοῦ
ο Ἰησοῦς.
(Math. 21, 31.)
Personen
Der Marquis Casti Piani.
Fräulein Elfriede von Malchus.
Herr König.
Lisiska.
Drei Mädchen.
Szenerie
Ein Zimmer mit verhängten Fenstern, in dem einander gegenüber zwei rote Polstersessel stehen. Im rechten sowie im linken Proszenium befindet sich je eine kleine Efeuwand, hinter der sich jemand verbergen kann, ohne gegen die Zuschauer verdeckt zu sein und ohne von der Bühne aus gesehen zu
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