Draußen wartet die Welt
einen tiefen Schluck von meinem Tee und berichtete Daniel dann vom Fernsehen, den Sendungen, die man Sitcoms nannte, und von den Realityshows, die nicht besonders realistisch waren. Ich erzählte ihm von den Haushaltsgeräten in Rachels Küche und von den Videospielen, mit denen die Kinder spielten. Ich erzählte ihm auch von der Musik, die ich gerne hörte. Aber das Thema war zu eng mit Josh verbunden, also bat ich ihn stattdessen, mir von zu Hause zu berichten.
Daniel lehnte sich in seinem Stuhl zurück und erzählte mir, wer mit wem ging, wer Ärger bekommen und wer sich nach mir erkundigt hatte. »Deine Freundinnen vermissen dich.«
»Ich vermisse sie auch. Wie geht’s Annie und Kate?«
»Tja, Annie und Marc gehen endlich miteinander.«
Ich lächelte. »Das hat sie mir geschrieben. Ich bin mir sicher, dass sie ihn ziemlich auf Trab hält.«
»Ja«, stimmte Daniel zu. »Aber er ist der Herausforderung gewachsen. Kate macht ihre Arbeit in der Stadt Spaß, aber sie ist ziemlich einsam ohne dich.«
Mir wurde ganz warm ums Herz, als ich seine Worte hörte. Ich schaute in meine Teetasse, sah zu, wie die Blätter auf der Oberfläche schwammen, und atmete den blumigen Duft ein. »Es ist schon komisch«, sagte ich. »Ich habe hier viel Zeit mit Jugendlichen in unserem Alter verbracht, aber das ist nicht dasselbe. Ich habe manchmal das Gefühl, nur eine Neuheit für sie zu sein. Es ist nicht wie zu Hause, wo wir uns alle so gut kennen.«
Daniel beugte sich nach vorn. »Ich habe mir schon gedacht, dass es so ähnlich ist. Es muss schwer sein, an einem Ort zu leben, an dem man anders ist als alle anderen.«
Ich nickte. »Manchmal schon.« Ich wollte noch mehr sagen, aber irgendetwas an Daniels Haltung und der Art, wie er versuchte, mich ganz sanft in eine bestimmte Richtung zu lenken, wirkte ein wenig zu eifrig und drängend auf mich.
Er trommelte mit den Fingern gegen die Tischkante. Schließlich durchbrach er die Stille.
»Komm nach Hause, Eliza. Komm mit mir nach Hause.«
Ich schnappte nach Luft und schob meinen Stuhl zurück. Er schrammte mit einem lauten Geräusch über den Holzboden. Die Verkäuferin mit den Silberringen blickte kurz auf und wandte sich dann wieder dem Buch zu, das sie las. »Geht es bei diesem Überraschungsbesuch also nur darum?«, fragte ich. »Hast du gehofft, ich hätte schreckliches Heimweh und würde mich ganz elend fühlen?« Dann kam mir noch ein anderer Gedanke. »Hat meine Mutter dich hierhergeschickt, damit du mich wieder nach Hause holst?«
»Nein«, erwiderte er mit fester Stimme. »Weder noch.«
»Was dann?«
Daniel schob seine leere Tasse von sich weg und beugte sich näher zu mir. »Das ist auch mein Rumspringa. Überall um mich herum fahren die Leute in meinem Alter Auto, gehen auf Partys und sehen sich diese Filme an, von denen du mir erzählt hast.«
»Aber das kannst du doch auch alles machen.«
»Ich weiß.« Daniel starrte auf den Tisch hinunter. Als er wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme so leise, dass ich mich nach vorn lehnen musste, um ihn zu verstehen. »Aber ich will das alles mit dir tun.«
Die Welle der Ehrlichkeit, die aus Daniels Worten strömte, legte sich wie ein warmer Mantel um mich.
»Oh, Daniel«, sagte ich.
»Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«
Ich versuchte es erneut. »Bitte mach mich nicht für dein Glück verantwortlich.«
Er griff nach seinem Hut und fuhr mit der Fingerspitze über die Krempe. »Sind wir das nicht alle, Eliza? Sind wir nicht für das Glück der Menschen verantwortlich, die uns am Herzen liegen?« Ich senkte beschämt den Blick. »Jedenfalls empfinde ich so für dich«, fügte er hinzu.
Meine Hand kroch über den Tisch und meine Finger glitten zwischen seine. »Ich weiß, dass du das tust«, sagte ich. »Aber im Moment finde ich es einfach so aufregend, ein Teil von alldem hier zu sein. Kannst du mir noch ein bisschen Zeit geben?«
Daniels Lächeln wirkte zögerlich, es breitete sich nicht über sein ganzes Gesicht aus. »Ich schätze, ich habe keine andere Wahl.« Er drückte meine Hand ganz leicht, bevor er sie wieder losließ und sich seinen Hut aufsetzte. »Gehen wir wieder zurück. Gary wird bald hier sein.«
Auf dem Nachhauseweg legte er seine Hand nicht wie zuvor um meinen Ellbogen. Wir gingen schweigend nebeneinander her. Als wir das Haus erreichten, setzten wir uns vor der Haustür auf die Bank und warteten auf Garys Auto. Die sanfte Brise wehte den Duft von Heckenkirschen zu uns herüber
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