Draussen
Abwesendes, er schien über irgendwas nachzudenken. »Was ist los? Nehmen wir noch ein Getränk?« – »O. k., noch eins. Dann muss ich aber auch los.« – »Schön, dich kennengelernt zu haben!« – »Ja, das finde ich auch!« sagte er, fast ein bisschen wehmütig, und prostete mir zu.
Kapitel 11 Hochzeit
Connie hatte die Idee gehabt, dass wir dem Brautpaar zu viert – also sie, Ulf, seine neue Freundin Ulrike und ich – einen Picknickkorb mit allem Drum und Dran zur Hochzeit schenkten. Ich fand das spießig. Wozu brauchten Steffi und Tim einen Picknickkorb? Man konnte doch genauso einfach ein paar Plastikteller und -becher, Besteck, ein Geschirrhandtuch und all sowas in einen Korb packen und ein Picknick machen. Gut, ich konnte das nicht, denn ich hatte kein Plastikgeschirr, aber, Gott, wie oft machte man denn ein Picknick? Hatte ich überhaupt jemals ein Picknick gemacht? Zählten die Spaghetti auf diesem verfallenen Friedhof in Irland? Damals, mit achtzehn, hatte ich mit meinem damaligen Freund Matze Interrail gemacht und wir hatten uns mit Konservendosen eingedeckt. Leider hatten wir den Dosenöffner vergessen. Und so hatten wir mit Matzes Schweizermesser irgendwie ein Loch in eine Spaghettidose (ja, das gab es wirklich! Spaghetti in Tomatensoße aus der Dose!) gebohrt und eine Nudel nach der anderen durch dieses Miniloch gezutzelt. Wir waren jung, wir waren foolish, wir lebten von Luft und Liebe, da brauchte man manchmal nicht mehr als ab und zu eine Nudel. Auf dem Boden sitzen beim Essen, irgendwo im Grünen, ja, das war natürlich schon romantisch. Aber da konnte man doch auch einfach auf einer Decke belegte Brötchen verspeisen. Ich fand Picknickkörbe scheiße. Hatte aber selbst keine bessere Idee, und so gab ich etwas missgestimmt meinen Obolus zu unserem Gemeinschaftsgeschenk.
»Ach, die werden sich freuen!« jauchzte Connie, als sie mir den Korb »Landpartie Deluxe« präsentierte. »Mhm.« – »Was ziehst du eigentlich an?« – »Zur Hochzeit?« – »Nein, zum Jagdausflug mit Freiherr zu Guttenberg! Natürlich zur Hochzeit, du Muffeltrine! Ich hab mir dieses Wahnsinnskleid gekauft, weißt du, von dem ich dir erzählt habe.« – »Das für 300 Euro?« – »Ja! Weißt du, das hat man ja sein Leben lang, das ist wirklich zeitlos schön!« Das war wirklich die beste Erklärung für eine unnütze Anschaffung. Sofort hatte man kein schlechtes Gewissen mehr. Allerdings hatte Connie Unmengen an hochpreisigen Klamotten, sie konnte gar nicht so lange leben, dass sie in den Genuss ihrer Zeitlosigkeit kommen würde. »Ich zieh den Rock von Silvester an.« Cool, mit Frauen konnte man so reden. Die wussten sofort genau, was man meinte. Ein Mann hätte vielleicht gefragt: »Stallone? Wann hat der denn mal ’ne Transe gespielt? Und woher hast du sein Kostüm?« – »Oh, ja, darin sahst du super aus!« Connie war begeistert. Ich auch. »Übrigens kommt Ralf wahrscheinlich auch mit.« Ich merkte, wie Connie versuchte, beiläufig zu klingen. »Ralf? Der Typ aus dem Bus? Der nie anruft?« – »Na ja, nie ist übertrieben. Wir haben uns gestern erst geseh …« – »Und warum erfahre ich das nicht?« unterbrach ich sie wütend. »Das kann ja wohl nicht wahr sein! Was ist das für eine Welt, in der sich Frauen mit Männern treffen und es ihrer besten Freundin nicht erzählen? Kein Wunder gibt es die Finanzkrise, Kriege und die Erderwärmung, wenn jetzt sogar schon Freundinnen so rüde miteinander umgehen!« – »Ich hab ihn zufällig getroffen. Beim Bäcker. Und dann haben wir noch einen Kaffee getrunken.« – »Du trinkst gar keinen Kaffee!« zischte ich sie an. »Mann, ich hab eine heiße Schokolade getrunken und er einen Cappuccino, wenn du’s genau wissen willst. Das sagt man eben so, Kaffeetrinken.« – »Ja. Wenn man überhaupt was sagt. Dann sagt man wohl Kaffeetrinken«, schnappte ich.
»Jetzt stell dich nicht so an! Ich wollte es dir gerade erzählen. Er muss Montag für zwei Monate nach Indien, auf Montage, und da wollen wir am Wochenende eben noch Zusammensein, und Samstag ist ja die Hochzeit …« – »Ach was, so eng ist das schon mit euch? Ihr habt euch doch erst dreimal gesehen?« Ich wippte nervös mit meinem rechten Bein, so wie das eigentlich nur Männer machten. Ich hatte mich oft gefragt, warum sie das taten. Ob sie auf Klo mussten? Klar war es eine Übersprungshandlung, aber wofür? »Wir müssen uns erstmal kennenlernen. Und ich hasse es, auf einer Hochzeit ohne Begleitung zu
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